Die Produkte
Firmen der Verbotsindustrie sind selten börsennotierte Unternehmen und sie nehmen nicht an Tariverhandungen teil. In vielerlei Hinsicht ähneln sie der Verwaltung, insbesondere in ihrem Bestreben vor allem zu wachsen. Im Gegensatz zur Verwaltung agiert die Verbotsindustrie aber auf dem Markt. Die kämpft um Marktanteilen, Budgets und öffentliche Aufmerksamkeit. Verwaltung ist nur lästig. die Verbotsindustrie ist aber gefährlich.
Die Verbotsindustrie beschert und Problembewusstsein, gesellschaftliche Spaltung, Studien und natürlich Verbote. Verbote selbst sind aber keine Einnahmequelle dieser Industrie. Sie verdient nichts an Verboten. Sie verdient and dem Prozess, der (möglicherweise) zu Verboten führt.
Das eigentliche Produkt der Verbotsindustrie sind Medienviren.
Problembewusstein
Zu Beginn des 20ten Jahrhundets war Absinth eine beliebte Droge. Es formierten sich jedoch die Absinthgegner und behaupteten
Absinth macht kriminell, führt zu Wahnsinn, Epilepsie und Tuberkulose und ist verantwortlich für den Tod tausender Franzosen. Aus dem Mann macht Absinth ein wildes Biest, aus Frauen Märtyrerinnen und aus Kindern Debile, er ruiniert und zerstört Familien und bedroht die Zukunft dieses LandesNach einem (!) spektakulären Mord durch einen Alkoholiker, bei dem der Mörder neben einer Menge Wein auch zwei Gläser Absinth getrunken hatte, wurde Absinth in Belgien verboten, später auch in der Schweiz und anderen Ländern der heutigen EU. Das Problembewusstsein war geschaffen und die Öffentlichkeit alarmiert.
Inzwischen ist das Absinthverbot weitgehend aufgehoben, Heutzutage schert sich niemand mehr um Absinth. Aber die Sucht nach Problembewusstsein ist ungebochen. Der Gedanke, dass die eigene Misere durch jemand außenstehnenden verursacht sein könnte ist einfach zu verführerisch. Um Problembewusstsein hervorzurufen braucht es einen starken Gegner, wie die Absinthindustrie, oder heutzutage die Atomindustrie, die Tabakindustrie, die Pharmaindustrie oder die Zuckerindustrie.
In der Regel koaliert die Verbotsindustrie aber mit mindestens einer anderen Industrie, da sie selbst ja gar nichts Sinnvolles herstellt. Im Falle von Absinth waren das die Weinbauern, als Verbündeter gegen die Atomindustrie taugen die Hersteller von grüner Energie, gegen die Tabakindustrie hilft die Pharmaindusttrie, gegen die Zuckerindustrie die Bio-Industrie.
Überzeugungstäter
Ein neuer Zweig der Verbotsindustrie wird in der Regel durch Überzeugungstäter vorbereitet. Diese glauben tatsächlich an ihre Mission, arbeiten unentgeltlich und sind manchmal bei klarem Verstand. Alleine mit solchen Leuten kann man aber keine multi-nationale Industrie aufbauen, sie bereiten lediglich den Boden für die Industriebosse, die anschließend das Territorium übernehmen.
Überzeugungstäter genießen eine gewisse Achtung in unserer Gesellschaft. Da die Verbots-Bosse in die Fußstapfen von Überzeugungstätern treten, bleiben sie lange unverdächtig. Oft werden sie von den Überzeugungstätern noch lange unterstützt. Die Kälber folgen der Trommel, deren Fell aus ihren Häuten hergestellt wird. Dies ist einer der Mechanismen, die das Immunsystem der Informationsgesellschaft angreifen.
Gesellschaftliche Spaltung
Die Absinthhersteller und die Weinbauern waren sich nicht grün. Was das vorteilhaft für die Verbotsindustrie? Absolut! Denn die Verbotsindustrie braucht wie kaum eine andere Industrie Öffentlichkeit. Kaum etwas bringt so viel öffentliche Aufmerksamkeit wie ein gesellschaftlicher Dissens. Heutzutage streiten sich Atomkraftbefürworter mit den -Gegnern, Raucher mit Nichtrauchern, Schlanke mit Dicken, Kampfhundbesitzer mit Nichtkampfhundbesitzern, Waffenliebhaber mit Waffengegnern.
Eine gesellschaftliche Spaltung schützt die Verbotsindustrie zuverlässig davor überhaupt als Industrie wahrgenommen zu werden. Alle sind zu sehr damit beschäftigt, sich mit ihren jeweiligen Kontrahenten zu streiten. Das ist ein weiterer Mechanismus, der das Immunsystem der Informationsgesellschaft außer Kraft setzt.
Sehr wahrscheinlich werden die Dicken als nächtes ins Visier genommen. Die Voraussetzungen sind einfach zu ideal. Es gibt weniger Dicke als Schlanke. Das ist eine Grundvoraussezung, denn mit der Mehrheit mag man sich nicht anlegen. Die Dicken schämen sich. Wer gegen Dicke vorgeht muss daher nicht mit allzugroßer Gegenwehr rechnen. Sie sind sogar noch willigere Opfer als die die Raucher, die sich ja oft pudelwohl in ihrer Haut fühlen. Dazu gibt es noch eine Industrie, die man an den Pranger stellen kann, nämlich die fast- und andere food Industrien.
Studien
Studien sind eine der Einnahmequellen der Vorbotsindustrie. Wer glaubt, dass der Sinn von Studien darin liegt einem Sachverhalt auf den Grund zu gehen hat zwar Recht, wird aber oft enttäuscht.
Wenn man heute die Studie von Richard Doll und Bradford Hill liest, in denen sie 1950 erstmals den Zusammenhang zwischen Lungenkrebs und Rauchen untersucht haben, findet man sich in einer heilen Welt. Diese Arbeit ist von einem wissenschaftlichen Anstand durchsetzt, den sich die Verbotsindustrie heute nicht mehr leistet. Heute wird kaum mehr eine Studie veröffentlich ohne den obligatorischen Zusatz weitere Forschung wird nötig sein um ... Oder anders gesagt: gebt mir noch mehr Geld.
Den wissenschaftlichen Anstand hat die Verbotindustrie auf ein unerträglich niedriges Niveau gedrückt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Zusammenfassung nicht den Forschungsergebnissen entspricht und in der heutigen Informationsgesellschaft liest kaum einer mehr als die Zusammenfassung. So wird ein blutdrucksenkender Effekt schon mal zu einem butdruckerhöhenden Effekt zusammengefasst (wobei natürlich weitere Forschungen benötigt werden, um das Ergebnis abzusichern).
Der rutschige Abhang
Studien sind aber nicht nur eine Einnahmequelle sondern auch ein Mittel um Verbote selbst durchzusetzen. Dabei ist es wichtig, dass die Verbote keinen wirklichen Effekt haben. Wenn ich - sagen wir - Streichhölzer verbieten möchte und der Gesetzgeber stimmt mir zu und Streichhölzer verschwinden vom Mark, dann steht die Verbotsindustrie dumm da, denn das Problem ist ja gelöst. Wieso sollte jemand noch weitere Studien über die Gefahren von Streihhölzern finanzieren wollen, wieso sollte noch jemand in eine Organisation "gegen Streichhölzer" investieren? Und wenn die Verbotsindustrie zuvor von der Streichholzsteuer finanziert wurde hat sie sich jetzt ordentlich ins eigene Fleisch geschnitten.
Nein, die Streihhölzer müssen am Markt bleibeben, sonst beraube ich mich meiner eigenen Geschäftgrundlage. Das lässt sich aber nicht immer erreichen. Wenn so etwas passiert, dann muss ich mich notgedrungen nach einem neuen Geschäftsfeld umsehen und z.B. gegen Feuerzeuge vorgehen.
Diesen Effekt bezeichnet Christopher Snowdon als den rutschigen Abhang ("slippery slope"). Gemeint ist, dass die Verbotsindustrie kein wirklich erreichbares Ziel verfolgt, sondern vor allem daran interessiert ist, ihren Marktaneil auszubauen. Es ist nicht zu erwarten, dass die Verbotsindustrie irgenswann einmal sagt: nun ist alles verboten, was wir für verbietenswert erachten, wir ziehen uns jetzt zurück. So würden Überzeugungstäter argumentieren, aber keine Industrie.
Verbote
Verbote gelten heutzutage als bemerkenswert ungefählich. Es gibt kein Verbot von Verboten.
Wie wird die Verbotsindustrie vorgehen, um Dicke auszuschlachten? Man könnte die food Industrie dazu zwingen auf Werbung zu verzichten, man könnte sie zusätzlich besteuern und die Steuereinnahmen der Verbotsindustrie zukommen lassen. Man kann Studien in Auftrag geben (und weitere Studien verlangen). Man könnte auf Warnhinweisen in McDonalds bestehen, die darauf hinweisen dass fast-food Fettleibigkeit hervorruft.
Irgendwann wird der erste Dicke einen Prozess gegen die food-Industrie gewinnen, weil sie ihn zum Dicken gemacht hat. Den Anwälten läuft jetzt schon der Speichel im Munde zusammen wenn sie daran denken. Und am Ende schneidet man der food Industrie einige Milliarden aus den Rippen, wie beim Master Settlement Agreement mit der Tabakindustrie, die man anschließend zumindest teilweise der Verbotsindustrie zukommen lässt.
Wenn sich die Verbotsindustrie die Dicken vorknöpft müsste sie sich eigentlich die jährlich rund 100 gestorbenen magersüchtigen Mädchen vorwerfen lassen. Aber dagegen ist sie gefeit, denn wenn jemand die Verantwortung an Magersucht trägt, dann das Schönheitsideal, die Modemagazine aber keinesfalls die Verbotsindustrie.
Die Verbotsindustrie ist grundsätzlich für nichts verantwortlich, das ist der Charme an der Sache. Wenn man an die große Zahl von Todesfällen glaubt, die durch Rauchen und Passivrauchen verursacht werden, dann muss das Snus Verbot (rauchfreier Tabak) in der EU zu sehr vielen Todesfällen führen. Diese Todesfälle hat die Verbotsindustrie zu verantworten, aber sie wird nicht als Verursacher wahrgenommen.
Medienviren
Das Marketingkonzept der Verbotsindustrie basiert vor allem auf Medienviren oder Memen. Dabei geht es darum eine Nachricht so zu lancieren, dass sie sich möchst stark vermehrt und verbreitet. Hierbei erfolgt der entscheidende Angriff auf das Immunsystem der Informationsgesellschaft.
Auch ein mündiger Bürger hat keine andere Wahl, als sich über die Medien zu informieren. Wenn es nun gelingt, die Medien derart mit Fehlinformationen zu überschwemmen, dass auch ein intelligenter Mensch immer und immer wieder auf die gleiche Fehlinformation stößt, so wird er diese irgendwann glauben. Die Fehlinformation muss dabei nicht einmal plausibel sein. Es geht einzig und alleine um die Häufigkeit mit der man diese Information findet.
Dabei hilft es emotional bewegende Themen zu besetzten. Kinder werden hierfür gerne eingespannt ("viele Kinder sind zu dick"). Gerne genommen werden auch Todesraten. Der Wahrheitsgehalt der vorgetragenen Thesen spielt dabei kaum eine Rolle.
Empfohlene Reaktion
Wenn jemand vorschlägt etwas zu verbieten, macht man in aller Regel keinen großen Fehler, wenn man ihn als Angehörigen der Verbotsindusrie auffasst und seinem Anliegen misstraut. Menschen die etwas verbieten wollen muss man als extrem verdächtig einstufen. Wird auf eine emotional aufwühlende Art argumentiert wird, dann ist höchste Vosicht geboten.
Vorsicht ist aber bereits geboten, wenn eine neue Gefahr am Medienhimmel erscheint. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es noch etwas gibt vor dem man Angst haben sollte, vor dem aber noch niemand Angst hat.
Wenn auf Studien verwiesen wird, dann lohnt es sich oft diese Studien auch zu lesen, oder sich zumindest die Kritiken der Studien anzuschauen. Wenn behaupten wird ein "Verband" hätte etwas festgestellt, dann sollte man sich vergewissern, dass es diesen Verband überhaput gibt.
Aber wie gesagt: wer sich lieber schnell entscheiden möchte fährt nicht schlecht mit der Devise: er will mir Angst machen, also hat er unrecht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen