Teil1: Vom Wesen des Geldes - Entstehung von Geld
Im ersten Teil waren wir soweit gekommen, dass der Kuhhirt dem Schafhirt seine Kuh überlassen hatte und anschließend einen Teil seiner Forderung abgetreten hat, um dafür Milch zu kaufen. Die Preise, die wir angenommen haben waren:
- Schaf: 100
- Kuh: 200
- Milch: 20
Kuhhirt Schafhirt Bank
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(K: 180) | EK: 200 S: 200 | (K: 180) |
M: 20 | K: 200 | EK: 220 |
Zins entsteht
Nun beklagt sich der Kuhhirt, dass es schließlich seine Kuh war, die die Milch gegeben hat und dass er dennoch für die Milch bezahlen soll, indem er seine Forderung zurückschraubt. In der Praxis wäre kaum ein Kuhhirt so dumm, und das Geschäft würde tatsächlich folgendermaßen ablaufen:
Der Kuhhirt gibt seine Kuh an den Schafhirten, verlangt dafür aber einen Teil der Milch. Die gesamte Milch wird er nicht verlangen können, denn immerhin muss er sich nicht mehr um die Kuh kümmern. Das macht jetzt der Schafhirt. Sagen wir, die Beiden einigen sich auf die Hälfte der Milch.
Dann sieht die Bilanz am Ende folgendermaßen aus:
Kuhhirt Schafhirt Bank
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(K: 200) | EK: 210 S: 200 | (K: 200) |
M: 10 | K: 200 | EK: 210 |
| M: 10 | |
Jetzt profitieren beide gleichermaßen. Der Kuhhirt hat nun sein Eigenkapital von 200 auf 210 erhöhen können und der Schafhirt kann sein Eigenkapital nicht mehr auf 220, sondern nur noch auf 210 erhöhen. Der Ertrag wurde geteilt. Der Kuhhirt bekommt etwas, weil ihm die Kuh ursprünglich gehört hat, und der Schafhirt bekommt etwas, weil er sich um die Kuh gekümmert hat.
Die Milch im Werte von 10, die der Schafhirt dem Kuhhirten abgibt ist der Zins für den Kredit von einer Kuh, den der Kuhhirt ihm gewährt hat. In unserem Beispiel beträgt er 5%.
Der Kapitalist
Der Kuhhirt ist in diesem Szenario der Kapitalist. Er hat überhaupt keine eigenen Tiere, sondern lediglich Forderungen, also Geld. Diese Forderungen verzinsen sich und er bekommt nun regelmäßig Milch, ohne dafür einen Finger rühren zu müssen.
Zinesezins
Die Beiden kommen nun auf die Idee, dass man aus Milch Joghurt herstellen kann, der einen größeren Wert darstellt als die Milch. Aus Milch im Wert von 10 kann man Joghurt im Wert von 11 herstellen. Wenn beide das tun, sieht die Bilanz am Ende so aus:
Kuhhirt Schafhirt Bank
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(K: 200) | EK: 211 S: 200 | (K: 200) |
J: 11 | K: 200 | EK: 211 |
| J: 11 |
Der Kuhhirt aber denkt sich: wozu sollen wir beide Joghurt herstellen? Soll der Schafhirt doch die ganze Milch behalten und Joghurt draus machen. Meine Milch im Wert von 10 leihe ich ihm, und vom Mehrwert des Joghurts will ich die Hälfte abbekommen.
Kuhhirt Schafhirt Bank
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(K: 200) | EK: 210,5 S: 200 | (K: 200) |
(M: 10) | K: 200 | (M: 10) |
(J: 0,5) | J: 22 | (J: 0,5)
| | EK: 211,5
Der Schafhirt steht jetzt ziemlich gut da. Er hat nicht nur den Mehrwert aus seiner eigen Milch, sondern auch noch einen kleinen Mehrwert aus der geliehen Milch des Kuhhirten ziehen können.
Der Kuhhirt ist wieder reiner Kapitalist. Er besitze keine materiellen Güter, sondern lediglich Forderungen. Seine Kuh im Wert von 200 hat sich mit 5% zu 10 verzinst und diese 10 haben sich wiederum mit 5% zu 0,5 verzinst.
Der Schafhirt dagen ist produktiv. Er hat die Kuh versorgt und dafür Milch im Wert von 20 erwirtschaftet, wovon er freilich die Hälfte an den Kuhhirten abtreten musste. Aus dem verbliebenen Rest von 10 hat er Joghurt im Wert von 11 hergestell, was einem Mehrwert von 10% entspricht. Diesen Mehrwert konnte er vollständig behalten. Dazu hat er sich noch Milch im Wert von 10 geliehen und einen Mehrwert von 1 erwirtschaftet, den er sich allerdings mit seinem Gläubiger teilen musste.
Macht das Sinn?
So entsteht Zins und Zinseszins. Die Sache macht dann Sinn, wenn dem Zins eine Produktivität gegebübersteht, die größer ist als der Zinssatz. Hätte der Kuhhirt 10% Zins verlangt, dann wäre der Schafhirt an einem Kredit (d.h. an der Kuh oder der Milch) nicht interessiert gewesen, denn 10% ist das was er überhaupt erwirtschaften kann, und er hätte die Früchte seiner Arbeit vollständig abgeben müssen.
Teil3: Vom Wesen des Geldes - Banken
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