Ich habe mich mit den Fragen: "was ist Geld", "was ist Zins" und "was macht eine Bank" auseinandergesetzt. Es war mir wichtig bei meinen Überlegungen nicht allzusehr an Geld zu glauben. Alles was mit Geld geht, funktioniert theoretisch auch ohne Geld. Letztlich geht es immer um Tauschhandel.
Die Bilanz?
In den folgenden Beispielen werde ich immer wieder Bilanzen zeigen. Bei einer Bilanz stehen links die "Aktiva". Das ist "das was man hat". Dazu gehören sowohl materielle Besitztümer als auch Forderungen und Barvermögen. Rechts stehen die Verbindlichkeiten ("was man anderen schuldet"). Als Differenz zwischen den Aktiva und den den Verbindlichkeiten ergibt sich das Eigenkapital, das ebenfalls rechts steht. Das Eigenkapital gibt an "wieviel einem gehört".
Aktiva Passiva
------------|-----------
Besitz | Verbindlichkeiten
Geld | Eigenkapital
Forderungen |
Wie entsteht Geld?
Ich werden im Folgenden darlegen, dass Geld duch Kreditvergabe entsteht (d.h. einem Paar aus Forderung und Verbindlichkeit), ja sondern wesensmäßig genau das Gleiche ist wie eine Forderung.
Wir betrachten eine kleine Welt mit einem Kuhhirten, der eine Kuh besitzt, einem Schafhirten, der zwei Schafe besitzt und einer Bank.
Zunächst sehen die Bilanzen so aus:
Kuhhirt Schafhirt Bank
----------|--------- ---------|--------- ---------|---------
1 K | EK: 1 K 2 S | EK: 2 S |
| | |
Die eine Kuh des Kuhhirten ist sein gesamtes Eigenkapital, beim Schafhirten sind es die beiden Schafe und die Bank lassen wir erst mal außen vor.
Die beiden Hirten beschließen nun zwei Schafe gegen eine Kuh zu tauschen. Danach haben die Kuh und die Schafe lediglich ihre Besitzer gewechselt, und die Bilanzen sehen so aus:
Kuhhirt Schafhirt Bank
----------|--------- ---------|--------- ---------|---------
2 S | EK: 2 S 1 K | EK: 1 K |
| | |
Hier war überhaupt kein Geld im Spiel. Es handelte sich um einen reinen Tauschhandel.
Was aber, wenn der Schafhirt zwar die Kuh haben möchte, aber seine Schafe dafür nicht hergeben will. Dann kann er sich die Kuh bestenfalls leihen. Oder er sagt, dass er sich später dafür irgendwie revanchieren wird. In jedem Fall schuldet der Schafhirt dann dem Kuhhirten eine Kuh. Der Kuhhirt hat dafür eine Forderung von einer Kuh gegen den Schafhirten.
Die Bilanzen sehen nun so aus:
Kuhhirt Schafhirt Bank
----------|--------- ---------|--------- ---------|---------
(1 K) | EK: 1 K 2 S | (1 K) |
| 1 K | EK: 2 S |
|
Man sieht, dass sich keiner bereichtert hat. Das Eigenkapital hat sich bei keinem der Beiden geändert. Der Kuhhirt hat statt seiner Kuh nun eine Forderung im Wert einer Kuh, der Schafhirt hat eine Verbindlichkeit ("Schulden") im Wert von einer Kuh. Diese immateriellen Werte, sind zur Verdeutlichung in Klammern angegeben. Physisch hat der Schafhirt jetzt zwei Schafe und eine Kuh.
Es entsteht Geld
Nun trauert der Kuhhirt der Milch nach, die ihm die Kuh früher gegeben hat. Diese Milch hat nun der Schafhirt. Kühe die Milch geben produzieren Wirtschaftswachstum. Zunächst ist der Schafhirt also etwas reicher geworden, denn er hat jetzt die Milch.
Kuhhirt Schafhirt Bank
----------|--------- ---------|--------- ---------|---------
(1 K) | EK 1 K 2 S | (1 K) |
| 1 K | EK: 2 S |
| 1 M | + 1 M
Der Kuhhirt möchte diese Milch nun kaufen. Aber er hat kein Geld. Wirklich nicht? Er hat doch eine Forderung in Höhe von einer Kuh. Wenn nun 1/10 Kuh so viel Wert ist wie die Milch, dann kann er einen Teil dieser Forderung an den Schafhirten abgeben und bekommt dafür Milch:
Kuhhirt Schafhirt Bank
----------|--------- ---------|--------- ---------|---------
(0.9 K) | EK: 0.9 K 2 S | (0.9 K) |
1 M | + 1M 1 K | EK: 2 S |
| | + 0.1 K
Beim Kuhirten hat sich nicht viel verändert. Statt einer Forderung von einer Kuh hat er jetzt nur noch einer Forderung von 0.9 Kühen, dafür hat er Milch. Da 1/10 Kuh soviel Wert ist wie die Milch, ist er werder reicher noch ärmer geworden.
Beim Schafhirtenhat sich auch nicht viel geändert. Sein Eigenkapital enthält jetzt nicht mehr die Milch, die er ja verkauft hat, sondern eine zusätzliche 1/10 Kuh, die daurch entstanden ist, dass sich seine Schulden um 1/10 Kuh verringert haben. Diese 1/10 Kuh hat aber den gleichen Wert hat wie vorher die Milch.
Das Wirklich interessante an diese Transaktion ist, dass der Kuhhirt mit seiner Forderung die Milch bezahlen konnte. Diese Forderung war "Geld".
Geld gleich Forderung
Man darf sich nicht irremachen lassen und Glauben, dass das Geld, das man am Monatsende bekommt mehr ist als ein Versprechen. Wenn ich einen Monat lang arbeite, entsteht eine Forderung gegen meine Firma. Wenn ich am Monatsende mein Gehalt bekomme, verschwindet die Forderung gegen meine Firma, dadurch ensteht eine Forderung gegen die Bank, denn die hat jetzt mein Geld.
Wenn ich das Geld am Geldautomaten abhebe, halte ich immer noch nicht mehr als eine Forderung in der Hand, denn Geld kann man ja bekanntlich nicht essen. Erst wenn ich mir für das Geld etwas gekauft habe ist das Tauschgeschäft perfekt. Ich habe meine Arbeitskraft gegen etwas getauscht, das für mich einen Wert hat.
Die Vorstellung, dass man eine Forderung mit Geld begleichen kann ist irreführend. Letztlich begleicht man dadurch nur eine Forderung
mit einer anderen.
Eine gemeinsame Basis
Die Beispiele oben waren etwas schwer zu lesen, weil die Vermögenswerte, Forderungen und Verbindlichkeiten in merkwürdigen Einheiten angegeben wurden. Wir rechneten mit Kühen, Schafen und Milch. Die Sache wird übersichtlicher, wenn wir alles auf eine "Währung" beziehen. Dabei kommt es lediglich auf die Verhältnisse zwischen den Preisen an, nicht aber auf deren absolute Höhe.
Sagen wir, ein Schaf ist 100 Wert, eine Kuh damit 200 und Milch 20. Dann sehen die Bilanzen am Ende folgendermaßen aus:
Kuhhirt Schafhirt Bank
----------|--------- ---------|--------- ---------|---------
(K: 180) | EK: 200 S: 200 | (K: 180) |
M: 20 | K: 200 | EK: 220 |
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Wieder hat der Schafhirt sein Eigenkapital von anfänglich 200 (die beiden Schafe á 100) auf 220 erhöht, was genau dem Wert der Milch entspricht, die er erwirtschaftet und verkauft hat.
Teil 2: Vom Wesen des Geldes - Zins
Teil3: Vom Wesen des Geldes - Banken
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