Erst nahmen sie sich die Raucher vor ...
Dienstag, 20. Dezember 2011
Wissenschaft nach CDC und Pfizer
Die Studie soll die ökonomischen Auswirkungen von Rauchverboten untersuchen. Thomas R. Frieden, Direktor der CDC bemerkt dazu: "Rauchfreie Arbeitsplätze, Restaurant und Bars rettet Leben, steigert die Produktivität, reduziert Gesundheitsrisiken und schaden nicht dem Geschäft".
Diese Aussage wurde zu Beginn der Studie veröffentlicht.
Die CDC ist das "Center for Desease Control and Prevention", eine Regierungsorganisation. Die CDC Foundation ist eine gemeinnützige Nichregierungsorganisation, die aber vom amerikanischen Kongress gegründet wurde. Die Pharma Firmen Merck, Pfizer, Roche und viele andere gehören zu ihren Unterstützern.
D. Joe Boone, Marketing Manager der CDC Foundation charaktersiert seine Organisation als "Die CDC Foundation verwaltet nicht nur Budgets. Sie engagiert sich für qualitativ hochwertige Arbeit, sie will sicherstellen, dass das Geld klug ausgegeben wird."
Montag, 31. Oktober 2011
Halloween politisch korrekt
Die Rektoren der Colonel Walker und der Ramsey Schule haben beschlossen diesen Tage dazu zu nutzen, die Werte des Gemeinwohls zu vermitteln. Die Schüler dürfen zwar weiterhin Kostüme tragen, solange sie weder Masken noch Waffen enthalten und auf brutale Darstellungen verzichtet wird.
Andere Schulen in Calgary ermutigen ihre Schüler sich in Schwarz und Orange zu kleiden, wieder andere erlauben überhaupt keine Kostüme um dem Problem aus dem Weg zu gehen.
Ganz allgmein ist Halloween der Tag an dem man die Ängste erproben kann, die man den Eltern für den Rest des Jahres einreden möchte. Schließlich gehen die Kinder von Tür zu Tür, treffen allerlei Fremde und nehmen von ihnen sogar Süßigkeiten an. Wie leicht wäre es, Kindern vergiftete Süßigkeiten zu geben?
Glücklicherweise ist das noch niemals passiert und man könnte annehmen, dass sich diese Tatsache in den Medien verbreitet: "vergiftete Süßgigkeiten kommen nicht vor". Das Gegenteil ist der Fall. Über die potentielle Gefahr, die von Fremden ausgeht ("stranger danger") wird genüsslich spekuliert.
Hier ist eine Seite, in der noch viele weitere Halloween Gefahren beschworen werden, und Tips gegeben werden, wie man sie vermeidet.
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Nikotin für Schulkinder
Sonntag, 28. August 2011
Kolumbien legalisiert Drogen für den persönlichen Gebrauch
Laut einem Artikel in El Tiempo ist der Besitz von bis zu 20 Gramm Marihuana und bis zu einem Gramm Kokain in Kolumbinen künftig straffrei.
Damit wird ein Gesetz aus dem Jahr 2009 faktisch rückgänging gemacht. Dieses Gesetz verbot den Besitz von Drogen auch in geringen Mengen. Die Änderung wurde u.A. damit begründet, dass ein solches Verbot fundamentale Rechte verletzen würden, nämlich das Recht Entscheidungen, die die eigene Gesundheit betreffen selbst fällen zu dürfen.
An diese Begründung mag ich allerdings nicht recht glauben. Wahrscheinlicher ist, dass das alte Gesetz erkennbar mehr Schaden angerichtet hat als es Nutzen gebracht hat.
Interessant sind auch die Kommentare hierzu auf Columbia Reports. "Ein guter Zug, Kolumbien", "Bravo, Kolumbien", "Das sind wirklich gute Neuigkeiten", "endlich mal eine sinnvole Gesetzesentscheidung" usw.
Kolumbien ist bei weitem nicht das einzige Land, das Drogenbesitz in Grenzen zulässt. Auf wikipedia werden noch folgende Länder gennant, die sich von einer Null-Toleranz Politik verabschiedet haben.
- Argentinien
- Brasilien
- Kanada
- Tschechien (ist wohl derzeit das liberalste Land in der EU)
- Mexico
- Niederlande
- Portugal
- Norwegen
- Uruguay (dort war privater Drogenbesitz niemals verboten)
Die meisten Menschen sind ehrlich
Heute befasste siche Gert Scobels Sendung Sonnags mit der Frage "Moral im Alltag". Ein Niedergang der Moral wurde dort nicht festgestellt.
In Berlin "verlor" ein Lockvogel seine Geldbörse und ein Kamerarteam beobachtet die Reaktion der Passanten. Ergebnis: von 30 Leuten, die die Geldbörse fanden gaben 27 sie zurück. Das deckt sich mit meiner Empfindung, dass nämlich die allermeisten Menschen ehrliche Häute sind.
Gert Scobel
Die anderen Beiträge waren weniger erhellend oder gar klischeehaft. So erfuhr man, dass Rechtsradikale, Kampfunde und Alkohol problematisch sind, und dass man Lebensmittel nicht wegwerfen soll, weil in Afrika Kinder verhungern. Beim Thema "zu schnell fahren" wurde die Frage, ob denn die Geschwindigkeitsbeschränkungen möglicherweise gar nicht gerechtfertigt sind überhaupt nicht gestellt. Stattdessen driftete der Beitrag in die diffuse Richtung "Rasen als Lebensgefühl" ab.
Unmoralische Verbote
Ich finde das Thema Moral ist ein wirklich wichtiges Thema, und ich finde es schade wenn es auf oberflächliche Weise betrachtet wird. Moralisch handeln ist nicht das gleiche wie nett sein. Moralisch handeln bedeutet auch nicht, sich so zu verhalten, dass einem niemand einen Vorwurf machen kann. Und moralisch handeln bedeutet schon gar nicht, sich so zu verhalten, wie es andere erwarten.
Im Zusammenhang mit Verboten spielt Moral eine wichtige Rolle. Denn erstens brauchen moralisch handelnde Menschen keine Verbote und zweitens ist ein Verbot eine moralisch höchst fragwürdige Angelegenheit. Ein Verbot ist ein Akt der Gewalt, der die Freiheit anderer einschränkt und es muss die Devise gelten: so wenig wie möglich und nicht mehr als nötig. Alles andere ist unmoralisch.
Samstag, 27. August 2011
Frauen sind die besseren AutofahrerInnen
Hannelore Mabry, eine Münchner Feministin und Herausgeberin der Zeitschrift "Der Feminist", legte 1987 im »Spiegel« Wert auf die Feststellung, sie habe eine Gruppe nichtfeministischer Frauen nicht als Arschlöcher, sondern als Arschlöcherinnen bezeichnet.
Bei meinen Versuchen richtig Deutsch zu lernen bin ich auf diese Seite gestoßen, auf der sich ein lesenswerter Abschnitt über politisch korrekte Sprache befindet. Ich zitiere auszugsweise.
StundentInnen
Im akademischen Umfeld ist als generischer Plural auch die Studierenden gängig. Auf solchen Konstruktionen bestehen in erster Linie Personen, die nicht begriffen haben, daß Genus und Sexus im Deutschen recht wenig miteinander zu tun haben (die Aufsicht, die Aushilfe/Aushilfskraft, die Drohne, die Geisel)
Wie lächerlich der Begriff Studierende ist, wird deutlich, wenn man ihn mit einem Partizip Präsens verbindet. Man kann nicht sagen: In der Kneipe sitzen biertrinkende Studierende. Und nach einem Massaker an einer Universität kann man schlecht sagen: "wir trauern um unsere toten Studierenden".
man, Mann und Mensch
Althochdeutsch man bezeichnet einen Menschen unabhängig von dessen Geschlecht; die geschlechtsspezifischen Entsprechungen sind wer für männlicher Mensch (erhalten in Werwolf) und quina (erhalten in queen) für weiblicher Mensch.
Durch die Formel man/frau werden Menschen weiblichen Geschlechts aus der durch man bezeichneten Gruppe herausgenommen — was ähnlich sinnvoll ist, als spräche man von Menschen und Frauen.
"mensch" — Hat angeblich frau statt man abgelöst und ist gleich noch meschugger, ja fast dämlicher. (Eckhard Henscheid: Dummdeutsch).
Jedoch ist weder herrlich von Herr abgeleitet noch dämlich von Dame.
Spachfeminismus in der Sackgasse
Wer mehr zu diesem Thema wissen möchte, dem sei die Seite Spachfeminismus in der Sackgasse von Arthur Brühlmeier empfohlen, wo sich u.A. folgende Perle des Basler Gesundheitsdepartements (sic!) findet:
Bereits die mildeste und häufigste Form der Trennung einer ‘Rolle des Verantwortungstragens’ (Arzt/Ärztin) von einer ‘Rolle des sich-Anvertrauens und sich-Unterordnens’ (Patient/in) reduziert die Eigenverantwortlichkeit, mit der der/die Patient/in Entscheidungen in Bezug auf seine/ihre Gesundheit trifft. Damit wird der/die ‘beratende Arzt/Ärztin’ zum/zur ‘entscheidenden Arzt/Ärztin’. In bestimmten Situationen haben Patient/in und Arzt/Ärztin natürlich keine andere Wahl (zum Beispiel bei einer Notfallbehandlung eines Bewusstlosen).
Trotz aller Mühe ist es den Autoren entgangen, dass es natürlich "eines/einer Bewusstlosen" heißen müsste.
Eine weitere Perle beschreibt die Schwierigkeiten zusammengesetzte Substantive wie "Lehrerbetreuer" politisch korrekt zu formulieren. Hier muss man nämlich beide Teile, nämlich "Lehrer" und "Betreuer" sowohl männlich als auch weiblich ausdrücken, was zu vier Kombinationen führt.
Ein künftiger Lehrer- bzw. Lehrerinnenbetreuer bzw. eine künftige Lehrer- bzw. Lehrerinnenbetreuerin sollte zuvor auch ein bewährter Schüler- bzw. Schülerinnenberater bzw. auch eine bewährte Schüler- bzw. Schülerinnenberaterin gewesen sein.
Zu diesen künstlich erzeugten Umständlichkeiten gesellt sich der wohl tiefgreifendste Nachteil sprachfeministischer Ansprüche, nämlich die Unmöglichkeit, gewisse Zusammenhänge logisch korrekt auszudrücken.
In der Feststellung eines Psychiaters, er sei überrascht, "dass der Amokläufer eine Frau war", kann "Amokläufer" weder durch "Amokläuferin" ersetzt werden, obwohl es sich um eine Frau handelte, noch darf der nach feministischem Verständnis männlich zu deutende Ausdruck "Amokläufer" als männlich verstanden werden. Der Satz "Frauen sind die vernünftigeren Autofahrer" stößt auf die gleichen Probleme.
Diese Schwierigkeiten führen dazu, dass viele Schreiber dazu übergegangen sind, menschliche Funktionsträger einfach nicht mehr zu erwähnen, was aber zu einer immer abstrakteren Sprache führt. So lässt sich etwa der einfache Satz "Die Lehrer sollten wieder vermehrt mit den Schülern üben" umformen zur Aussage "Aufgabe der Schule ist es, durch gezielte Wiederholungen die Kulturtechniken wieder vermehrt zu festigen."
Fazit
Man kann es drehen und wenden wie man will: politisch korrektes Deutsch ist schlechtes Deutsch. Wenn in einer Organisation die Devise ausgegeben wird, Funktionsträger geschlechtsneutral zu bezeichnen, dann impliziert das immer die These "gutes Deutsch ist uns nicht wichtig". Im Zusammenhang mit Stellenausschreibungen an einer Universität klingt das besonders komisch, vor allem wenn es sich dabei um Germanistik handelt.
Freitag, 26. August 2011
Astroturfing
So ein langer Satz. Man braucht ein Wort um mit dem Finger auf eine Organisation zu zeigen und zu sagen "das ist soo eine". Den Deutschen scheint dieses Phänomen nicht mal bewusst zu sein, und ein Wort dafür gibt es schon gar nicht.
Wie solle man dieses Phänomen benennen? Nun - eine Organsiation ehrlicher engagierter Bürger könnte man als Graswurzelbewegung bezeichnen. Ein politischer Wille, der von unten wächst. Was wäre das unechte, organisierte Pendant dazu? Völlig klar: Kunstrasen!
Astroturf ist ein Kunstrasen. Im Englischen benutzt man diesen Begriff folgerichtig als Abkürzung für den langen Satz in der Einleitung. Wikipedia schreibt dazu:
Der Begriff ist ein im Englischen beheimatetes Wortspiel mit dem Ausdruck Graswurzelbewegung, der wirklich spontane, in erster Linie von Privatpersonen und damit nicht von Politikern, Regierungen, Konzernen oder Public-Relations-Firmen getragene Initiativen bezeichnet. AstroTurf ist hingegen ein Markenname für Kunstrasen, wie er in manchen Sportstadien Verwendung findet. Astroturfing ist mithin nichts anderes als eine vorgetäuschte Graswurzelbewegung.
Dienstag, 23. August 2011
Was geht ab in den Kneipen?
Ein Londoner Pub weigert sich zwei Frauen alkoholische Getränke zu servieren, während einige Kneipenbesitzer in Michigan keine Abgeordneten mehr reinlassen.
Als Ali Ineson und Emma Rutherford mit ihren Kindern einen Londoner Pub betraten um ihren Soft-Drinks zu kaufen und sich selbst ein alkoholisches Getränk zu genehmigen, waren sie sehr erstaunt, als der Barman ihnen letzteres verweigerte. Er meine es würde sich nicht gehören vor den Kindern zu trinken.
Indessen wurden in über 500 Etablissements in Michigan Abgeordnete zu unerwünschten Personen erklärt. Die Kneipenbesitzer sind unzufrieden mit dem Ron Davis Gesetz, dass Rauchen in öffentlichen Räumen verbietet.
Protect Private Property Rights in Michigan (PPPRM)
Bars werden Verbotsschilder an ihren Eingängen anbringen und ihre Angestellten mit Photos der unerwünschten Personen ausstatten, so dass sie die Gesetzes-Macher erkennen können. Sollten sie doch in einer dieser Kneipen auftauchen, werden sie wegen widerrechtlichen Betretens belangt. Einige Abgeordnete wurden ohne weitere Begründung von diesem Verbot ausgenommen.
Sagte ich bereits, dass die Verbotsindustrie gesellschaftliche Spaltung hervorbringt?
Montag, 22. August 2011
AlcoholConcern
Die Organisation wurde 1985 von der Britischen Regierung gegründed. Sie ist bis heute der Haupt-Geldgeber. Von den über 1 Mio britischen Pfund, die diese Organisation 2008/2009 eingesteckt hat, kamen über 58% von der Regierung. Gerade mal 9186,- Pfund waren Spenden aus der Bevölkerung. Es handelt sich also um eine fake charity.
Der Kampf gegen die Trinker gewinnt immer mehr an Fahrt. Auch die BBC mischt hier freudig mit. In diesem Artikel wird beklagt, dass immer mehr Minderjährige mit Alkoholproblemen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Das belege die folgende Statistik:
Aus diesen Zahlen liest Dr. Richard Lewis von der British Medical Association (!) ein wachsendes Problem mit Alkohol und Drogen bei immer jüngeren Mernschen heraus. Ich kann diesen Zahlen lediglich entnehmen, dass die Zahlen von Cardiff und Vale für die Jahre 2007 und 2008 fehlen. Daher scheinen die Zahlen anzusteigen.
Bei den anderen Drogen ist die Sache noch merkwürdiger: hier ist die Statistik vollständig, zeigt aber - wenn überhaupt etwas - dann einen Rückgang. Wohlgemerkt: ich habe diese Statistiken nicht aus einer anderen Quelle, sie stehen in dem gleichen BBC Artikel, in dem auch von besorgniserregendem Anstieg die Rede ist.
Die Strategiene der Alkohol-Kritiker sind tupfengleich mit denen der Anti-Tabak-Organisationen. Wir müssen uns auf folgendes Bild einstellen:
Donnerstag, 18. August 2011
Nikotinsucht ist eine Krankheit
Kann man wirklich Nikotinsucht mit Nikotin bekämpfen? Es wird nicht so ganz einfach sein, das dem gemeinen Bürger zu erklären. Wieso sollte das Nikotin der Tabakindustrie das böse Nikotin sein und das der Pharma-Industrie das gute? Andererseits sind hier nicht allzugroße Schwierigkeiten zu erwarten. Schließlich setzt man auch Methadon gegen Herionsucht ein. Das ist besonders pikant, da ja auch Heroin ein Produkt der Pharma-Industrie ist. Sie kann quasi ihre eigenen Suchtstoffe auf den Markt bringen und später dann die entsprechende Ersatz-Therapie. Das schaffen sonst nur Waffenhändler.
Die Pharma-Industrie dürfte jedenfalls frolocken. Aber wie stets mit der Verbotsindustrie? Die dürften eher alarmiert sein, denn bisher waren sie peinlich darauf bedacht Nikotinsucht nicht als Krankheit durchgehen zu lassen, denn Kranke haben hierzulanden Rechte. Für die Verbotsindustrie ist es aber von entscheidender Bedeutung Raucher lediglich als dumme Jungen hinzustellen, die aus freier Willensentscheidung den Weg in den Tabakrausch gewählt haben, und die man durch allerlei Gängelungen auf den Pfad der Tugend zurückführen muss.
Von all den Drogen, die man vor hundert Jahren noch völlig problemlos kaufen konnte, sind heute nur noch Alkohol. Koffein, Zucker und eben Nikotin frei erhältlich. Alle anderen Drogen gibt es nur noch auf Rezept und alleiniger Lieferant ist die Pharma-Industrie.
Mittwoch, 17. August 2011
Schweinegrippe und die WHO
Inzwischen ist das Haltbarkeitsdatum des Impfstoffs abgelaufen und der zig Millionen Euro teure Stoff muss nun vernichtet werden. Erfreulich ist lediglich, dass die Vernichtung wesentlich preisgünstiger wird als es die Anschaffung war. Unterm Strich hat die WHO einer Pharma-Firma einen guten Auftrag zugeschanzt. Zahlen müssen wir alle.
Warnen ist hierzulande immer noch etwas völlig Ungefährliches.
Freitag, 5. August 2011
Warnhinweise auf Zigarettenschachteln
Mit oder ohne Warnhinweise auf Zigarettenschacheln rauchen immer weniger Leute. Es spricht wenig dafür, dass sie wegen der Warnhinweise mit dem Rauchen aufhören. Warum, so fragt man sich, werden trotzdem in immer mehr Ländern diese abschreckende Bilder aufgedruckt?
Letztlich handelt es sich bei den Warnhinweisen um Eigenwerbung der Verbotsindustrie. Das ist schon ein bemerkenswerter Coup. Man stelle sich vor, Ford würde durchsetzen, dass auf Opel Fahrzeugen Ford-Werbung geklebt werden muss.
In einigen Ländern will der Verbotsindustrie nun "plain packaging" durchsetzen, also Packungen auf denen gar keine Bilder mehr sind (auch kein Kamel), so dass alle Zigarettenschachteln mehr oder weniger gleich aussehen. Ich finde damit würden sie sich ins eigene Fleisch schneiden.
Montag, 18. Juli 2011
Wissenschaft per Vertrag
2003 wurde in Genf der FCTC (WHO Framework Convention on Tobacco Control) von 40 Nationen unterschrieben. In diesem Vertrag wurden Maßnahmen zur Bekämpfung der Tabakepidemie beschlossen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch gleich ein paar wissenschaftliche Erkenntnisse beschlossen.
In dem Vertrag heißt es:
"Die Unterzeicher erkennen an,
- dass es eindeutige wissenschaftliche Belege dafür gibt, dass Tabakkonsum und Passivrauchen Tod, Krankheit und Invalidität hervorruft,
- dass es klare wissenschaftliche Belege dafür gibt dass vorgeburtliches Einwirken von Tabakrauch nachteilige Auswirkunden auf die Gesundheit und Entwicklungsbedingungen von Kindern hat."
Was mich daran etwas bestürzt ist die Tatsache, dass hier wissenschaftliche Erkenntnisse per Vertrag geregelt werden. Da fragt man sich, warum unsere Wissenschaftler Teilchenbeschleuniger bauen und Sonden ins Weltall schicken um Erkenntnisse zu überprüfen. Könnten sie doch gerade so gut einen Vertrag unterzeichen und die Kontroversen wären beendet.
Wissenschaft per Vertrag zu regeln wurde schon oft versucht. Das bekannteste Beispiel dürfte folgendes sein:
"Ich, Galileo Galilei, Lehrer der Mathematik und der Physik in Florenz, schwöre ab, was ich gelehrt habe,
- dass die Sonne das Zentrum der Welt ist und an ihrem Ort unbeweglich,
- und die Erde ist nicht Zentrum und nicht unbeweglich.
Ich schwöre ab, vewünsche und verfluche mit redlichem Herzen und nicht erheucheltem Glauben alle diese Irrtümer und Ketzereien sowie überhaupt jeden anderen Irrtum und jede andere Meinung, welche der Heiligen Kirche entgegen ist." (B.Brecht)
Die WHO ist beiweitem nicht so unumstritten wie es ihr Name suggeriert. Bereits 2007 schrieb die Welt:
"Wenn beweiskräftige Richtlinien erstellt werden, vergisst die WHO kontinuierlich einen wichtigen Punkt: den Beweis"
Sonntag, 17. Juli 2011
Neues aus den Niederlanden
Wussten Sie, dass das Rauchverbot auch für die holländischen Coffeeshops gilt. Kein Witz! Drinnen dürfen Sie Gras rauchen, aber nur wenn sie keinen Tabak beimischen. Draußen ist es genau umgekehrt.
Ab dem Herbst 2011 werden Coffeeshops nur noch Holländern zur Verfügung stehen. Ausländer dürfen nicht mehr rein. Auf den ersten Blick würde man vermuten, dass ein solches Gesetz in Europa nicht durchsetzbar ist. Man stelle sich vor, in Deutschland würde man Türken den Zugang zu Biergärten verwehren. Dass so etwas ausgerechnet in den liberalen Niederlanden durchkommt, ist schon erstaunlich.
Geert Wilders
Begründet wird die Maßnahme damit, die kriminelle Szene zu bekämpfen, die sich rund um die Coffeshops entwickelt haben soll. Mir leuchtet das nicht ein. In Zukunft können sich Holländer ein kleines Zubrot verdienen, indem sie Cannabis an Ausländer verkaufen. Auch dem organsierten Cannabis-Handel wird die neue Gesetzeslage viele neue Kunden liefern. Die Alkohol-Prohibition in Amerika hat schließlich auch zu einem Aufblühen des organsierten Verbrechens geführt. Kann es sein, dass law-and-order Politiker wie Wilders Kriminalität brauchen um sich im Amt zu halten? Schafft Wilders hier absichtlich eine neue kriminelle Szene?
Edith Schippers (Foto: Roel Wijnants)
Aber es gibt auch erfreuliches aus Holland zu berichten. Zuerst wurde das Rauchverbot für kleine Cafes faktisch aufgehoben. Dann strich das Gesundheitsmisterium die Regierungszuschüsse für die anti-Raucher Organsiation Stivoro. Das dürfte die Verbotsindustrie ins Mark treffen, geht es doch immerhin um 2,7 Millionen Euro. In die gleicher Kerbe schlägt die Weigerung der Gesundsheitsministerin Edith Schippers, weitere Inspektoren einzustellen, die das Rauchverbot in Bars und Restautants durchsetzen sollen.
Samstag, 16. Juli 2011
David Nutt
David Nutt ist ein englischer Psychiater und Professor am Londoner Imperial College, der sich vor allem mit den Themen Drogen und Sucht befasst. Wer sich mit der Verbotsindustrie beschäftigt wird früher oder später auf diesen Mann aufmerksam.
Im März 2007 veröffentlichte David Nutt einen ausfehenerregenden Artikel in The Lancet in dem er versuchte die Gefährlichkeit verschiedener Drogen anhand von nachvollziehbaren Kriterien einzuschätzen. Dabei kam heraus, dass illegale Drogen mitnichten die gefährlicheren Drogen sind. Zwar belegen die illegalen Drogen Heorin und Kokain die Plätze eins und zwei, aber Drogen wie Cannabis und Ecstasy landen nach einigen legalen Drogen auf den hinteren Plätzen.
Die komplette Liste sieht so aus:
- Heroin
- Cocaine
- Barbituates
- Street methadone
- Alcohol
- Ketamine
- Benzodiazepines
- Amphetamine
- Tobacco
- Buprenorphine
- Cannabis
- Solvents
- 4-MTA
- LSD
- Methylphenidate
- Anabolic Steroids
- GHB
- Ecstasy
- Alkyl Nitrates
- Khat
Alkohol belegt immerhin Platz 5 und einige anti-Prohibitionisten zitieren diese Liste gerne, um beispielsweise gegen das Cannabis-Verbot zu argumentieren. Warum ist Cannabis verboten, wenn der viel gefährlichere Alkohol legal ist? Nun besteht tatsächlich wenig Zweifel daran, dass das Cannabis-Verbot Unsinn ist und dass Alkohol gefährlicher ist als Cannabis. Dennoch muss man mit dieser Argumentation vorsichtig sein. Die gewünschte Einsicht, nämlich Cannabis zu legalisieren ist nicht die einzige denkbare Konsequenz. Denkbar ist auch Alkohol ebenfalls zur illegalen Droge zu machen.
Von daher trifft ein solches Argument die Verbotsindustrie nicht gerade ins Mark. Nichts würde sie lieber tun als den ganzen Zinnober, den sie gegen Tabak in Stellung gebracht hat auch gegen Alkohol einzusetzen. Unter den anti-Prohibitionisten ist daher diese Argumentationsweise, die oft als Nuttism bezeichnet wird, ziemlich umstritten.
Nachdem Nutt in seinem Artikel die Gesetzgebung bezüglich Drogen öffentlich in Frage gestellt hatte, verlor er seinen Job im Advisory Council on the Misuse of Drugs.
Ausweitung der Kampfzone
Die Verbotsindustrie wendet sich zunehmend neuen Märkten zu, allem voran dem Kampf gegen ungesunde Nahrungsmittel. Die eingesetzten Methoden stammen großenteils aus dem erprobten Arsenal der Tabkkontrolle.
Obwohl McDonalds in seinen Restaurants inzwischen auch Salate anbietet und den Kaloriengehalt seiner Speisen angibt, ist an dieser Front kein Frieden in Sicht. Noch gewinnt McDonalds fast jeden jeden Prozess den John Banzhaf gegen ihn anstrengt, aber sollte dieser Konzern mal einen Prozess verlieren, so wird sich das lohnen.
Bis dahin begnügt man sich mit Sticheleien. John Banzhaf hat nun Ronald McDonalds auf dem Kieker und möchte verhindern, dass diese Figur in der Werbung weiterhin eingesetzt werden darf. Er möchte damit - wie könnte es anders sein - die Kinder schützen. Die Kampagne gegen Ronald McDonalds ist eine Neuauflage der Kampagne gegen Joe Camel, die 1997 damit endete, dass Reynolds darauf verzichtete die Figur weiterhin in der Werbung zu verwenden. Obwhol damals die These, dass Joe Camel Teenager zum Rauchen verführe endlos wiederholt wurde, gab es dafür niemals einen schlüssigen Beweis. Im Gegenteil, der Anteil der jugendlichen Raucher fiel während der Amtszeit von Joe Camel.
Ronald McDonald sei - so Banzhaf - genauso schlimm wie Joe Camel und gehöre daher verboten. In diesem Video kann man John Banzhaf life in Aktion sehen. Der Moderator will nicht so recht einsehen, dass man McDonalds mit der Tabakindustrie gleichsetzen kann und macht seinen Zweifeln lautsark Luft. Am Ende schreien sich die beiden einige Minuten lang an.
Interessantere Dinge passieren dagegen in Ungarn. Ab September werden dort Nahrungsmittel mit einem hohen Zucker, Salz, Koffein oder Kohlenhydrat-Anteil mit einer extra Steuer belegt. Noch füllt diese Steuer einfach die ungarische Staatskasse, und die Verbotsindustrie wird noch einige Überzeugungsarbeit leisten müssen, um an diesen Topf heranzukommen.
In Deutschland ist eine solche "Hamburger Steuer" noch nicht geplant. In einer Umfage des Berliner Kuriers spachen sich rund zwei Drittel der Befragten gegen eine solche Steuer aus, aber rund ein Drittel ist dafür. Für die Verbotsindustrie dürften das gute Nachrichten sein. Es fehlt nicht mehr viel und diese Steuer wird auch in Deutschland mehrheitsfähig.
Donnerstag, 2. Juni 2011
So gefährlich wie Rauchen
Snus: Der rauchfreie Lutschtabak aus Schweden wird von manchen als 90-98% weniger gefährlich als Zigaretten eingestuft. Andere Veröffentlichungen behaupten er wäre genauso gefährlich wie Rauchen. Snus der in Amerika verkauft wird muss einen Aufkleber mit der Warnung "dieses Produkt ist keine sichere Alternative zum Rauchen" tragen.
Passivrauchen: man muss nicht lange suchen, um Veröffentlichungen zu finden, die behaupten Passivrauchen sei so gefährlich wie Rauchen oder sogar noch gefährlicher. Befragt man seine Bekannten, so wird man ebenfalls ohne Mühe Leute finden, die an diese These glauben.
Einsamkeit: Professor John Cacioppo von der University of Chicago hat herausgefunden, dass Einsamkeit genauso gefährlich ist wie Rauchen. Andere Untersuchungen scheinen dies zu bestätigen. Ähnliches hat man über Depressionen herausgefunden.
Alkohol: in diesem BBC Artikel wird im Titel (und nur dort) behauptet, Alkohol würde fast ebensoviele Gebrechen verursachen wie Rauchen.
Sonnenbänke: "Ich hoffe, es wir die Zeit kommen, in der bewiesen ist, dass Sonnebnräune genauso gefährlich ist wie Rauchen", schreibt eine Kommentator. Auch hier wird im Titel (und wieder nur dort) behauptet: "Sonnenbänke sind so gefährlich wie Rauchen".
Übergewicht: Übergwichtige über 40 sterben im Schnitt mindestens drei Jahre früher als "gesunde" Erwachsene. Das ist das selbe Risiko wie bei Rauchen. Das wollen holländische Forscher herausgefunden haben.
Videospiele: Die Universität von Michigan will herausgefunden haben, dass brutale Videospiele fast so gefährlich wie Rauchen sind.
Oralsex: Die Universität von Wisconsin will herausgefunden haben, dass Oralsex gefährlicher ist als Rauchen, schreibt HealthMad.
Mobiltelefone: werden im Independent als "gefährlicher als Rauchen" bezeichnet.
Homosexualität: Sex unter gleichgeschlechtlichen reduziert die Lebenserwartung um 24 Jahren, weit mehr als Rauchen, wollen Forscher der Eastern Psychological Association herausgefunden haben.
Zucker: Zucker sei eine Droge, die gefährlicher ist als Rauchen und eine hoher Cholesterinspiegel zusammen, schreibt die Irishtimes.
Dienstag, 17. Mai 2011
Das Snus-Verbot gefährdet ihre Gesundheit
Das British Medical Journal schreibt: "Lungenkrebs und Herzinfarkte sind bei schwedischen Männern viel stärker zurückgegangen als bei schwedischen Frauen und sind im Vergleich mit anderen Ländern relativ selten. [...] Die Verfügbarkeit von Snus in Schweden scheint einer der Gründe für die ungewöhnlich niedrige Raucherquote der schwedischen Männer zu sein".
Man würde erwarten, dass die anti-Raucher Organisationen und andere Mitglieder der Vorbotsindustrie einheitlich "hurra" rufen. Man würde sich nicht wundern, wenn die EU alles daran setzte Snus auch in anderen europäischen Ländern einzuführen und beispielsweise die Mehrwertsteuer senken würde. Auf den Zigarettenschachteln könnte stehen "Snus ist viel ungefährlicher als Rauchen". Aber nichts von alleden passiert. Im Gegenteil.
Der Verkauf von Snus ist seit 1992 in der EU (Schweden ausgenommen) verboten.
Man kann der EU zugute halten, dass es 1992 vor allem um amerikanischen Oraltabak ging, der gegenüber schwedischem Snus einige zusätzliche Gesundsheitsrisiken birgt. Dennoch: auch amerikanischer "Dip" ist weniger schädlich als Rauchen.
Dass Snus vollkommen ungefährlich ist behauptet niemand. Auch "mit Gurt fahren" ist nicht vollkommen ungefährlich, dennoch käme niemand auf die Idee Sicherheitsgurte zu verbieten, mit dem Hinweis, die Leute sollten doch öffentliche Verkehrsmittel benutzen und der Gurt würde letztlich nur den Umstieg auf öffentliche Verkehtsmittel verzögern. Niemand käme auf die Idee Sicherheitsgurte mit dem Hinweis: "Fahren mit Gurt ist keine sichere Alternative zum Fahren ohne Gurt" zu versehen.
Snus in der Öffentlichkeit
Anti-Tabak Organisationen sind keineswegs erfreut über Snus. Das ist erstaunlich, denn Snus verursacht keinen Krebs und schädigt niemanden durch Passivrauch. Das sind aber die beiden Hauptargumente der anti-Tabakorganisationen gegen das Rauchen. Warum, so fragt man sich, bestehen diese Organisationen darauf, dass lediglich Nikotinpflaster und Kaugummis probate Mittel sind, mit dem Rauchen aufzuhören? Haben wir es hier mit gezielter Desinformation zu tun?
Die Universität von Texas ist in einer Studie der Frage nachgegangen in wie weit die Risiken von Snus im Internet übertrieben dargestellt werden. Sie kamen zu dem Schluss, dass "durch diese Web-Seiten den Rauchern nahegelegt wird, sie könnten gerade so gut weiter rauchen, falls es ihnen besser gefällt. Rauchern und Richtlinienverantwortlichen wird suggeriert, dass es keine Chance für Schadensbegrenzung gibt. Diese Nachrichten sind offensichtlich falsch, wahrscheinlich gefährlich und verstoßen gegen ethische Normen".
Hier ist ein (englischer) Beitrag von CBS zum Thema Snus
Immerhin kommt in diesem Beitrag auch ein Wissenschaftler zu Wort, aber ihm wird eine anti-Tabak Aktivistin gleichberechtigt gegenübergestellt, deren Argumentation sich auf einem völlig anderen Niveau bewegt.
Die Argumente gegen Snus
Kinder: Kinder könnten Snus nehmen. Es wird argumentiert, dass die Aufmachung insbesondere von amerikanischen "big tobacco" Snus-Sorten speziell Kinder ansprechen soll.
Krebs: Snus verursacht keinen Lungenkrebs. Es gibt möglicherweise ein leicht erhöhtes Risiko an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken. Das ist allerdings eine so seltene Form von Krebs, dass man 10% mehr Bauchspeicheldrüsenkrebs keinesfalls gegen 10% weniger Lungenkrebs aufrechnen kann. Und Rauchen verursacht immer noch mehr Bauchspeicheldrüsenkrebs als Snus. Auch Mundhöhlenkrebs wird von Snus nicht verursacht, obwohl das auf den ersten Blick plausibel erscheint.
Dual use: Es besteht die Gefahr, dass Snus nicht etwa das Rauchen ersetzt, sondern als zusätzliches Risiko hinzukommt. Sprich: es reift eine Generation von Snusern heran, die Snus und Zigaretten konsumieren. Die Erfahrung aus Schweden lässt dies nicht gerade wahrscheinlich erscheinen, wenn auch der eine oder andere dual-user schon gesichtet wurde.
Die Tabakindustrie
Die Tabakindustrie würde sicher lieber Zigaretten verkaufen als Snus in den Mark einzuführen. Für Zigaretten stehen die Vertriebswege und die Werbekampagnen. Ein neues Produkt macht da erstmal Ärger. Aber Snus ist ein Produkt der Tabakindustrie. Auch die Großen, wie Reynolds und Philip Morris haben inzwischen ihre eigenen Snus Marken am Start.
Klar, der Tabakindustrie kann man nicht trauen, aber im Falle von Snus spielt die Verbostsindustrie das falschere Spiel. Sie profitiert von dem Misstrauen, dass den Tabakkonzernen entgegengebracht wird. Jeder glaubt instinktiv, dass das Snus-Verbot auf dem Mist der Tabakindustrie gewachsen ist. Es ist aber bestenfalls eine Gemeinschaftsproduktion zwischen der Verbotsindustrie und der Tabakindustrie. Die Verbotsindustrie hat hier aber mehr zu verlieren.
Nichts schreckt sie mehr als eine Welt, in der niemand mehr raucht. Keine Tabaksteuereinnahmen mehr, ein großer Teil ihre Existenzberechtigung schwände dahin. Klar, auch die Verbotsindustrie kann andere Produkte vermarkten. Aber bis sie z.B. den Kampf gegen Fettleibigkeit so populär gemacht hat wie den Kampf gegen das Rauchen können viele Jahre vergehen. Darauf ist sie nicht scharf.
Anti-Raucher Organisationen bekämpfen auch die e-Zigarette. Die Situation ist hier ähnlich: die Leute hören auf Zigaretten zu rauchen und die Gefahren sind relativ gering. Dennoch wird davon abgraten, und die Produkte der Pharmaindustrie werden als einzig akzeptablen Ausweg befürwortet. Aber das ist eine andere Geschichte.
Schwarzmarkt
Bis Anfang 2011 konnte man Snus in der EU immerhin per Internet aus Schweden bestellen. Jetzt geht auch das nicht mehr und die europäischen Snuser fangen wieder an zu Rauchen. Der Schwarzmarkt für Snus ist noch nicht entwickelt, der Markt ist nicht sehr groß und mit Zigarettenschmuggel lässt sich viel mehr verdienen, zumal die periodisch verhängten Steuererhöhungen den Zigarettenschmugglern immer mehr Kunden in die Arme treiben.
Im Gegensatz zu Zigarettenschmugglern könnten Snus-Schmuggler allerdings von sich behaupten etwas für die Gesundheit der Bevölkerung zu tun. Wenn etwas zivilen Ungehorsam rechtfertigt oder gar erforderlich macht, dann das Snus-Verbot in der EU.
Vielleicht werden sich ja die Koks-Dealer in Zukunft ein kleines Zubrot mit Snus verdienen können. Logisch wäre das, denn ihr Konkurrent, die Pharmaindustrie vertreibt ja neben allerlei Glücklichmachern ebenfalls Nikotin.
Lediglich in Finnland gibt es zur Zeit einen entwickelten Schwarzmarkt für Snus.
Die Tabakrichtlinie
Die Tabakrichtlinie der EU, in der das Snus-Verbot seinerzeit festgeschrieben wurde, wird gerade überarbeitet. Die schwedische Regierung drängt derzeit die EU, den Verkauf von Snus in der EU freizugeben. Es gäbe "kein Argument, durch das sich das Snus-Verbot begründen ließe" sagt der Schwedische Minister für Gesundheit und Soziales Göran Hägglund.
Die Chancen für eine Aufhebung des Verbots stehen allerdings schlecht. Die Verbotsindustrie ist derzeit mächtiger denn je. Ob sich die EU-Legislative in Zukunft einzig von gesundem Menschenverstand und Logik leiten lässt wird sich zeigen.
Es besteht jedoch wenig Zweifel daran, dass die derzeit gültige Tabakrichtlinie der Volksgesundheit mehr schadet als nützt. Man kann davon ausgehen, dass das Snus Verbot andere Gründe hat als den Schutz der Gesundheit. Sollte das Snus-Verbot fortbestehen, sollte man auf der Tabakrichtline einen Warnhinweis anbringen.
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Samstag, 14. Mai 2011
Gemeinnützig mit einem Hintergedanken
Die Web-Seite Fake Charities listet Organisationen, die mehr als 10% ihrer Einkünfte oder mehr als eine Million Pfund vom Britischen Staat beziehen und die gleichzeitig Lobbyarbeit leisten. Die Lobbyarbeit kann daraus bestehen, neue Richtlinien durchzusetzen, Gesetze zu ändern oder ihre eigene Finanzierung zu verbessern.
Einige dieser Organisationen unternehmen große Anstrengunen unsere Freiheiten zu beschränken und nicht alle legen ihre Finanzierung offen.
Es spricht nichts dagegen, wenn sich Interessensgruppen bilden, die versuchen ihre Intererssen durchzusetzen, solange sie von von den Leuten finanziert werden, dessen Interessen sie vertreten. Wenn die Finanzierung aber über den Staat erfolgt bekommt das ganze ein "Geschmäckle".
Fake Charities listet auch einige echte gemeinnützige Organisationen. Bei den anderen fällt auf, dass sie sich häufig mit typischen Gutmenschen-Themen befassen, allen voran das Thema Gesundheit und immer wieder Krebs. Actions on Smoking and Health (ASH) bekam auch einen "fake" Stempel aufgedrückt.
Für Deutschland habe ich eine vergleichbare Seite noch nicht gefunden.
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Real existierende Demokratie
Dienstag, 10. Mai 2011
Rauchen belastet das Gesundheitssystem - nicht
Dass Raucher das Gesundheitssystem belasten wird häufig behauptet. Andere sagen, dass sie das Gesundheitssystem eher finanzieren als ihm zu schaden. Schauen wir uns die Zahlen einmal an:
Rauchen fügt der EU jährlich Schaden in Höhe von 2,46 Milliarden Euro zu. Darin enthalten sind die Kosten für die Behandlung von erkrankten Rauchern und Nichrauchern sowie die Kosten für verlorengegangene Produktivität von erkrankten Rauchen und Nichtrauchern. Dem stehen aber Steuereinnahmen in Höhe 73,76 Millarden Euro gegenüber.
Passivrauchen, als Ursache für tabakbedingte Erkrankungen von Nichtauchern ist ein höchst umstrittenes Risko (es gibt einfach viel zu viele unseriöse Studien dazu). Ich persönlich glaube, dass die Kosten für die Behandlung von Nichtrauchern nicht wirklich anfallen, da Nichtraucher nicht unter tabakbedingten Erkrankungen leiden. Das macht die Rechnung aber nur noch extremer: die EU braucht Raucher.
In Schweden ist durch die zunehmende Verbeitung von Snus der Anteil der Raucher deutlich gesunken und ist derzeit niedriger als irgendwo sonst in der EU. Würde die gesamte EU diesem Beispiel folgen, so könnte die EU jährlich über eine Milliarde Euro sparen, die derzeit für die Folgen des Rauchens ausgegeben werden. Da Snus (derzeit) niedriger besteuert wird als Zigaretten, würden aber Steuereinnahmen in Höhe von 18 Milliarden Euro wegfallen.
Verschiedene Mitgliedsstaaten der EU sind sehr unterschiedlich von der Tabaksteuer abhängig. Schweden könnte auf Tabaksteuer leicht verzichten - und macht es seinen Bürgern leicht mit dem Rauchen aufzuhören. Erfreulich ist, dass Deutschland hier gar nicht so schlecht darsteht. Das extrem raucherfeindliche Irland ist dagegen stark von der Tabaksteuer abhängig. Spitzenreiter ist aber Griechenland.
Die Nikotinimpfung kommt
Die Impfung verwendet "vergnügungshemmende" Substanzen, die dafür sorgen, dass Raucher beim Konsum von Nikotin keine angehemen Empfindungen mehr haben. Hätte mir vor 10 Jahren jemand gesagt, dass eine Droge auf den Markt kommen wird, die Vergnügen verhindert - ich hätte es nicht geglaubt.
Die Zeichen mehren sich, dass sich die Pharmaindustrie nicht nur um Raucher verdient machen will, sondern auch an ihnen verdienen will. Es ist auch nicht uninteressant sich einmal anzuschauen wen Pfizer so alles unterstützt. Allerdings sind die Summen nicht gerade astronomisch - gerade mal $25.000 für ASH (Actions on Smoking and Health).
Sonntag, 8. Mai 2011
Freie Rede, freie Pornos
In den USA ist es nicht ganz einfach jemanden zum Schweigen zu bringen, zumindest helfen einem die Gerichte dabei nicht. So wurde in diesem Fall Redtube das Recht zugestanden weiterhin "Informationen zu verbreiten, die von öffentlichem Interesse sind". Die Klägerin hatte Redtube unlauteren Wettbewerb vorgeworfen, kam damit aber nicht durch.
Dass hier das Recht auf freie Rede dafür sorgte, dass eine Pornoseite am Netz bleiben konnte finde ich bemerkenswert und erfreulich. Ich dachte, wer etwas unanständiges tut, verwirkt automatisch seine Bürgerrechte, gerade im puritanischen Amerika.
Donnerstag, 5. Mai 2011
Die Verbotsindustrie
Die Produkte
Firmen der Verbotsindustrie sind selten börsennotierte Unternehmen und sie nehmen nicht an Tariverhandungen teil. In vielerlei Hinsicht ähneln sie der Verwaltung, insbesondere in ihrem Bestreben vor allem zu wachsen. Im Gegensatz zur Verwaltung agiert die Verbotsindustrie aber auf dem Markt. Die kämpft um Marktanteilen, Budgets und öffentliche Aufmerksamkeit. Verwaltung ist nur lästig. die Verbotsindustrie ist aber gefährlich.
Die Verbotsindustrie beschert und Problembewusstsein, gesellschaftliche Spaltung, Studien und natürlich Verbote. Verbote selbst sind aber keine Einnahmequelle dieser Industrie. Sie verdient nichts an Verboten. Sie verdient and dem Prozess, der (möglicherweise) zu Verboten führt.
Das eigentliche Produkt der Verbotsindustrie sind Medienviren.
Problembewusstein
Zu Beginn des 20ten Jahrhundets war Absinth eine beliebte Droge. Es formierten sich jedoch die Absinthgegner und behaupteten
Absinth macht kriminell, führt zu Wahnsinn, Epilepsie und Tuberkulose und ist verantwortlich für den Tod tausender Franzosen. Aus dem Mann macht Absinth ein wildes Biest, aus Frauen Märtyrerinnen und aus Kindern Debile, er ruiniert und zerstört Familien und bedroht die Zukunft dieses LandesNach einem (!) spektakulären Mord durch einen Alkoholiker, bei dem der Mörder neben einer Menge Wein auch zwei Gläser Absinth getrunken hatte, wurde Absinth in Belgien verboten, später auch in der Schweiz und anderen Ländern der heutigen EU. Das Problembewusstsein war geschaffen und die Öffentlichkeit alarmiert.
Inzwischen ist das Absinthverbot weitgehend aufgehoben, Heutzutage schert sich niemand mehr um Absinth. Aber die Sucht nach Problembewusstsein ist ungebochen. Der Gedanke, dass die eigene Misere durch jemand außenstehnenden verursacht sein könnte ist einfach zu verführerisch. Um Problembewusstsein hervorzurufen braucht es einen starken Gegner, wie die Absinthindustrie, oder heutzutage die Atomindustrie, die Tabakindustrie, die Pharmaindustrie oder die Zuckerindustrie.
In der Regel koaliert die Verbotsindustrie aber mit mindestens einer anderen Industrie, da sie selbst ja gar nichts Sinnvolles herstellt. Im Falle von Absinth waren das die Weinbauern, als Verbündeter gegen die Atomindustrie taugen die Hersteller von grüner Energie, gegen die Tabakindustrie hilft die Pharmaindusttrie, gegen die Zuckerindustrie die Bio-Industrie.
Überzeugungstäter
Ein neuer Zweig der Verbotsindustrie wird in der Regel durch Überzeugungstäter vorbereitet. Diese glauben tatsächlich an ihre Mission, arbeiten unentgeltlich und sind manchmal bei klarem Verstand. Alleine mit solchen Leuten kann man aber keine multi-nationale Industrie aufbauen, sie bereiten lediglich den Boden für die Industriebosse, die anschließend das Territorium übernehmen.
Überzeugungstäter genießen eine gewisse Achtung in unserer Gesellschaft. Da die Verbots-Bosse in die Fußstapfen von Überzeugungstätern treten, bleiben sie lange unverdächtig. Oft werden sie von den Überzeugungstätern noch lange unterstützt. Die Kälber folgen der Trommel, deren Fell aus ihren Häuten hergestellt wird. Dies ist einer der Mechanismen, die das Immunsystem der Informationsgesellschaft angreifen.
Gesellschaftliche Spaltung
Die Absinthhersteller und die Weinbauern waren sich nicht grün. Was das vorteilhaft für die Verbotsindustrie? Absolut! Denn die Verbotsindustrie braucht wie kaum eine andere Industrie Öffentlichkeit. Kaum etwas bringt so viel öffentliche Aufmerksamkeit wie ein gesellschaftlicher Dissens. Heutzutage streiten sich Atomkraftbefürworter mit den -Gegnern, Raucher mit Nichtrauchern, Schlanke mit Dicken, Kampfhundbesitzer mit Nichtkampfhundbesitzern, Waffenliebhaber mit Waffengegnern.
Eine gesellschaftliche Spaltung schützt die Verbotsindustrie zuverlässig davor überhaupt als Industrie wahrgenommen zu werden. Alle sind zu sehr damit beschäftigt, sich mit ihren jeweiligen Kontrahenten zu streiten. Das ist ein weiterer Mechanismus, der das Immunsystem der Informationsgesellschaft außer Kraft setzt.
Sehr wahrscheinlich werden die Dicken als nächtes ins Visier genommen. Die Voraussetzungen sind einfach zu ideal. Es gibt weniger Dicke als Schlanke. Das ist eine Grundvoraussezung, denn mit der Mehrheit mag man sich nicht anlegen. Die Dicken schämen sich. Wer gegen Dicke vorgeht muss daher nicht mit allzugroßer Gegenwehr rechnen. Sie sind sogar noch willigere Opfer als die die Raucher, die sich ja oft pudelwohl in ihrer Haut fühlen. Dazu gibt es noch eine Industrie, die man an den Pranger stellen kann, nämlich die fast- und andere food Industrien.
Studien
Studien sind eine der Einnahmequellen der Vorbotsindustrie. Wer glaubt, dass der Sinn von Studien darin liegt einem Sachverhalt auf den Grund zu gehen hat zwar Recht, wird aber oft enttäuscht.
Wenn man heute die Studie von Richard Doll und Bradford Hill liest, in denen sie 1950 erstmals den Zusammenhang zwischen Lungenkrebs und Rauchen untersucht haben, findet man sich in einer heilen Welt. Diese Arbeit ist von einem wissenschaftlichen Anstand durchsetzt, den sich die Verbotsindustrie heute nicht mehr leistet. Heute wird kaum mehr eine Studie veröffentlich ohne den obligatorischen Zusatz weitere Forschung wird nötig sein um ... Oder anders gesagt: gebt mir noch mehr Geld.
Den wissenschaftlichen Anstand hat die Verbotindustrie auf ein unerträglich niedriges Niveau gedrückt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Zusammenfassung nicht den Forschungsergebnissen entspricht und in der heutigen Informationsgesellschaft liest kaum einer mehr als die Zusammenfassung. So wird ein blutdrucksenkender Effekt schon mal zu einem butdruckerhöhenden Effekt zusammengefasst (wobei natürlich weitere Forschungen benötigt werden, um das Ergebnis abzusichern).
Der rutschige Abhang
Studien sind aber nicht nur eine Einnahmequelle sondern auch ein Mittel um Verbote selbst durchzusetzen. Dabei ist es wichtig, dass die Verbote keinen wirklichen Effekt haben. Wenn ich - sagen wir - Streichhölzer verbieten möchte und der Gesetzgeber stimmt mir zu und Streichhölzer verschwinden vom Mark, dann steht die Verbotsindustrie dumm da, denn das Problem ist ja gelöst. Wieso sollte jemand noch weitere Studien über die Gefahren von Streihhölzern finanzieren wollen, wieso sollte noch jemand in eine Organisation "gegen Streichhölzer" investieren? Und wenn die Verbotsindustrie zuvor von der Streichholzsteuer finanziert wurde hat sie sich jetzt ordentlich ins eigene Fleisch geschnitten.
Nein, die Streihhölzer müssen am Markt bleibeben, sonst beraube ich mich meiner eigenen Geschäftgrundlage. Das lässt sich aber nicht immer erreichen. Wenn so etwas passiert, dann muss ich mich notgedrungen nach einem neuen Geschäftsfeld umsehen und z.B. gegen Feuerzeuge vorgehen.
Diesen Effekt bezeichnet Christopher Snowdon als den rutschigen Abhang ("slippery slope"). Gemeint ist, dass die Verbotsindustrie kein wirklich erreichbares Ziel verfolgt, sondern vor allem daran interessiert ist, ihren Marktaneil auszubauen. Es ist nicht zu erwarten, dass die Verbotsindustrie irgenswann einmal sagt: nun ist alles verboten, was wir für verbietenswert erachten, wir ziehen uns jetzt zurück. So würden Überzeugungstäter argumentieren, aber keine Industrie.
Verbote
Verbote gelten heutzutage als bemerkenswert ungefählich. Es gibt kein Verbot von Verboten.
Wie wird die Verbotsindustrie vorgehen, um Dicke auszuschlachten? Man könnte die food Industrie dazu zwingen auf Werbung zu verzichten, man könnte sie zusätzlich besteuern und die Steuereinnahmen der Verbotsindustrie zukommen lassen. Man kann Studien in Auftrag geben (und weitere Studien verlangen). Man könnte auf Warnhinweisen in McDonalds bestehen, die darauf hinweisen dass fast-food Fettleibigkeit hervorruft.
Irgendwann wird der erste Dicke einen Prozess gegen die food-Industrie gewinnen, weil sie ihn zum Dicken gemacht hat. Den Anwälten läuft jetzt schon der Speichel im Munde zusammen wenn sie daran denken. Und am Ende schneidet man der food Industrie einige Milliarden aus den Rippen, wie beim Master Settlement Agreement mit der Tabakindustrie, die man anschließend zumindest teilweise der Verbotsindustrie zukommen lässt.
Wenn sich die Verbotsindustrie die Dicken vorknöpft müsste sie sich eigentlich die jährlich rund 100 gestorbenen magersüchtigen Mädchen vorwerfen lassen. Aber dagegen ist sie gefeit, denn wenn jemand die Verantwortung an Magersucht trägt, dann das Schönheitsideal, die Modemagazine aber keinesfalls die Verbotsindustrie.
Die Verbotsindustrie ist grundsätzlich für nichts verantwortlich, das ist der Charme an der Sache. Wenn man an die große Zahl von Todesfällen glaubt, die durch Rauchen und Passivrauchen verursacht werden, dann muss das Snus Verbot (rauchfreier Tabak) in der EU zu sehr vielen Todesfällen führen. Diese Todesfälle hat die Verbotsindustrie zu verantworten, aber sie wird nicht als Verursacher wahrgenommen.
Medienviren
Das Marketingkonzept der Verbotsindustrie basiert vor allem auf Medienviren oder Memen. Dabei geht es darum eine Nachricht so zu lancieren, dass sie sich möchst stark vermehrt und verbreitet. Hierbei erfolgt der entscheidende Angriff auf das Immunsystem der Informationsgesellschaft.
Auch ein mündiger Bürger hat keine andere Wahl, als sich über die Medien zu informieren. Wenn es nun gelingt, die Medien derart mit Fehlinformationen zu überschwemmen, dass auch ein intelligenter Mensch immer und immer wieder auf die gleiche Fehlinformation stößt, so wird er diese irgendwann glauben. Die Fehlinformation muss dabei nicht einmal plausibel sein. Es geht einzig und alleine um die Häufigkeit mit der man diese Information findet.
Dabei hilft es emotional bewegende Themen zu besetzten. Kinder werden hierfür gerne eingespannt ("viele Kinder sind zu dick"). Gerne genommen werden auch Todesraten. Der Wahrheitsgehalt der vorgetragenen Thesen spielt dabei kaum eine Rolle.
Empfohlene Reaktion
Wenn jemand vorschlägt etwas zu verbieten, macht man in aller Regel keinen großen Fehler, wenn man ihn als Angehörigen der Verbotsindusrie auffasst und seinem Anliegen misstraut. Menschen die etwas verbieten wollen muss man als extrem verdächtig einstufen. Wird auf eine emotional aufwühlende Art argumentiert wird, dann ist höchste Vosicht geboten.
Vorsicht ist aber bereits geboten, wenn eine neue Gefahr am Medienhimmel erscheint. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es noch etwas gibt vor dem man Angst haben sollte, vor dem aber noch niemand Angst hat.
Wenn auf Studien verwiesen wird, dann lohnt es sich oft diese Studien auch zu lesen, oder sich zumindest die Kritiken der Studien anzuschauen. Wenn behaupten wird ein "Verband" hätte etwas festgestellt, dann sollte man sich vergewissern, dass es diesen Verband überhaput gibt.
Aber wie gesagt: wer sich lieber schnell entscheiden möchte fährt nicht schlecht mit der Devise: er will mir Angst machen, also hat er unrecht.
Montag, 2. Mai 2011
Passivrauchen senkt Blutdruck
In einer Studie berichten die Forscher, dass der Blutdruck bei Jungen, die Passivrauch ausgesetzt waren um 1,6 mmHg erhöht war, bei Mädchen aber um 1,8 mmHg erniedrigt war. Insgesamt ergibt sich somit ein leichter blutdrucksenkender Effekt. In diesem Video stellt Jill Baumgartner, eine der Autoren ihre Ergebnisse vor.
Allerdings ist der Effekt so gering, dass man von einer gesundheitsfördernden Wirkung des Passivrauchens nun wirklich nicht reden kann. Ferner fällt auf, dass der Effekt kaum mit der Dosis korreliert ist. Es wäre zu erwarten gewesen, dass bei Kindern, die besonders stark Passivrauch ausgesetzt sind, sich dieser Effekt verstärkt. Im Grunde hat diese Studie überhaupt nichts herausgefunden.
Um so überraschender ist die Schlussfolgerung am Ende, dass es nämlich erstrebenswert ist, dafür zu sorgen, dass Kinder in einer rauchfreien Umgebung aufachsen. Mag ja sein, aber aus dieser Studie folgt das nicht.
In den Schlagzeilen wurde des blutducksenkende Effekt zu einem blutdrucksteigernden umgemünzt. Der Independent titelt: Passivrauchen - Blutdruckrisiko. Der Guradian und die Daily Mail schreiben: Studie enthüllt: Passivrauchen erhöht Blutdruck bei Jungen.
Sonntag, 1. Mai 2011
Anti-Tabak Organisationen sollen unabhängiger von der Pharma Industrie werden
Die WHO ermahnte Mitarbeiter von anti-Tabak Organisationen, keine allzu engen Beziehungen mit Pharma Firmen einzugehen, die Produkte zur Raucherentwöhnung anbieten, berichtet das British Medical Journal.
Die Warnung wurde letzten Monat anlässlich eines Treffens in Madrid ausgesprochen. Das Treffen war vom National Committee to Prevent Smoking ausgerichtet worden und von Pfizer, GlaxoSmithKline, and McNeil gesponsert worden. Alle diese Firmen stellen Produkte zur Raucherentwöhnung her.
Armando Peruga, Manager der Tobacco Free Initiative der WHO, riet den Medizinern "unabhängig zu bleiben und sich nur von wissenschaftlichen Fakten leiten zu lassen".
Richtig so! Die anti-Tabak Bewegungen können wirklich einen zusätzlichen Schuss Seriosität vertragen. Sonst glaubt ihnen bald niemand mehr - auch nicht in den Punkten wo sie Recht haben.
Samstag, 30. April 2011
Die Tükei verbietet die Zahl 31
Insgesamt 138 Wörter dürfen in Türkischen Domain-Namen nicht mehr verwendet werden. Zehntausende von Seiten müssen jetzt geschlossen werden. Darunter befinden sich Seiten wie donanimalemi.com, weil dort das Wort "animal" vorkommt. Die Zahl 31 darf nicht mehr verwendet werden, weil das ein slang-Ausdruck für Masturbation ist.
Samstag, 16. April 2011
Der Nikotinkrieg - Teil 1: Statistiken
Wieviele rauchen eigentlich?
Versucht man einmal herauszubekommen, wie erfolgreich die verschiedenen Länder der EU das Tabakrauchen bekämpft haben, stößt man auf widersprüchliche Informationen.
Laut Wikipedia rauchen in Deutschland 26% der Erwachsenen, in Schweden sind es 29% und der EU Durchschnitt liegt bei 32%. In der Diskussion zur Wikipedia Seite wird denn auch beklagt: Die Statistiken zur Verbreitung des Tabakkonsums in Deutschland sind teilweise sehr veraltet.
Laut einer Eurostat Statistik (veröffentlicht 2011) rauchen in Deutschland ebenfalls 26% der Deutschen, aber in Schweden rauchen nur 15,5% der Erwachsenen. Aber auch hier steht im Kleingedruckten: Die HIS-Daten wurden je nach Land in verschiedenen Jahren erhoben, im Zeitraum von 1996 bis 2003. Laut einer Statistik von EurActiv rauchten 2005 25% der Deutschen und 18% der Schweden.
Und so geht es weiter. Auf einer website der "medical health" Organisation WrongDiagnosos steht immerhin deutlich sichtbar ACHTUNG EXTRAPOLIERTE STATISTIK. Sie basiert nicht auf Datenquellen aus einzelnen Ländern. Die Zahlen sind obendrein nicht in Prozent angegeben und lassen sich nicht ohne weiteres mit den anderen Zahlen vergleichen.
Ein irisches raucherfreundliches Blog stellt verwundert fest: Die verlässlichsten Statistiken über das Rauchen stammen von der Tabakindustrie. Die Verbreitung des Rauchens lässt sich anhand der Verkaufzahlen abschätzen. Keine Statistik berücksichtigt Importe von anderen Ländern.
Macht man also Zigaretten in einem Land teurer, werden sich die Raucher vermehrt Zigaretten aus dem Ausland besorgen. Dadurch sinken die Verkaufszahlen im Inland was leicht als ein Rückgang der Raucherquote interpretiert werden kann.
Es ist schwer in irgendeine Richtung zu argumentieren. wenn man nichtmal mehr weiß wieviele Menschen eigentlich rauchen. Der Artikel könnte hier eigentlich aufhören. Keine Zahlen, keine Argumentation.
Gehen wir aber mal davon aus, dass die Zahlen die wir finden können immer noch besser sind als gar keine Zahlen. Dann kristallisiert sich heraus, dass man in Skandinavischen Ländern weniger raucht als im Rest der EU. Schweden wird häufig als Spitzenreiter unter den Nichtraucherländern genannt (wenn auch nicht in Wikipedia). In Deutschland raucht man weniger als im EU Durchschnitt.
Und wieviele sterben daran?
Will man abschätzen, wieviele Menschen an den Folgen der Rauchens sterben, kann man nicht einfach die Totenscheine zählen auf denen als Todesursache "Rauchen" steht. Solche Totenscheine gibt es nämlich nicht. Stattdessen versucht man durch Studien das relative Risiko des Rauchens abzuschätzen und multipliziert dieses dann mit der Gesamtzahl der Raucher.
Da die Gesamtzahl der Raucher aber nur grob bekannt ist, kann man sich dabei in die eine oder die andere Richtung ordentlich verschätzen. Möglicherweise sterben sehr viel mehr an den Folgen des Rauchens als bisher angenommen, möglicherweise aber auch viel weniger.
Was man alles mit Statistiken anstellen kann zeigt folgendes Beispiel. In einer Story aus dem Philadelphia Inquirer liest man erstaunt, dass 60% der Lungenkrebsfälle auf ehemalige Raucher entfielen und nur 21% auf Leute, die niemals geraucht haben. Dann verbleiben 19% der Fälle für aktive Raucher und sie wären unter den drei Gruppen, diejenige, die am besten vor Lungenkrebs geschützt wäre.
Eine Vielzahl von Statistiken findet man auf NationalMaster.com. Hier rauchen 24,3% der Deutschen und 17,5% der Schweden, was sie erneut zu den am wenigsten rauchenden EU Bürgern macht. Am meisten wird in Österreich geraucht (36,3%). Diese Website listet auch Statistiken über die Lebenswerwartung. Sie beträgt in Deutschland 79,1 Jahre, in Schweden 80,74 Jahre und in Österreich 79,36 Jahre. Man erkennt eine gewisse Korrelation: In Österreich raucht ein mehr als doppelt so großer Anteil der Bevölkerung als in Schweden, dafür leben die Schweden gut ein Jahr länger.
In Japan lebt man aber noch länger, nämlich 82,07 Jahre und dort rauchen 30,3% der Bevölkerung. Obwohl dort mehr geraucht wird als in Schweden oder Deutschland lebt man dort länger.
NationalMaster erlaubt es auch Korrelationen zwischen dem Prozentsatz der "täglichen Raucher" und anderen Statistiken zu erstellen. Je mehr Leute rauchen, desto geringer ist der Pro-Kopf Energieverbrauch und desto geringer ist die Bereitschaft bei einem Boykott mitzumachen. Was sagt uns das alles? Eigentlich gar nichts.
Wie hoch ist das Risiko?
Was bedeutet es eigentlich, wenn man sagt "das Risiko erhöht sich um 50%"? Wenn, sagen wir von 1000 Leuten normalerweise zwei an etwas erkranken und in Anwesenheit eines zusätzlichen Risikofaktors sind es drei, dann hat sich das Risiko um 50% erhöht.
Ist 50% nun viel oder wenig? Nun - das hängt davon ab, wieviele andere Risiken es gibt. Wenn von 1000 Leuten 80 aus anderen Gründen an irgendetwas anderem erkranken, dann kann mir der eine zusätzliche Kranke ziemlich egal sein. Aber eine Erhöhung von 200 auf 400 Kranke in 1000 Leuten wäre auch eine 50%ige Erhöhung des Risikos. Das kommt uns viel vor, und warum ist das so? Weil wir instinktiv und zu Recht annehmen, dass 200 zusätzliche Kranke wahrscheinlich jedes andere Risiko verblassen lassen.
Die relative Risikoerhöhung sagt uns also nicht allzuviel. Es macht nunmal einen Unterschied, ob sich das Risiko von 0.1% auf 0,15% erhöht, oder von 10% auf 15%. Diese simple Wahrheit wird leicht vergessen und das führt dazu, dass man Menschen mit fast allem Angst machen kann, so absurd es auch sein mag. Sehr wenige Menschen werden in Deutschland vom Blitz getroffen. Könnte ich ein Gerät verkaufen, dass die Wahrscheinlichkeit vom Blitz getroffen zu werden um 30% senkt? Wahrscheinlich ja.
Die Statistiker sind da weniger pragmatisch. Wenn die einen Effekt nachweisen wollen, dann wollen sie vor allem sicher sein, dass ein Effekt überhaupt existiert. Kleine Effekte sind eine Herausforderung und nicht uninteressant. Ob ein Effekt gesellschaftlich relevant ist - darum müssen sich andere kümmern.
Gibt es auch positive Effekte?
Kaum ein Ding auf diesem Planeten ist ausschließlich gut oder ausschließlich schlecht. Oft kann man allerdings abschätzen, ob die positiven oder negativen Effekt überwiegen. Stößt man auf ein Ding, das "nur gut" oder "nur schlecht" ist, dann kann man eines mit Sicherheit folgern: es liegen nicht alle Fakten auf dem Tisch.
Es ist also zu erwarten, dass auch Rauchen positive Effekte hat. Diese mögen gegenüber den Risiken vernachlässigbar sein, aber uns wäre dennoch wohler, wenn wir überhaupt davon Kenntnis hätten.
Es wird beispielsweise behauptet, dass Raucher ein 30-60% geringeres Riskio haben an Parkinson zu erkranken. In Deutschland erkranken rund 1% der über 60jährigen an Parkinson. Ferner wird behauptet, dass Rauchen vor Alzheimer schützen soll. In Deutschland gibt es über eine Million Demezkranke.
Wie gefährlich ist Passivrauchen?
Hier ist die Faktenlage völlig unübersichtlich. Große Teile der Bevölkerung halten Passivrauchen für gefährlich, manche sogar für gefährlicher als Rauchen. Andere wiederum weisen darauf hin, dass die Gefährlichkeit von Passivrauchen keineswegs bewiesen ist. Die meisten davon glauben jedoch, dass die Gefahr den Rauchens sehr wohl real und bewiesen ist.
Diese Ungewissheit ist nicht erstaunlich: wenn man kaum weiß wieviele Menschen überhaupt rauchen, wieviel schwieriger muss es dann sein, den Anteil der Passivraucher abzuschätzen. Da helfen keine Verkaufszahlen der Tabakindustrie mehr, hier muss man Umfragen durchführen mit all den damit verbundenen Unabwägbarkeiten.
Das Thema Passivrauchen ist sehr komplex. Ich werde es in einer der nächsten Folgen genauer untersuchen.
Fazit
Aus den verfügbaren Zahlen lässt sich nur mit großer Mühe ein praxisrelevanter Schluss ziehen. Sicher ist eigentlich nur dass Rauchen keine gesundheitsfördernde Wirkung hat. Ohne rot zu werden kann man auch noch Folgendes vorbringen:
- Der Einfluss des Rauchens auf die Lebenswartung ist weniger prägnant als man denken würde
- Rauchen erhöht aber die Wahrscheinlichkeit an Lungenkrebs zu sterben, was keine schöne Todesart ist.
- Deshalb raucht man besser nicht.
- Das mit dem Passivrauchen schauen wir uns noch genauer an
.
- wird fortgesetzt -
Zahlen - Teil 1: Rationale Zahlen
Große Teile der Mathematik lassen sich auf zwei Dinge zurückführen: Zählen und Logik. Zählen war schon eine tolle Erfindung. Man stelle sich vor, wie schwierig es wäre ein Tauschgeschäft durchzuführen, um z.B. Schafe gegen Ziegen zu tauschen, so dass man pro Schaf eine Ziege bekommt. Man müsste die Schafe und die Ziegen an einem Ort zusammenbringen und paarweise nebeneinander aufstellen. Nur so könnte man überhaupt feststellen, dass es gleichviel Schafe wie Ziegen sind.
Kann man aber Zählen, so ist die Sache viel einfacher. Man muss nur noch Zahlen austauschen und nicht mehr Schafe oder Ziegen. Das ist viel einfacher. Zum Zählen kann man Kerben in einen Stock schnitzen.
Oder besser: man erfindet Worte für jede Anzahl von Kerben und nennt die "eins", "zwei", "drei" ..., dann braucht man nichmalmehr einen Stock, sondern muss sich nur noch das Wort merken. Diese Worte, die man beim Zählen benutzt, nennt man "natürliche Zahlen".
Die Zahl "drei" ist die Zahl, die sich ergibt, wenn man zu "zwei" noch "eins" hinzutut. Wenn man weiß, was "eins" und "zwei" bedeutet, dann ist damit alles gesagt. Unweigerlich kommt man so zu der Frage woher kommt die Eins? Tatsächlich hat man sich aber um die Eins nie wirklich Sorgen gemacht. Heftig umstritten war dagegen die Null.
Man hat auch eine Art Kurzschrift erfunden, so dass wenn man eine Zahl aufschreiben möchte (damit man sie sich nicht merken muss) man nicht "zweiundvierzig" hinschreiben muss, sondern "42" schreiben kann.
Zahlen kann man übrigens weder sehen noch anfassen. Die Aussage, dass sich die Wissenschaft nur mit dem Sichtbaren befasst gehört daher in den Bereich der Mythen.
Zählen für Fortgeschrittene
Man stellt erstaunt fest, dass man Zahlen addieren kann und dass es dabei auf die Reihenfolge nicht ankommt. Zwei Schafe und drei Schafe zusammengenommen, und dann noch vier Schafe dazu - das ist Gleiche wie zwei Schafe und die Herde die sich ergibt wenn man zu drei Schafen noch viere hinzutut. Als Formel geschrieben erkennt man Assoziativgesetz.
(2 + 3) + 4 = 2 + (3 + 4)Und dabei kommt es auf die konkreten Zahlen 2,3 und 4 nicht an, sondern das gilt immer.
(a + b) + c = a + (b + c)Ferner stellt man fest, dass wo man etwas hinzu tun kann, man auch etwas wegnehmen kann. Was passiert, wenn ich von drei Ziegen drei wegnehme? Oha - es bleicht Nichts übrig, zumindest keine Ziegen. Die Vorstellung Nichts zu zählen war den Menschen lange unheimlich. Damit wollte man nichts (sic!) zu tun haben. So hat man das "Jahr 0" sorgfältig vermieden, Das Jahr unmittelbar vor "1 n. Chr." ist das Jahr "1 v. Chr.". Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, wie leicht man auf die Null kommen kann und wie wenig Ärger diese Zahl macht. Nicht alles was auf den ersten Blick wie Teufelszeug aussieht ist auch Teufelszeug.
Auch beim Hinzufügen und Wegnehmen kommt es auf die Reihenfolge nicht an.
( a + b) - c = a + (b - c)Mit konkreten Zahlen ergibt sich beispielsweise
(2 + 3) - 4 = 2 + (3 - 4)Das ist zweifellos war, aber was zum Teufel soll (3 - 4) sein. Das ist mit "Zählen" noch schwerer zu erklären wie die Null.
Die Lösung diese Problemchens ist bekannt: man hat die negativen Zahlen erfunden. Die sind zwar ein bischen schräg, weil nichts was man zählen kann jemals eine negative "Anzahl" haben kann, aber bei der Rechnerrei ist das ein furchtbar nützliches Konstrukt. Die Zahl "Minus eins" ist beispielweise die Zahl, zu der man 2 hinzutun kann und dann am Ende 1 herauskommt.
Auf den ersten Blick klingt das wenig überzeugend, aber bei genauerer Betrachtung muss man zugeben, dass eigentlich jedes Wort auf diese Art definiert ist. Man konstruiert ein neues Wort aus anderen Wörtern, deren Bedeutung man bereits kennt.
So geht es dann eine Weile weiter. Man entdeckt immer neue Zahlen "die es eigentlich geben müsste" und erfindet die kurzerhand. So entstehen die rationatioen Zahlen und die algebraischen Zahlen.
Kein Zweifel
So wie wir neue Zahlen erfinden, können wir sicher sein, dass sie etwas bedeuten. Schließlich können wir zu jeder Zahl eine Art Konstruktionsanleitung geben. Im Gegensatz zu Physikern müssen wir hier keine Experimente durchführen. Wir wissen einfach worüber wir reden und wir können uns über viele Aspekte absolut sicher sein.
Rationale Zahlen
Rationale Zahlen kann man sich als "alle Brüche" vorstellen. Oder alternativ als "Zahlen mit Komma", wobei hinter dem Komma entweder nur endlich viele Ziffern kommen dürfen so wie in 37,51 oder hinter dem Komma irgendwann eine Zahlenfolge anfängt sich zu wiederholen. Hinter dem Komma stehen dann zwar unendlich viele Ziffern, aber man muss sie nicht alle angeben, weil man irgendwann quasi "usw." sagen kann.
Alle Strecken diese Welt
Mit den rationalen Zahlen war man eine Weile ganz zufrieden. Man glaubte, das wären alle Zahlen, die man jemals brauchen würde. Die Länge jeder Strecke, die sich irgendwie konstruieren lässt, würde sich als rationale Zahl ausdrücken lassen.
Die Diagonale eines Quadrats mit der Kantenlänge 1 beträgt ungefähr 1.414.
Das ist zwar eine rationale Zahl, aber leider nicht der exakte Wert. 1,4142136 ist schon genauer, aber immer noch nicht exakt richtig. Geht man der Sache auf den Grund, so muss man feststellen, dass diese Zahl keine rationale Zahl sein kann. Es stellt sich nämlich heraus, dass das Quadrat dieser Zahl gleich 2 sein muss. Man sucht eine Zahl d für die gilt
d * d = 2Die Frage, ob es eine rationale Zahl gibt, deren Quadrat 2 ist, muss man leider verneinen. Keine rationale Zahl kann diese Eigenschaft haben.
Glücklicherweise kann man diese Zahl, die man "Wurzel aus zwei" getauft hat, näherungsweise beliebig genau berechnen. Man kann die ersten 7 Ziffern hinter dem Komma berechnen, oder die ersten 70 oder die ersten 700. Egal wie viele Ziffern man berechnet, das Ergebins ist immer eine rationale Zahl, denn man hat es stets mit einer endlichen Anzahl von Nachkommastellen zu tun.
Man kann also eine Folge von Näherungswerten definieren, die der gesuchten "Wurzel aus zwei" immer näher kommt und wo jedes Folgenelement eine rationale Zahl ist, und das obwohl man weiß, dass die Zahl der die Folge entgegenstrebt keine rationale Zahl sein kann.
Das ist gut und schlecht zugleich, aber eigentlich mehr gut als schlecht. Wir haben nämlich jetzt einen Weg gefunden die ominöse "Wurzel aus Zwei" dingfest zu machen. Wir sagen einfach "es ist die Zahl der diese Folge immer näher kommt". Die Zahl selbst können wir nicht hinschreiben, auch nicht unter Zuhilfenahme von "usw.". Aber wir können eine Formel hinschreiben, mit der man jedes Glied dieser Folge ausrechnen kann.
Zahlen zählen
Gibt es eigentlich mehr rationale Zahlen als ntürliche Zahlen? Also die Zahlen 1,2,3,4,usw und die Zahlen 1, 2/1, 1/2, 3/1, 2/2, 1/4 usw, sind das gleich viele? Normalerweise würde man die Dinger einfach zählen, aber da es unendlich viele sind führt uns das nicht weiter. Da erinnern wir uns, warum wir mit dem Zählen überhaupt angefangen haben: wir wollten nicht die Schafe neben die Ziegen stellen müssen.
Aber diese alte Verfahren kommt uns jetzt zuhilfe: wenn ich natürliche und rationale Zahlen nebeineinander aufreihen kann, so dass keine Zahl übrig bleibt, dann müssen es gleich viele sein. Wenn das nicht möglich ist und von der rationalen Zahlen immer welche über bleiben, dann gibt es mehr rationale Zahlen als natürliche Zahlen.
Nun kann man aus rationalen Zahlen und natürlichen Zahlen tatsächlich lauter Pärchen bilden, ohne dass eine Zahl übrig bleibt. Dazu schreibt man alle rationalen Zahlen in folgendem Schema auf
Dann folgt man den Pfeilen und sagt: 1/1 ist die erste rationale Zahl, 1/2 ist die zweite usw. Jede rationale Zahl wird irgendwann erreicht und bekommt ihre Nummer. So findet sich für jede rationale Zahl eine natürliche Zahl (und umgekehrt). Wir müssen einsehen, dass es nicht mehr rationale Zahlen als natürliche Zahlen geben kann.
Man nennt diese Eigenschaft der rationalen Zahlen abzählbar. Abzählbar heiß nicht, dass ich etwas zählen kann, so dass ich am Ende weiß es sind soundsoviele. Es heißt, dass ich etwas in eine Reihenfolge bringen kann, quasi alle Elemente in eine Kette bringen kann. Ich kann dann sagen: das ist das erste und jenes ist das zweite Element usw. Wenn das nicht gehen sollte (was kaum vorstellbar ist), dann redet man von einer überabzählbaren Menge.
- wird fortgesetzt -