Erst nahmen sie sich die Raucher vor ...

Erst nahmen sie sich die Raucher vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Trinker vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Dicken vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich mich vor. (Frei nach Martin Niemöller)

Sonntag, 28. Oktober 2012

Spekulationen über John Dalli

Der EU Gesundheitskommissar John Dalli musste wegen Korruptionsvorwürfen seinen Hut nehmen. Alle Welt rätselt was hier wirklich passiert sein könnte. Hier ist meine Theorie dazu.

Was ist passiert?

Silvio Zammit, ein maltesischer Geschäftsmann ist an den Snus-Hersteller Swedisch Match herangetreten und hat angeboten für einen 2stelligen Millionenbetrag John Dalli dazu zu bringen den Verkauf von Snus in der EU zu erlauben. Derzeit verbietet die EU Tabakrichtlinie den Verkauf von Snus in der EU (ausgenommen Schweden). Die Tabakrichtline wird gerade überabeitet.

Swedish Match schaltete darauf die Anti-Korruptionsbehöre "Olaf" ein, die zu dem Schluss kam, dass Dalli von diesen Vorgängen gewusst hatte, aber nichts dagegen unternommen hatte. Geld sei keines geflossen. Barroso drängte daraufhin Dalli seinen Stuhl zu räumen.

Zwei Tage später wurde in die Brüsseler Büros von drei anti-Tabak-Organisationen eingebrochen.

Ernstgemeinte Bestechung

Es spricht einiges dagegen, dass sich Dalli tatsächlich bestechen lassen wollte. Die überarbeitete Tabakrichtlinie ist praktisch fertig und ihr Inhalt ist längst durchgesickert. Wenn sich Dalli bestechen lassen wollte, hätte er das viel früher einfädeln müssen.

Wollte Swedish Match Dalli bestechen? Das ist ebenfalls nicht sehr plausiblel, denn hier gelten die gleichen Einwände wie oben: für einen ernst gemeinten Bestechungsversuch war es einfach zu spät.

Vorgetäuschte Bestechung

Wenn es sich nicht um tatsächliche Bestechung drehen kann, dann muss das Ganze eine Show gewesen sein. Entweder hat Swedish Match Dalli hereingelegt oder Dalli wollte Swedish Match reinlegen, und der Schuss ging nach hinten los. Es spricht einiges dafür, dass Letzteres der Fall ist.

Hätte Swedish Match Dalli hereinlegen wollen, indem sie mit Zammit über Bestechungsgelder verhandelt, um diesen Vorgang später öffentlich zu machen, dann hätte Dalli der Veröffentlichung nur zuvorkommen müssen. Das hat er aber nicht getan. Das legt nahe, dass was auch immer hier lief den Segen von Dalli hatte.

Wäre es aber umgekeht gewesen, und Dalli wollte Swedish Match zu einem Bestechungsversuch verführen, dann ist es nicht verwunderlich, dass er nicht an die Öffentlichkeit gegangen ist, solange er nicht genügend Beweise beisammen hatte. Andererseit bestand dann die Gefahr, dass Swedish Match der Veröffentlichung zuvorkommt.

Diese Gefahr könnte Dalli unterschätzt haben. Das Mantra, dass der Tabakindustrie nicht zu trauen ist, dass sie für Geld alles tut und vor Korruption nicht zurückschreckt, wird von der Tabakkontrolle so inbrünstig rezitiert, dass es einige ihrer Akteure möglicherweise inzwischen selbst glauben.

Bitte nicht sachlich werden

Hätte der Coup geklappt, dann wäre die überarbeitete Tabakrichtlinie gegen Kritik ziemlich unempfindlich geworden. Einer sachlichen Diskussion würde die Tabakrichtlinie nämlich nicht stand halten. Die Tabakkontrolleure müssen daher darauf hinwirken, sachliche Diskussionen unter allen Umständen zu vermeiden. Da würde es gut passen, wenn man Swedish Match als eine Firma hinstellen kann, die auch vor Bestechung nicht zurückschreckt. Bei diesem Szenario scheint der Zeitpunkt - kurz von der Veröffentlichung der Tabakrichlinie - gut gewählt.

Nun ging dieser Schuss bekanntlich nach hinten los, Swedish Match petzte und Dalli musste gehen. Wenn auch viele Medien, wie die TAZ und die Süddeutsche ihre Feindbilder von vor 20 Jahren noch nicht aktualisiert haben und reflexartig auf die Tabaklobby schimpfen, war die Opferrolle der Tabakkontrolleure nun doch etwas angekratzt.

Jetzt bricht jemand in die Büros von drei anti-Tabak-Organisationen ein. Sollte da die Tabakindustrie dahinterstecken? Sollte sie nicht Besseres zu tun haben, als der Weltöffentlichkeit zu sagen: "nicht Dalli, sondern wir sind die Bösen"? Es bestand ja nicht der Hauch einer Chance, dass die Einbrüche unentdeckt bleiben. Man hat eher den Eindruck, dass sie entdeckt werden sollten. So oder so, der Ruf der Tabakkontrolle wurde durch diese Einbrüche wieder etwas verbessert.










Dienstag, 9. Oktober 2012

Ist die e-Zigarette noch zu stoppen?

In diesem wirklich sehenswerten Video gesteht Deborah Arnott von ASH, dass die e-Zigarette im Grunde eine gute Sache ist. Allerdings nur, wenn außer den Produzenten und den Konsumenten noch andere mitverdienen dürfen. Hier die highlights in deutscher Spache.

In ihrere Einleitung verweist sie auf Clive Bates, ihren Vorgänger bei ASH, der immer und immer wieder darauf hingewiesen hat, dass Schadensbegrenzung das Mittel der Wahl ist, wenn man tabakbedingte Erkrankungen reduzieren möchte. Damit habe er vollkommen recht, sagt sie. Das lässt hoffen.

Sie verschweigt allerdings, dass dies derselbe Clive Bates ist, der die Einstellung seines ehemaligen Arbeitgebers ASH zu rauchlosen Tabakprodukten als himmelschreiend bezeichnet. Clive Bates ist inzwischen einer der entschiedensten Kritiker von ASH und anderen Multis der Tabakkontrolle.

Nikotin ist nicht das Problem

Üblicherweise argumentiert die Tabakkontrolle gegen alternative Nikotinprodukte wie Snus und die e-Zigarette. Deborah Arnott weist aber zu Anfang darauf hin, dass nicht das Nikotin das Problem ist, sondern der "Teer". Das sind neue Töne. Schließlich könnten diese Produkte dazu führen, dass immer weniger Menschen rauchen und damit ASH sowohl seine Existenzberechtigung als auch eine Geldquelle (Tabaksteuer) verlieren würde.

Die Schwedische Erfahrung
Aber Snus ist immer noch schlecht. Sie wirft amerikanischen Skoal und Schwedischen Snus in einen Topf und bemerkt, dass dies Produkte der Tabakindustrie sind, die Jugendliche verführen usw. Also Snus ist abzulehnen, trotz der "schwedischen Erfahrung", wo weniger Menschen rauchen und es weniger tabakbedingte Erkrankungen gibt als irgendwo sonst in der EU. Das erwähnt sie nicht.

Alternative Nikotinprodukte

Dann zählt sie einige alternative Nikotinprodukte auf, die von kleinen Firmen entwickelt wurden, an denen die Pharma-Industrie aber kein Interesse hatte und deren Firmen von Tabakkonzernen aufgekauft wurden. Diese Produkte sind auf dem Markt nicht mehr erhältlich. Das ist in so fern interessant, als die Meinung, die Tabakindustrie bekämpfe alternative Nikotinprodukte, offenbar nicht unbegründet ist.

Schön wäre es natürlich, wenn die Tabakkontrolle diese Produkte dann nicht bekäpfen oder gar fördern würde. Ein Dienst an der Gesellschaft, durch den sich ASH in der Vergangenheit aber nicht gerade hervorgetan hat.

Nun denn. Bliebe noch die e-Zigarette. Wer gegen Snus ist, müsste eigentlich auch gegen die e-Zigarette sein. Aber nein - Frau Arnott hält sie - auch das sind neue Töne - für ein akzeptables Produkt wenn, ja wenn es "reguliert" wird. Dies sei nötig, weil sie aus China kommen.

China wird reguliert

Warum muss man ausgerechnet Produkte aus China regulieren? Nun, es gab mal chinesische Sofas, von denen Leute Verbrennungen bekommen haben (Frau Arnott zeigt dazu schockierende Bilder). Ich kenne diese Geschichte nicht, aber sie mag schon stimmen.

Der Argumentationskette kann ich allerdings nicht wirklich folgen. Heißt das, dass jetzt alle chinesischen Produkte "reguliert" werden sollen, weil mal ein chinesischer Sofahersteller das falsche Überzugsmaterial verwendet hat? Ich hoffe, ich bin hier nicht auf eine Satire hereingefallen.

Die Stimme der Mehrheit

Sie zitiert eine Anhörung der Britischen Medikamenten-Zulassungsstelle (NHRA), wo sich angeblich eine Mehrheit der Bevölkerung für eine Regulierung von e-Zigaretten ausgesprochen hat.

Die entsprechenden Unterlagen finden Sie hier. Ich kann darin keine Mehrheit für eine Regulierung erkennen, sondern eine große Mehrheit für "take no action", also "haltet euch da raus". 

Nur Pharma-Nikotin ist gutes Nikotin

Ein weiteres interessantes Detail ist die Aussage, dass Nikotinersatztherapie (NRT), also Nokotin-Pflaster und -Kaugummis auch zur Dauertherapie empfohlen werden. Dies ist eine Abkehr von der früheren Lesart, dass nämlich diese Produkte nur kurzzeitig - zur Raucherentwöhnung - eingesetzt werden sollen.

Im Endeffekt läuft das darauf hinaus, dass Raucher ihr Nikotin, nicht durch Zigaretten, nicht durch Snus oder gar durch "unregulierte" e-Zigaretten, sondern ausschließlich in Form von Produkten der Pharma-Industrie beziehen sollen, denn ob die momentan existierenden Hersteller von e-Zigaretten eine "Regulierung" überleben würden ist mehr als fraglich. Überraschend ist das alles nicht.

Der Kampf scheint verloren

Wirklich überraschend, wenn nicht sogar erfreulich, ist dass ASH den Kampf gegen die e-Zigarette offenbar verloren glaubt. Aus der Welt schaffen können sie sie nicht mehr, aber die Vorstellung, dass auf dieser Welt Nikotin konsumiert wird, ohne dass sie nach ihrer Meinung gefragt werden, läuft ihrem Geschäftsmodell entgegen.

Für die Konsumenten sind das eher gute Nachrichten. Es wird ein blühender Schwarzmarkt von unregulierten Produkten entstehen. Wer erinnert sich noch an die Zeiten, als die Deutsche Bundespost (so hieß die Telecom damals) Modems regulieren wollte?  Es gab die überteuerten, regulierten Modems der Post und die technisch weit überlegenen, billigen Modems aus den USA. Das war ein Spaß.

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Sonntag, 7. Oktober 2012

Bhutan wehrt sich

Das Land mit den schärfsten Gesetzen gegen das Rauchen dürfte derzeit Bhutan sein. Jetzt gibt es eine online-Petition gegen diese Gesetze.

In Bhutan lebt man als Raucher sehr gefährlich. Ein Mönch wurde zu drei Jahren Haft verurteilt, weil er eine geringe Menge Kautabak eingeführt hatte.

Karl Fasbracke & Simone Daichlaus: Exporte nach Bhutan und Honduras.

Jetzt gibt es eine online-Petition. Sehr lesenswert sind einige Kommentare der Unterzeichner. Hier ist nichts von der aufgeheizten Stimmung zu spüren, die man hierzulande oft vorfindet, wenn für oder gegen das Rauchen argumentiert wird.

Ein Unterzeichner schreibt treffened: "Bitte nehmen Sie dieses Verbot zurück. Es spottet unserem Konzept von gross national happiness."

Dass Rauchverbote inzwischen Exportartikel geworden sind wurde bereits hier berichtet:

Karl Fasbracke & Simone Daichlaus: Rauchverbote als Exportartikel

Freitag, 5. Oktober 2012

Vom Wesend des Geldes - Banken

In den bisherigen Beispielen hatten wir die Bank immer außen vor gelassen. Trotzdem konnten wir die Entstehung von Geld und die Entstehung von Zins beobachten.

Teil1: Vom Wesen des Geldes - Entstehung von Geld
Teil2: Vom Wesen des Geldes - Zins

Vertrauen

Unser Wirtschaftskreislauf begann damit, dass der Kuhhirt dem Schafhirten seine Kuh geliehen hat. Die beiden haben das untereinander ausgehandelt und einen Zins in Form von Milch vereinbart.

Was aber, wenn die Beiden sich nicht wirklich vertrauen? Was wenn der Kuhhirt mit seiner Forderung von einem anderen Marktteilnehmer als dem Schafhirten etwas kaufen möchte?

Hier kommt die Bank ins Spiel. Wir nehmen an, die Bank hat selbst Besitz im Wert von 10.000.

Wir starten wieder mit:

Kuhhirt                 Schafhirt               Bank
----------|---------    ---------|---------     ---------|---------
 K: 200   | EK: 200     S: 200   | EK: 200      10.000   | EK:10.000
          |                      |                       |

Der Kuhhirt verleiht seine Kuh nun nicht sondern "verkauft" sie an den Schafhirten, der dafür einen Kredit in Höhe von 200 bei der Bank aufnimmt. Die Kreditaufnahme sieht folgendermaßen aus:

Kuhhirt                 Schafhirt               Bank
----------|---------    ---------|---------     ---------|---------
 K: 200   | EK: 200     S: 200   |  B:200       10.000   |       200
          |             B: 200   | EK:200          200   | EK:10.000

Physisch passiert dabei überhaupt nichts. Die Bank schreibt dem Schafhirten die 200 gut und notiert dafür eine Forderung in Höhe von 200. Die 200 sind nun auf dem Konto des Schafhirten, was eine Forderung gegen die Bank darstellt.

Aus der Sicht des Schafhirten gesehen hat er nun 200 auf seinem Konto, dafür aber Schulden in der gleichen Höhe.

Jetzt kauft der Schafhirt die Kuh und bezahlt sie per Banküberweisung.

Kuhhirt                 Schafhirt               Bank
----------|---------    ---------|---------     ---------|---------
 B:200    | EK: 200     S: 200   |  B:200       10.000   |       200
          |             K: 200   | EK:200          200   | EK:10.000

Beim Kuhhirten verwandelt sich seine Kuh in Geld, also in eine Forderung gegen die Bank. Beim Schafhirten passiert das Umgekehrte, sein Bankguthaben von 200 verwandelt sich in ein Kuh.

Bei der Bank hat sich nicht viel geändert. Die Guthaben ihrer Kunden sind Schulden der Bank. Das sind nach wie vor 200, die nun allerdings dem Kuhhirten gehören und nicht mehr dem Schafhirten. Die Forderung von 200 gegen den Schafhirten bestehen weiterhin.

Wieder hat sich keiner bereichert. Das Eigenkapital hat sich bei keinem der Marktteilnehmer geändert.

Zins

Für den Kuhhirten ist dieses Geschäft weniger attraktiv als das Geschäft im zweiten Teil, wo er ja mit dem Schafhirten ausgemacht hatte, einen Teil der Milch zu bekommen. Jetzt hat er lediglich Geld auf dem Konto, bekommt aber keine Milch. Eine direkte Zinszahlung durch den Schafhirten lässt sich kaum einrichten, denn die beiden Hirten stehen jetzt ja nicht mehr in direkten Geschäftsbeziehungen - keiner schuldet dem anderen etwas.

Den Milchzins muss der Kuhhirt nun von der Bank verlangen, gegen die er ja eine Forderung hat. Wieder verlangt er 5% und die Bank zieht diese 5% von ihrem Schuldner, dem Schafhirten ein.

Zunächst erwirtschaftet der Schafhirt wieder Milch im Wert von 20 und zahlt die Zinsen in Höhe von 10 an die Bank. Da er in unserem Beispiel kein Geld hat, muss er sich auch die Zinsen leihen. Ein Guthaben entsteht diesmal nicht, da er die Kreditsumme von 10 sofort an die Bank bezahlen muss. Beim Schafhirten entstehen lediglich Schulden und bei der Bank entsteht eine Forderung von 10.

Kuhhirt                 Schafhirt               Bank
----------|---------    ---------|---------     ---------|---------
 B:200    | EK: 200     S: 200   | B: 200       10.000   |       200
          |             K: 200   | B:  10          200   |         
          |             M:  20   | EK:210           10   | EK:10.010

Die Bank gibt die Zinsen an den Kuhhirten weiter, der dadurch eine Forderung in Höhe von 10 gegen die Bank erhält.

Kuhhirt                 Schafhirt               Bank
----------|---------    ---------|---------     ---------|---------
 B:200    | EK: 210     S: 200   | B: 200       10.000   |       200
 B: 10    |             K: 200   | B:  10          200   |        10 
          |             M:  20   | EK:210           10   | EK:10.000

Der Kuhhirt kann nun Milch vom Schafhirten kaufen, ...

Kuhhirt                 Schafhirt               Bank
----------|---------    ---------|---------     ---------|---------
 B:200    | EK: 210     S: 200   | B: 200       10.000   |       200
 M: 10    |             K: 200   | B:  10          200   |        10 
          |             M:  10   | EK:210           10   | EK:10.000
          |             B:  10   |                       |

... der mit dem Erlös seine Schulden von 10 bei der Bank tilgen kann.

Kuhhirt                 Schafhirt               Bank
----------|---------    ---------|---------     ---------|---------
 B:200    | EK: 210     S: 200   | B: 200       10.000   |       200
 M: 10    |             K: 200   | B:   0          200   |         0 
          |             M:  10   | EK:210             | EK:10.000
          |             B:   0   |                       |
Das ist genau der gleiche Endstand wie im Beispiel ohne Bank. Die Milch floss lediglich nicht direkt vom Schafhirten zum Kuhhirten sondern wurde von den Zinsen gekauft.

Wozu das Ganze?

Der Witz bei der Sache besteht darin, dass sich die Geschäftspartner hier nicht mehr gegenseitig vertrauen müssen. Dafür müssen aber beide der Bank trauen. Von daher ist eine Bank, der man nicht vertraut eigentlich gar keine Bank, denn im Vertrauen liegt ihre einzige Existenzberechtigung.

Und natürlich wird eine Bank von ihrem Schuldner, dem Schafhirten mehr Zins verlangen als sie ihrem Gläubiger, dem Kuhhirten zahlt. So wie wir das hier gespielt haben, verdient die Bank nämlich gar nichts. Das macht keine Bank. Eine Bank lässt sich das Vertrauen, das sie spendet bezahlen.

Geldschöpfung

Es ist interessant festzustellen, dass die 200, die der Kuhhirt bekommen hat, quasi aus dem Nichts entstanden sind. Dass die Bank ein Eigenkapital von 10.000 hat spielte überhaupt keine Rolle.

Manche Leute finden das bedrückend, weil sie glauben, dass das Geld dadurch eigentlich gar keinen Wert hat. Das ist aber so nicht richtig, das Geld hat sehr wohl einen Wert. Es ist wesensmäßig genau dasselbe wie die Forderung von einer Kuh, die der Kuhhirt gegenüber dem Schafhirten hatte. Die Bank hat aus dieser speziellen Forderung lediglich eine allgemein akzeptierte, frei handelbare Forderung gemacht. Das entspricht im Wesentlichen einer "Verbriefung". Man kann daher sagen, dass Geld eine Art verbriefte Forderung ist.

Es ist außerdem interessant, dass nachdem der Schafhirt die Kuh gekauft hat, Geld im Wert von 200 in Umlauf war. Diese Geld gehörte dem Kuhhirten. Dem standen die Schulden des Schafhirten in Höhe von ebenfalls 200 gegenüber. Dieser Zusammehang gilt allgemein: jedem Guthaben steht irgendwo eine Schuld in gleicher Höhe gegenüber. Auch nachdem die Zinsen gezahlt waren, änderte sich daran nichts, nur war der Geldumlauf und und mit ihm die Schulden auf 210 gestiegen. Der Kauf der Milch und die damit verbundene Rückzahlung der Zinsschuld an die Bank brachte den umgekehrten Effekt. Der Geldumlauf und die Schulden sanken um 10.

Wenn man einen Kredit mit Geld begleicht, so löst man eine Forderung (den Kredit) durch eine andere (Geld) ab. Geld und Kredit vernichten sich dabei gegenseitig. Wenn man einen Kredit aufnimmt passiert das Umgekehrte und Geld entsteht.

Mehrere Banken

In unserem Beispiel waren die beiden Marktteilnehmer bei der selben Bank. Daher änderte eine Überweisung die Bilanz der Bank überhaupt nicht. Was aber, wenn der Kuhhirt bei einer anderen Bank ist?

Wenn dann die Bank den Kredit von 200 an den Kuhhirten überweist, dann kann sie nicht einfach die 200 aus den Büchern streichen. Die 200 waren eine Verbindlichkeit der Bank gegenüber dem Schafhirten. Ein Finanzsystem, wo man Verbindlichkeiten einfach streichen kann wäre eine lustige Sache.

Nein, es muss wieder eine Verbindlichkeit entstehen. Nach der Überweisung besteht die Verbindlichkeit gegenüber der Empfängerbank, bei der wiederum eine Verbindlichkeit gegenüber dem Überweisungsempfänger (dem Kuhhirten) besteht.

Bei einem ausgewachsenen Wirtschaftssystem überweisen sich die Banken ständig gegenseitig Geld. Wenn es gut läuft, dann gleichen sich diese Zahlungsströme im Mittel aus und keine Bank schuldet einer anderen etwas.

Wir aber bei einer Bank deutlich mehr abgebucht als zugebucht, dass verschuldet sie sich immer mehr bei anderen Banken. Ihre Gesamtschulden ändern sich dadurch jedoch nicht, denn diese Schulden waren vorher Schulden gegenüber ihren eigenen Kunden.

Bankenpleiten

Wenn nun aber eine Bank pleite geht, werden die Forderungen der Empfängerbanken wertlos. Wenn ein Schafhirt pleite geht, kann das ein Finanzsystem leicht verschmerzen. Die Pleite einer Bank wirkt aber wie der Bankrott von hunderttausend Schafhirten.

Von daher habe ich ein gewisses Verständnis dafür, dass man Banken nicht einfach pleite gehen lassen mag. Wenn ich dazu bereit bin, den Ausfall von Forderungen zu riskieren, kann ich gerade so gut Kredite direkt an meine Geschäftspartner vergeben.

Der Sinn des (Giral-)Geldes und einer Bank besteht ja gerade darin, dass ich mir über Forderungsausfälle keine Sorgen machen muss. Das Geld auf meinem Konto ist eine Forderung gegen die Bank und auf diese Forderung muss ich mich stärker verlassen können als auf ein Versprechen, dass mir ein Geschäftspartner gegeben hat. Und wenn Banken zu viel Vertrauen verlieren, werden die Marktteilnehmer anfangen Forderungen selbst zu handeln, sprich sie werden damit bezahlen und sie werden sie als Zahlungsmittel akzeptieren. Das ist eine holprige Sache und tut der Wirtschaft nicht gut.












Vom Wesen des Geldes - Zins

Im ersten Teil haben wir uns damit befasst wie Geld entsteht. In diesem Teil befassen wir und mit Zins und Zinseszins.

Teil1: Vom Wesen des Geldes - Entstehung von Geld

Im ersten Teil waren wir soweit gekommen, dass der Kuhhirt dem Schafhirt seine Kuh überlassen hatte und anschließend einen Teil seiner Forderung abgetreten hat, um dafür Milch zu kaufen. Die Preise, die wir angenommen haben waren:
  • Schaf: 100
  • Kuh: 200
  • Milch: 20
Die Bilanzen sahen am Ende so aus:

Kuhhirt                Schafhirt            Bank
----------|---------   ---------|---------  ---------|---------
 (K: 180) | EK: 200      S: 200 | (K: 180)           |
  M:  20  |              K: 200 | EK: 220            |

Zins entsteht

Nun beklagt sich der Kuhhirt, dass es schließlich seine Kuh war, die die Milch gegeben hat und dass er dennoch für die Milch bezahlen soll, indem er seine Forderung zurückschraubt. In der Praxis wäre kaum ein Kuhhirt so dumm, und das Geschäft würde tatsächlich folgendermaßen ablaufen:

Der Kuhhirt gibt seine Kuh an den Schafhirten, verlangt dafür aber einen Teil der Milch. Die gesamte Milch wird er nicht verlangen können, denn immerhin muss er sich nicht mehr um die Kuh kümmern. Das macht jetzt der Schafhirt. Sagen wir, die Beiden einigen sich auf die Hälfte der Milch.

Dann sieht die Bilanz am Ende folgendermaßen aus:

Kuhhirt               Schafhirt           Bank
----------|---------  ---------|--------- ---------|---------
 (K: 200) | EK: 210     S: 200 | (K: 200)          |
  M:  10  |             K: 200 | EK: 210           |
          |             M:  10 |                   |

Jetzt profitieren beide gleichermaßen. Der Kuhhirt hat nun sein Eigenkapital von 200 auf 210 erhöhen können und der Schafhirt kann sein Eigenkapital nicht mehr auf 220, sondern nur noch auf 210 erhöhen. Der Ertrag wurde geteilt. Der Kuhhirt bekommt etwas, weil ihm die Kuh ursprünglich gehört hat, und der Schafhirt bekommt etwas, weil er sich um die Kuh gekümmert hat.

Die Milch im Werte von 10, die der Schafhirt dem Kuhhirten abgibt ist der Zins für den Kredit von einer Kuh, den der Kuhhirt ihm gewährt hat. In unserem Beispiel beträgt er 5%.

Der Kapitalist

Der Kuhhirt ist in diesem Szenario der Kapitalist. Er hat überhaupt keine eigenen Tiere, sondern lediglich Forderungen, also Geld. Diese Forderungen verzinsen sich und er bekommt nun regelmäßig Milch, ohne dafür einen Finger rühren zu müssen.

Zinesezins

Die Beiden kommen nun auf die Idee, dass man aus Milch Joghurt herstellen kann, der einen größeren Wert darstellt als die Milch. Aus Milch im Wert von 10 kann man Joghurt im Wert von 11 herstellen. Wenn beide das tun, sieht die Bilanz am Ende so aus:

Kuhhirt              Schafhirt           Bank
----------|--------- ---------|--------- ---------|---------
 (K: 200) | EK: 211    S: 200 | (K: 200)          |
  J:  11  |            K: 200 | EK: 211           |
          |            J:  11 |

Der Kuhhirt aber denkt sich: wozu sollen wir beide Joghurt herstellen? Soll der Schafhirt doch die ganze Milch behalten und Joghurt draus machen. Meine Milch im Wert von 10 leihe ich ihm, und vom Mehrwert des Joghurts will ich die Hälfte abbekommen.

Kuhhirt                Schafhirt           Bank
----------|---------   ---------|--------- ---------|---------
 (K: 200) | EK: 210,5    S: 200 | (K: 200)          |
 (M:  10) |              K: 200 | (M: 10)           |
 (J: 0,5) |              J: 22  | (J: 0,5)
          |                     | EK: 211,5

Der Schafhirt steht jetzt ziemlich gut da. Er hat nicht nur den Mehrwert aus seiner eigen Milch, sondern auch noch einen kleinen Mehrwert aus der geliehen Milch des Kuhhirten ziehen können.

Der Kuhhirt ist wieder reiner Kapitalist. Er besitze keine materiellen Güter, sondern lediglich Forderungen. Seine Kuh im Wert von 200 hat sich mit 5% zu 10 verzinst und diese 10 haben sich wiederum mit 5% zu 0,5 verzinst.

Der Schafhirt dagen ist produktiv. Er hat die Kuh versorgt und dafür Milch im Wert von 20 erwirtschaftet, wovon er freilich die Hälfte an den Kuhhirten abtreten musste. Aus dem verbliebenen Rest von 10 hat er Joghurt im Wert von 11 hergestell, was einem Mehrwert von 10% entspricht. Diesen Mehrwert konnte er vollständig behalten. Dazu hat er sich noch Milch im Wert von 10 geliehen und einen Mehrwert von 1 erwirtschaftet, den er sich allerdings mit seinem Gläubiger teilen musste.

Macht das Sinn?

So entsteht Zins und Zinseszins. Die Sache macht dann Sinn, wenn dem Zins eine Produktivität gegebübersteht, die größer ist als der Zinssatz. Hätte der Kuhhirt 10% Zins verlangt, dann wäre der Schafhirt an einem Kredit (d.h. an der Kuh oder der Milch) nicht interessiert gewesen, denn 10% ist das was er überhaupt erwirtschaften kann, und er hätte die Früchte seiner Arbeit vollständig abgeben müssen.

Teil3: Vom Wesen des Geldes - Banken

















Vom Wesen des Geldes - Entstehung von Geld

Ich habe mich mit den Fragen: "was ist Geld", "was ist Zins" und "was macht eine Bank"  auseinandergesetzt. Es war mir wichtig bei meinen Überlegungen nicht allzusehr an Geld zu glauben. Alles was mit Geld geht, funktioniert theoretisch auch ohne Geld. Letztlich geht es immer um Tauschhandel.

Die Bilanz?

In den folgenden Beispielen werde ich immer wieder Bilanzen zeigen. Bei einer Bilanz stehen links die "Aktiva". Das ist "das was man hat". Dazu gehören sowohl materielle Besitztümer als auch Forderungen und Barvermögen. Rechts stehen die Verbindlichkeiten ("was man anderen schuldet"). Als Differenz zwischen den Aktiva und den den Verbindlichkeiten ergibt sich das Eigenkapital, das ebenfalls rechts steht. Das Eigenkapital gibt an "wieviel einem gehört".

Aktiva     Passiva                
------------|-----------   
Besitz      | Verbindlichkeiten
Geld        | Eigenkapital
Forderungen |

Wie entsteht Geld?

Ich werden im Folgenden darlegen, dass Geld duch Kreditvergabe entsteht (d.h. einem Paar aus Forderung und Verbindlichkeit), ja sondern wesensmäßig genau das Gleiche ist wie eine Forderung.

Wir betrachten eine kleine Welt mit einem Kuhhirten, der eine Kuh besitzt, einem Schafhirten, der zwei Schafe besitzt und einer Bank.

Zunächst sehen die Bilanzen so aus:

Kuhhirt                 Schafhirt               Bank
----------|---------    ---------|---------     ---------|---------
1 K       | EK: 1 K     2 S      | EK: 2 S               |
          |                      |                       |

Die eine Kuh des Kuhhirten ist sein gesamtes Eigenkapital, beim Schafhirten sind es die beiden Schafe und die Bank lassen wir erst mal außen vor.

Die beiden Hirten beschließen nun zwei Schafe gegen eine Kuh zu tauschen. Danach haben die Kuh und die Schafe lediglich ihre Besitzer gewechselt, und die Bilanzen sehen so aus:

Kuhhirt                 Schafhirt               Bank
----------|---------    ---------|---------     ---------|---------
2 S       | EK: 2 S     1 K      | EK: 1 K               |
          |                      |                       |

Hier war überhaupt kein Geld im Spiel. Es handelte sich um einen reinen Tauschhandel.

Was aber, wenn der Schafhirt zwar die Kuh haben möchte, aber seine Schafe dafür nicht hergeben will. Dann kann er sich die Kuh bestenfalls leihen. Oder er sagt, dass er sich später dafür irgendwie revanchieren wird. In jedem Fall schuldet der Schafhirt dann dem Kuhhirten eine Kuh. Der Kuhhirt hat dafür eine Forderung von einer Kuh gegen den Schafhirten.

Die Bilanzen sehen nun so aus:

Kuhhirt                 Schafhirt               Bank
----------|---------    ---------|---------     ---------|---------
(1 K)     | EK: 1 K      2 S     |    (1 K)              |
          |              1 K     | EK: 2 S               |
          |

Man sieht, dass sich keiner bereichtert hat. Das Eigenkapital hat sich bei keinem der Beiden geändert. Der Kuhhirt hat statt seiner Kuh nun eine Forderung im Wert einer Kuh, der Schafhirt hat eine Verbindlichkeit ("Schulden") im Wert von einer Kuh. Diese immateriellen Werte, sind zur Verdeutlichung in Klammern angegeben. Physisch hat der Schafhirt jetzt zwei Schafe und eine Kuh.

Es entsteht Geld

Nun trauert der Kuhhirt der Milch nach, die ihm die Kuh früher gegeben hat. Diese Milch hat nun der Schafhirt. Kühe die Milch geben produzieren Wirtschaftswachstum. Zunächst ist der Schafhirt also etwas reicher geworden, denn er hat jetzt die Milch.

Kuhhirt                 Schafhirt               Bank
----------|---------    ---------|---------     ---------|---------
(1 K)     | EK 1 K       2 S     |    (1 K)              |
          |              1 K     | EK: 2 S               |
          |              1 M     |   + 1 M


Der Kuhhirt möchte diese Milch nun kaufen. Aber er hat kein Geld. Wirklich nicht? Er hat doch eine Forderung in Höhe von einer Kuh. Wenn nun 1/10 Kuh so viel Wert ist wie die Milch, dann kann er einen Teil dieser Forderung an den Schafhirten abgeben und bekommt dafür Milch:

Kuhhirt                 Schafhirt               Bank
----------|---------    ---------|---------     ---------|---------
(0.9 K)   | EK: 0.9 K    2 S     |   (0.9 K)             |
   1 M    |      + 1M    1 K     | EK:  2 S              |
          |                      |  + 0.1 K


Beim Kuhirten hat sich nicht viel verändert. Statt einer Forderung von einer Kuh hat er jetzt nur noch einer Forderung von 0.9 Kühen, dafür hat er  Milch. Da 1/10 Kuh soviel Wert ist wie die Milch, ist er werder reicher noch ärmer geworden.

Beim Schafhirtenhat sich auch nicht viel geändert. Sein Eigenkapital enthält jetzt nicht mehr die Milch, die er ja verkauft hat, sondern eine zusätzliche 1/10 Kuh, die daurch entstanden ist, dass sich seine Schulden um 1/10 Kuh verringert haben. Diese 1/10 Kuh hat aber den gleichen Wert hat wie vorher die Milch.

Das Wirklich interessante an diese Transaktion ist, dass der Kuhhirt mit seiner Forderung die Milch bezahlen konnte. Diese Forderung war "Geld".

Geld gleich Forderung

Man darf sich nicht irremachen lassen und Glauben, dass das Geld, das man am Monatsende bekommt mehr ist als ein Versprechen. Wenn ich einen Monat lang arbeite, entsteht eine Forderung gegen meine Firma. Wenn ich am Monatsende mein Gehalt bekomme, verschwindet die Forderung gegen meine Firma, dadurch ensteht eine Forderung gegen die Bank, denn die hat jetzt mein Geld.

Wenn ich das Geld am Geldautomaten abhebe, halte ich immer noch nicht mehr als eine Forderung in der Hand, denn Geld kann man ja bekanntlich nicht essen. Erst wenn ich mir für das Geld etwas gekauft habe ist das Tauschgeschäft perfekt. Ich habe meine Arbeitskraft gegen etwas getauscht, das für mich einen Wert hat.

Die Vorstellung, dass man eine Forderung mit Geld begleichen kann ist  irreführend. Letztlich begleicht man dadurch nur eine Forderung mit einer anderen.

Eine gemeinsame Basis

Die Beispiele oben waren etwas schwer zu lesen, weil die Vermögenswerte, Forderungen und Verbindlichkeiten in merkwürdigen Einheiten angegeben wurden. Wir rechneten mit Kühen, Schafen und Milch. Die Sache wird übersichtlicher, wenn wir alles auf eine "Währung" beziehen. Dabei kommt es lediglich auf die Verhältnisse zwischen den Preisen an, nicht aber auf deren absolute Höhe.

Sagen wir, ein Schaf ist 100 Wert, eine Kuh damit 200 und  Milch 20. Dann sehen die Bilanzen am Ende folgendermaßen aus:

Kuhhirt                 Schafhirt               Bank
----------|---------    ---------|---------     ---------|---------
(K: 180)  | EK: 200     S: 200   | (K: 180)              |
 M:  20   |             K: 200   | EK: 220               |
          |                      |  

Wieder hat der Schafhirt sein Eigenkapital von anfänglich 200 (die beiden Schafe á 100) auf 220 erhöht, was genau dem Wert der Milch entspricht, die er erwirtschaftet und verkauft hat.

Teil 2: Vom Wesen des Geldes - Zins
Teil3: Vom Wesen des Geldes - Banken














Mittwoch, 3. Oktober 2012

Fälscht die EU Untersuchungen über Snus?

Clive Bates berichtet, wie eine Untersuchung der Holländischen Firma "Research voor Beleid" zum Thema Snus nachträglich verändert wurde. Dabei kam auch Tip-ex zum Einsatz.

Kurz gesagt, 2003 kam besagte Studie  zu dem Schluss, dass das Snus Verbot aufgehoben werden sollte. Das passte dem Auftraggeber, dem European Network for Smoking Prevention, ENSP nicht ins Konzept und so wurde beschlossen die Studie zu überarbeiten, die es jetzt in zwei Versionen gibt.

Aber auch in der zweiten Version ist den Zensoren ein Halbsatz durchgeschlüpft, den sie kurzerhand mit Tip-ex entfernten. Der Satz lautete im Original:

"Ein Anstieg von von Mundhölenkrebs wurde bei Snuff Benutzern in Nordamerika beobachtet, konnte in Schweden aber nicht nachgewiesen werden."

In der mit Tip-ex behandelten Fassung hieß es dann nur noch:

"Ein Anstieg von von Mundhölenkrebs wurde bei Snuff Benutzern in Nordamerika beobachtet."

Ans Licht gebracht hat das nicht WikiLeaks, sondern das Schwedische Aftonbladet. Dort findet man auch ein Faksimile des manipulierten Dokuments. Bei Clive Bates findet man eine übersetzte Fassung.

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Kein Nichtraucherschutz für Dampfer

In Hessen werden e-Zigaretten - was den Nichtraucherschutz betrifft - den Tabakzigaretten gleichgestellt. Wer Dampfen will muss ins Raucherzimmer.

Ich kann den Geruch von Früchtetee nicht ausstehen. Das Zeug riecht so intensiv, das kann nicht gesund sein. Und wer weiß, was da alles drin ist? Es wäre mir erheblich wohler, wenn man in meiner Gegenwart keinen Früchtetee zubereiten oder trinken würde. Meinetwegen sollen die Früchtetee-Trinker es so machen wie die Raucher: sie sollen vor die Tür gehen, oder im Raucherzimmer ihre stinkende Brühe konsumieren.

Diese Forderung ist natürlich absurd. Die Früchtetee-Trinker würden zu Recht einwenden, dass von Früchtetee nun wirklich keine Gefahr für die Mitmenschen ausgeht und dass sie dann ja gezwungen wären sich im Raucherzimmer Passivrauch auszusetzen. Passivrauchrauch ist vielen Leuten verständlicherweise sehr unangenehm, vor allem weil sie den Geruch nicht mögen. Viele glauben auch an eine Gesundheitsgefahr durch Passivrauch, und selbst wenn ein Nachweis dieser Gefahr noch aussteht, ist die Angst davor zweifellos vorhanden.

Was die Gefährdung der Mitmenschen betrifft verhält sich Dampfen zu Rauchen etwa so wie Früchtetee-trinken zu Rauchen. Und so wenig wie man Früchtetee-Trinker mit Rauchern einpferchen würde, sollte man das mit Dampfern tun.

Hier dürfte ein Stück Berechnung im Spiel sein, denn keiner will die e-Zigarette, außer den Rauchern, die etwas für ihre Gesundheit tun wollen. Aber es dürften auch eine Menge reflexartiger Reaktionen im Spiel sein.

Ich habe auf meinem Arbeitsplatz die verschiedensten Reaktionen auf meine e-Zigarette erfahren. Einige sind so konditioniert, dass sie sich nicht vorstellen können, dass man von einer ausgeatmeten nebligen Substanz keinen Krebs bekommt. Naja, ausgenommen vielleicht von der kondensierenden Atemluft, wenn es draußen kalt ist. Da muss ich noch mal fragen. Andere finden das Konzept faszinierend und machen sogar Werbung unter ihren Raucherfreunden.

Die Art der Reaktion korreliert ziemlich stark mit der  geistigen Beweglichkeit, die ich den Leuten attestieren würde. Ich vermeide es daher in Gegenwart von Leuten, die ich für Betonköpfe halte zu Dampfen. Glücklicherweise sind das nicht viele.