Im Kampf gegen das Rauchen ist Schweden das erfolgreichste Land der EU. In keinem Land der EU wird weniger geraucht als in Schweden und nirgendwo sind tabakbedinkte Erkrankungen so selten wie in Schweden. Die schwedischen Männer haben vor einigen Jahren rauchfreien Tabak ("Snus") wiederentdeckt und sind seitdem eine Menge Probleme los. Die Frauen sind da zögerlicher und bleiben eher bei der Zigarette.
Das British Medical Journal schreibt: "Lungenkrebs und Herzinfarkte sind bei schwedischen Männern viel stärker zurückgegangen als bei schwedischen Frauen und sind im Vergleich mit anderen Ländern relativ selten. [...] Die Verfügbarkeit von Snus in Schweden scheint einer der Gründe für die ungewöhnlich niedrige Raucherquote der schwedischen Männer zu sein".
Man würde erwarten, dass die anti-Raucher Organisationen und andere Mitglieder der Vorbotsindustrie einheitlich "hurra" rufen. Man würde sich nicht wundern, wenn die EU alles daran setzte Snus auch in anderen europäischen Ländern einzuführen und beispielsweise die Mehrwertsteuer senken würde. Auf den Zigarettenschachteln könnte stehen "Snus ist viel ungefährlicher als Rauchen". Aber nichts von alleden passiert. Im Gegenteil.
Der Verkauf von Snus ist seit 1992 in der EU (Schweden ausgenommen) verboten.
Man kann der EU zugute halten, dass es 1992 vor allem um amerikanischen Oraltabak ging, der gegenüber schwedischem Snus einige zusätzliche Gesundsheitsrisiken birgt. Dennoch: auch amerikanischer "Dip" ist weniger schädlich als Rauchen.
Dass Snus vollkommen ungefährlich ist behauptet niemand. Auch "mit Gurt fahren" ist nicht vollkommen ungefährlich, dennoch käme niemand auf die Idee Sicherheitsgurte zu verbieten, mit dem Hinweis, die Leute sollten doch öffentliche Verkehrsmittel benutzen und der Gurt würde letztlich nur den Umstieg auf öffentliche Verkehtsmittel verzögern. Niemand käme auf die Idee Sicherheitsgurte mit dem Hinweis: "Fahren mit Gurt ist keine sichere Alternative zum Fahren ohne Gurt" zu versehen.
Snus in der Öffentlichkeit
Anti-Tabak Organisationen sind keineswegs erfreut über Snus. Das ist erstaunlich, denn Snus verursacht keinen Krebs und schädigt niemanden durch Passivrauch. Das sind aber die beiden Hauptargumente der anti-Tabakorganisationen gegen das Rauchen. Warum, so fragt man sich, bestehen diese Organisationen darauf, dass lediglich Nikotinpflaster und Kaugummis probate Mittel sind, mit dem Rauchen aufzuhören? Haben wir es hier mit gezielter Desinformation zu tun?
Die Universität von Texas ist in einer Studie der Frage nachgegangen in wie weit die Risiken von Snus im Internet übertrieben dargestellt werden. Sie kamen zu dem Schluss, dass "durch diese Web-Seiten den Rauchern nahegelegt wird, sie könnten gerade so gut weiter rauchen, falls es ihnen besser gefällt. Rauchern und Richtlinienverantwortlichen wird suggeriert, dass es keine Chance für Schadensbegrenzung gibt. Diese Nachrichten sind offensichtlich falsch, wahrscheinlich gefährlich und verstoßen gegen ethische Normen".
Hier ist ein (englischer) Beitrag von CBS zum Thema Snus
Immerhin kommt in diesem Beitrag auch ein Wissenschaftler zu Wort, aber ihm wird eine anti-Tabak Aktivistin gleichberechtigt gegenübergestellt, deren Argumentation sich auf einem völlig anderen Niveau bewegt.
Die Argumente gegen Snus
Kinder: Kinder könnten Snus nehmen. Es wird argumentiert, dass die Aufmachung insbesondere von amerikanischen "big tobacco" Snus-Sorten speziell Kinder ansprechen soll.
Krebs: Snus verursacht keinen Lungenkrebs. Es gibt möglicherweise ein leicht erhöhtes Risiko an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken. Das ist allerdings eine so seltene Form von Krebs, dass man 10% mehr Bauchspeicheldrüsenkrebs keinesfalls gegen 10% weniger Lungenkrebs aufrechnen kann. Und Rauchen verursacht immer noch mehr Bauchspeicheldrüsenkrebs als Snus. Auch Mundhöhlenkrebs wird von Snus nicht verursacht, obwohl das auf den ersten Blick plausibel erscheint.
Dual use: Es besteht die Gefahr, dass Snus nicht etwa das Rauchen ersetzt, sondern als zusätzliches Risiko hinzukommt. Sprich: es reift eine Generation von Snusern heran, die Snus und Zigaretten konsumieren. Die Erfahrung aus Schweden lässt dies nicht gerade wahrscheinlich erscheinen, wenn auch der eine oder andere dual-user schon gesichtet wurde.
Die Tabakindustrie
Die Tabakindustrie würde sicher lieber Zigaretten verkaufen als Snus in den Mark einzuführen. Für Zigaretten stehen die Vertriebswege und die Werbekampagnen. Ein neues Produkt macht da erstmal Ärger. Aber Snus ist ein Produkt der Tabakindustrie. Auch die Großen, wie Reynolds und Philip Morris haben inzwischen ihre eigenen Snus Marken am Start.
Klar, der Tabakindustrie kann man nicht trauen, aber im Falle von Snus spielt die Verbostsindustrie das falschere Spiel. Sie profitiert von dem Misstrauen, dass den Tabakkonzernen entgegengebracht wird. Jeder glaubt instinktiv, dass das Snus-Verbot auf dem Mist der Tabakindustrie gewachsen ist. Es ist aber bestenfalls eine Gemeinschaftsproduktion zwischen der Verbotsindustrie und der Tabakindustrie. Die Verbotsindustrie hat hier aber mehr zu verlieren.
Nichts schreckt sie mehr als eine Welt, in der niemand mehr raucht. Keine Tabaksteuereinnahmen mehr, ein großer Teil ihre Existenzberechtigung schwände dahin. Klar, auch die Verbotsindustrie kann andere Produkte vermarkten. Aber bis sie z.B. den Kampf gegen Fettleibigkeit so populär gemacht hat wie den Kampf gegen das Rauchen können viele Jahre vergehen. Darauf ist sie nicht scharf.
Anti-Raucher Organisationen bekämpfen auch die e-Zigarette. Die Situation ist hier ähnlich: die Leute hören auf Zigaretten zu rauchen und die Gefahren sind relativ gering. Dennoch wird davon abgraten, und die Produkte der Pharmaindustrie werden als einzig akzeptablen Ausweg befürwortet. Aber das ist eine andere Geschichte.
Schwarzmarkt
Bis Anfang 2011 konnte man Snus in der EU immerhin per Internet aus Schweden bestellen. Jetzt geht auch das nicht mehr und die europäischen Snuser fangen wieder an zu Rauchen. Der Schwarzmarkt für Snus ist noch nicht entwickelt, der Markt ist nicht sehr groß und mit Zigarettenschmuggel lässt sich viel mehr verdienen, zumal die periodisch verhängten Steuererhöhungen den Zigarettenschmugglern immer mehr Kunden in die Arme treiben.
Im Gegensatz zu Zigarettenschmugglern könnten Snus-Schmuggler allerdings von sich behaupten etwas für die Gesundheit der Bevölkerung zu tun. Wenn etwas zivilen Ungehorsam rechtfertigt oder gar erforderlich macht, dann das Snus-Verbot in der EU.
Vielleicht werden sich ja die Koks-Dealer in Zukunft ein kleines Zubrot mit Snus verdienen können. Logisch wäre das, denn ihr Konkurrent, die Pharmaindustrie vertreibt ja neben allerlei Glücklichmachern ebenfalls Nikotin.
Lediglich in Finnland gibt es zur Zeit einen entwickelten Schwarzmarkt für Snus.
Die Tabakrichtlinie
Die Tabakrichtlinie der EU, in der das Snus-Verbot seinerzeit festgeschrieben wurde, wird gerade überarbeitet. Die schwedische Regierung drängt derzeit die EU, den Verkauf von Snus in der EU freizugeben. Es gäbe "kein Argument, durch das sich das Snus-Verbot begründen ließe" sagt der Schwedische Minister für Gesundheit und Soziales Göran Hägglund.
Die Chancen für eine Aufhebung des Verbots stehen allerdings schlecht. Die Verbotsindustrie ist derzeit mächtiger denn je. Ob sich die EU-Legislative in Zukunft einzig von gesundem Menschenverstand und Logik leiten lässt wird sich zeigen.
Es besteht jedoch wenig Zweifel daran, dass die derzeit gültige Tabakrichtlinie der Volksgesundheit mehr schadet als nützt. Man kann davon ausgehen, dass das Snus Verbot andere Gründe hat als den Schutz der Gesundheit. Sollte das Snus-Verbot fortbestehen, sollte man auf der Tabakrichtline einen Warnhinweis anbringen.
Das könnte Sie auch interessieren
Blut klebt an den Händen der Tabakkontrolle
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen