Hannelore Mabry, eine Münchner Feministin und Herausgeberin der Zeitschrift "Der Feminist", legte 1987 im »Spiegel« Wert auf die Feststellung, sie habe eine Gruppe nichtfeministischer Frauen nicht als Arschlöcher, sondern als Arschlöcherinnen bezeichnet.
Bei meinen Versuchen richtig Deutsch zu lernen bin ich auf diese Seite gestoßen, auf der sich ein lesenswerter Abschnitt über politisch korrekte Sprache befindet. Ich zitiere auszugsweise.
StundentInnen
Im akademischen Umfeld ist als generischer Plural auch die Studierenden gängig. Auf solchen Konstruktionen bestehen in erster Linie Personen, die nicht begriffen haben, daß Genus und Sexus im Deutschen recht wenig miteinander zu tun haben (die Aufsicht, die Aushilfe/Aushilfskraft, die Drohne, die Geisel)
Wie lächerlich der Begriff Studierende ist, wird deutlich, wenn man ihn mit einem Partizip Präsens verbindet. Man kann nicht sagen: In der Kneipe sitzen biertrinkende Studierende. Und nach einem Massaker an einer Universität kann man schlecht sagen: "wir trauern um unsere toten Studierenden".
man, Mann und Mensch
Althochdeutsch man bezeichnet einen Menschen unabhängig von dessen Geschlecht; die geschlechtsspezifischen Entsprechungen sind wer für männlicher Mensch (erhalten in Werwolf) und quina (erhalten in queen) für weiblicher Mensch.
Durch die Formel man/frau werden Menschen weiblichen Geschlechts aus der durch man bezeichneten Gruppe herausgenommen — was ähnlich sinnvoll ist, als spräche man von Menschen und Frauen.
"mensch" — Hat angeblich frau statt man abgelöst und ist gleich noch meschugger, ja fast dämlicher. (Eckhard Henscheid: Dummdeutsch).
Jedoch ist weder herrlich von Herr abgeleitet noch dämlich von Dame.
Spachfeminismus in der Sackgasse
Wer mehr zu diesem Thema wissen möchte, dem sei die Seite Spachfeminismus in der Sackgasse von Arthur Brühlmeier empfohlen, wo sich u.A. folgende Perle des Basler Gesundheitsdepartements (sic!) findet:
Bereits die mildeste und häufigste Form der Trennung einer ‘Rolle des Verantwortungstragens’ (Arzt/Ärztin) von einer ‘Rolle des sich-Anvertrauens und sich-Unterordnens’ (Patient/in) reduziert die Eigenverantwortlichkeit, mit der der/die Patient/in Entscheidungen in Bezug auf seine/ihre Gesundheit trifft. Damit wird der/die ‘beratende Arzt/Ärztin’ zum/zur ‘entscheidenden Arzt/Ärztin’. In bestimmten Situationen haben Patient/in und Arzt/Ärztin natürlich keine andere Wahl (zum Beispiel bei einer Notfallbehandlung eines Bewusstlosen).
Trotz aller Mühe ist es den Autoren entgangen, dass es natürlich "eines/einer Bewusstlosen" heißen müsste.
Eine weitere Perle beschreibt die Schwierigkeiten zusammengesetzte Substantive wie "Lehrerbetreuer" politisch korrekt zu formulieren. Hier muss man nämlich beide Teile, nämlich "Lehrer" und "Betreuer" sowohl männlich als auch weiblich ausdrücken, was zu vier Kombinationen führt.
Ein künftiger Lehrer- bzw. Lehrerinnenbetreuer bzw. eine künftige Lehrer- bzw. Lehrerinnenbetreuerin sollte zuvor auch ein bewährter Schüler- bzw. Schülerinnenberater bzw. auch eine bewährte Schüler- bzw. Schülerinnenberaterin gewesen sein.
Zu diesen künstlich erzeugten Umständlichkeiten gesellt sich der wohl tiefgreifendste Nachteil sprachfeministischer Ansprüche, nämlich die Unmöglichkeit, gewisse Zusammenhänge logisch korrekt auszudrücken.
In der Feststellung eines Psychiaters, er sei überrascht, "dass der Amokläufer eine Frau war", kann "Amokläufer" weder durch "Amokläuferin" ersetzt werden, obwohl es sich um eine Frau handelte, noch darf der nach feministischem Verständnis männlich zu deutende Ausdruck "Amokläufer" als männlich verstanden werden. Der Satz "Frauen sind die vernünftigeren Autofahrer" stößt auf die gleichen Probleme.
Diese Schwierigkeiten führen dazu, dass viele Schreiber dazu übergegangen sind, menschliche Funktionsträger einfach nicht mehr zu erwähnen, was aber zu einer immer abstrakteren Sprache führt. So lässt sich etwa der einfache Satz "Die Lehrer sollten wieder vermehrt mit den Schülern üben" umformen zur Aussage "Aufgabe der Schule ist es, durch gezielte Wiederholungen die Kulturtechniken wieder vermehrt zu festigen."
Fazit
Man kann es drehen und wenden wie man will: politisch korrektes Deutsch ist schlechtes Deutsch. Wenn in einer Organisation die Devise ausgegeben wird, Funktionsträger geschlechtsneutral zu bezeichnen, dann impliziert das immer die These "gutes Deutsch ist uns nicht wichtig". Im Zusammenhang mit Stellenausschreibungen an einer Universität klingt das besonders komisch, vor allem wenn es sich dabei um Germanistik handelt.
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