Erst nahmen sie sich die Raucher vor ...

Erst nahmen sie sich die Raucher vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Trinker vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Dicken vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich mich vor. (Frei nach Martin Niemöller)

Samstag, 23. Februar 2013

Nikotin für Schulkinder

Es ist mehr als plausibel, dass sich die Tabakindustrie vor allem um jugendliche Nachwuchsraucher bemüht. Aber würde man Mitarbeiter von "big-tobacco" dabei erwischen, wie sie Zigaretten auf dem Schulhof verteilen, wäre das Geschrei groß. An Schüler darf man nämlich ausschließlich das "gute Niktotin" der Pharma-Industrie verteilen. 

Hierzu ein Pressebericht.

Mitarbeiter des NHS (National Health Service) in Essex verteilten Nikotinplfaster an Schüler, die teilweise gerade mal 12 Jahre alt waren, ohne dass die Eltern davon wussen, schreibt die Daily Mail.

Und noch ein Pressebericht

Aiden Williams, 12, with his mother Caroline See:
The schoolboy chewedgum with the nicotine equivalent
of 180 cigarettes in just 25 minutes
Aiden Williams, ein 14jähriger Junge erlitt einen Zusammenbruch, nachdem er 45 Nicorette Nikotinkaugummis konsumiert hatte. Er hatte die Kaugummis von einem Klassenkameraden bekommen, der sie wiederum von Mitarbeitern des "Sandwell Council’s Drug Education, Counselling and Confidential Advice (DECCA)" bekommen hatte. Wieder wussen die Eltern nichts von dieser Aktion. Margret Storie, eine Mitarbeitering von DECCA verteidigte die Aktion. DECCA bietet jungen Leuten "vertauliche" Nikotinersatz-Therapie an, um ihnen zu helfen mit dem Rauchen aufzuhören. Der stellvertretende Dirketor der Schule fügte hinzu: DECCA muss die Elterrn nicht darüber informieren. Mehr dazu in der Daily Mail.

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Plain packaging ist ein Produktverbot

Eines der wenigen einleuchtenden Argumente für plain packaging lautet: "da die Tabakindustrie dagegen ist, muss es gut für die Gesundheit sein". Könnte an diesem Argument etwas dran sein?

Die Marke ist das Produkt

Dieses Argument macht dann Sinn, wenn man davon ausgeht, dass das Produkt, das die Tabakindustrie verkauft, aus den Zigaretten in der Schachtel besteht. Ist das wirklich so?

Denken wir mal an Parfüms. Woraus besteht hier das Produkt? Ist es die Flüssigkeit in den Flacons? Nein, es ist eher der Flacon selbst, es ist der ganze Mythos, das Gefühl, die Erwartungen, die in Werbekampangnen, durch product-placment und durch bezahlte Werbe-Ikonen über die Jahre aufgebaut wurde. Das Parfüm selbt, die Flüssigkeit ist vergleichsweise wertlos.

Wie steht es beispielsweise mit Produkten wie Red Bull. Ich habe mich oft gewundert, wie viel Wirbel diese Firma um ihr Wässerchen macht. Sie haben einen eigenen Formel1 Rennstall, veranstalten Red Bull Days am Wannsee und allerhand anderes Spektakel. Schließlich wurde mir klar, dass nicht das Wässerchen, sondern dieser Wirbel das Produkt ist.

Ähnliches gilt für Zahnpasta, Rasierwasser und Kosmetika, ja eigentlich für fast alles, wofür im Fernsehn Reklame gemacht wird. Der eigentliche Gegenstand ist in vielen Fällen praktisch wertlos. Erst durch die "Marke" wird daraus ein Produkt.

Produktverbot ist nicht gleich Verkehrsverbot

Harte Drogen sind in Deutschland nicht "verkehrsfähig". Sie dürfen nicht frei verkauft werden. Daher gibt es auch keine Produkte, die im Kern aus harten Drogen bestehen.

Wird ein Produkt verboten, so kann der Kern der Sache aber durchaus verkehrsfähig bleiben. Sie dürfen in Deutschland beispielsweise nicht ohne weiteres Koffeintabletten auf den Markt bringen, obwohl Koffein in Form von Kaffee und sogar als reines Koffein frei erhältlich ist. So auch beim "plain packaging": Tabak und sogar Zigaretten dürfen nach wie vor verkauft werden.

Die immer weiter verschärften Werbeeinschränkungen für Tabakwaren bis hin zur neuen EU Tabakrichtlinie sind unterm Strich schleichendee Produktverbote. Hätten wir plain packaging, dann wäre das Prouktverbot perfekt.

Die Hersteller dieser Produkte sind darüber nicht erfreut, denn das was sie eigentlich tun wird verboten. Es dürfte sie weniger hart treffen, wenn sie etwas anderes in ihre Schachteln stecken dürften, idealerweise etwas, wofür sich ihre anngestammten Kunden interessieren, wie beispielsweise e-Zigaretten oder Snus, sie dafür aber ihre Marken beibehalten und dafür werben könnten.

Die Tabakkontrolle und die Finanzminister werden von einem Produktverbot aber kaum betroffen, denn sie verdienen an den Zigaretten an sich, nicht an den Marken.

Damit spielt man nicht

Ich muss sagen, dass mich plain packaging und einige Teile der EU Tabakrichtlinie vergleichsweise kalt lassen, weil ich  weder Zigaretten rauche, noch in der Tabakindustrie arbeite. Produktverbote halte ich jedoch ähnlich wie Parteiverbote oder Zeitungsverbote für eine extrem gefährliche Sache. Damit spielt man nicht.

Es ist nicht zu erwarten, dass durch die schleichenden Produktverbote der Umsatz an Zigaretten einbrechen wird. Aber ich verstehe, wieso die Tabakindustrie dennoch dagegen sein könnte. Red Bull wäre auch nicht erfreut, wenn man ihnen den Formel1 Rennstall verbieten würde.

Wer wirklich etwas dafür tun will, dass weniger Zigaretten geraucht werden, sollte das Snus Verbot bekämpfen und e-Zigaretten fördern. Wer nichts dergleichen tut und nur mit Produktverboten herumspielt, sollte von den Schaltstellen der Macht ferngehalten werden.

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Sonntag, 10. Februar 2013

Blut klebt and den Händen der Tabakkontrolleure

Der ehemalige Gegenspieler der Tabakindustrie, die Tabakkontrolle argumentiert sich gerade um Kopf und Kragen. Ihre Kampagnen schaden der Volksgesundheit inzwischen mehr als sie nützen. Donnoch lässt man sie gewähren.

Die frühen Jahre

Erinnert ihr euch noch an diese Prozesse in den USA, wo man Tabak-Manager befragt hat, ob Zigaretten süchtig machen und einer nach dem anderen diese Frage verneinte. Dann tauchten Unterlagen auf, aus denen hervorging, dass die Tabakindustrie sehr wohl über die Gefahren des Rauchens Bescheid wusste, auch über dessen Suchtpotential.

Danach fiel die Tabakindustrie immer mehr in Ungnade. Sie und vor allem ihre Kunden wurden im Master-Settlement-Agreement zur Kasse gebeten, ihre Studien wurden nicht mehr akzeptiert und sie durfte nur noch sehr eingeschränkt für ihre Produkte werben.

Das ging so weit, dann man unliebsame Meinungen einfach dadurch vom Tisch fegen konnte, dass man behauptete, die Vertreter dieser Meinung würden von der Tabakindustrie bezahlt.

Eine neue Industrie entsteht

Solange die Tabakindustrie als böse wargenommen wurde, waren deren echte oder vermeintlichen Gegner automatisch die Guten. Dies führte zum Aufblühen einer neuen Industrie, der Tabakkontrolle. Viele dieser Gruppen bestanden anfangs aus wirklich besorgten Bürgern und Wissenschaftern. Mit den Jahren unterschied sich diese Industrie aber immer weniger von irgendeiner anderen Industrie.

Lange bemerkte die Öffentlichkeit davon nichts. Schließlich ist Rauchen wirklich ungesund. Erste Zweifel kamen auf, als die Theorie, dass Passivrauchen tausdende von Todesopfern fordern könnte, als wissenschaftlich bewiesene Tatsache verkauft wurde. Das war zwar wissenschaftlich nicht anständig, aber der Schaden hielt sich in Grenzen. Immerhin fühlen sich viele Nichtraucher durch Tabakrauch belästigt, was alleine schon Grund genug für einen gewissen Nichtraucherschutz ist.

Der Snus-Sündenfall

In schweden verdrängte Snus immer mehr die Tabakzigarette. Die Raucherquote sank und mit ihr die tabakbedingten Erkrankungen. Die Tabakkontrolleure argumentierten aber gegen Snus und tun das bis heute. Immerhin ist Snus ein Tabakprodukt, wird von der Tabakindustrie hergestellt und ließ sich so relativ leicht schlechtreden.

Hier wurden von der Tabakkontrolle erstmals Maßnahmen durchgesetzt, die sich gegen die Gesundheit der Bevölkerung richteten, denn den Bürgern der EU wird der Zugang zu Snus verweigert, er darf außer in Schweden nirgendwo verkauft werden.

Die e-Zigarette

Nach diesem Sündenfall der Tabakkontrolle fand der Rest der EU in der e-Zigarette eine weitere Alternative für die Tabakzigarette. Wieder argumentierte die Tabakkontrolle gegen diesen Produkt. Allerdings ist die e-Zigarette kein Tabakprodukt und wird nicht von der Tabakindustrie hergestellt.

Die derzeitige Argumentation gegen die e-Zigarette ist denn auch mehr als fragwürdig. Es wird immer wieder betont, dass die Gefahren der e-Zigarette noch nicht hinreichend erforscht seien und sie nicht als ungefährlichere Alternative zu Tabakzigaretten akzeptiert werden kann.  Diese Argumentation wurde auch schon im Zusammenhang mit Snus verwendet. Sie macht so wenig Sinn, wie die Feststellung, dass "Fahren mit Gurt" nicht ungefährlich ist, und daher abzulehnen ist.

Die Bevölkerung muss geschützt werden

Warum befasst sich die Tabakkontrolle überhaupt mit einem Produkt, das keinen Tabak enthält? Wieso befasst sich das Deutsche Krebsforschungszentrum mit einem Produkt, das nicht im Verdacht steht Krebs zu erzeugen? Und warum versucht die Tabakkontrolle mit aller Macht auch dieses Produkt vom Markt zu fegen? Es wird Gründe geben, aber der Schutz der Volksgesundheit kann unmöglich dazu gehören.

Die Einflusssphäre der Tabakkontrolle ist gewaltig. Bei der gerade anstehenden Novellierung der EU Tabakrichtlinie wird es eine Expertenanhörung geben, bei der sich die geladenen Experten zum großen Teil aus der Tabakkontrolle rekrutieren. Und diese Richtlinie bestätigt in der vorliegenden Fassung das Verkaufsverbot von Snus und führt ein de-facto Verbot der e-Zigarette ein, indem der Nikotingehalt auf absurd niedrige Werte beschränkt wird.

Mit der Tabakkontrolle haben wir nun noch eine Industrie, vor der die Bevölkerung geschützt werden muss. Paradoxerweise sorgt die Tabakkontrolle inzwischen dafür, dass Raucher weiterhin Zigaretten rauchen und nicht auf ungefährlichere Alternativen ausweichen können. Lediglich das Nikotin der Pharmaindustrie wird akzeptiert und sogar beworben.

Die Rolle der Gerichte

Als es noch darum ging den Machenschaften der Tabakindustrie Einhalt zu gebieten, spielten die Gerichte eine erheblich Rolle. Bis jetzt haben sich Gerichte i.d.R. auch korrekt verhalten, wenn es darum ging die Tabakkontrolleure in ihre Schranken zu weisen.

Werden in einigen Jahren die Tabakkontrolleure vor Gericht stehen, und wird man sie fragen, ob ihnen bewusst war, wieviele Menschenleben sie mit ihren Kampagnen aufs Spiel gesetzt haben? Und werden dann geheime Dokumente auftauchen, aus denen hervorgeht, dass sie sehr wohl Bescheid wussten?

Werden die Tabakkontolleure dann aussagen, dass sie von nichts gewusst hatten? Werden sie sagen, dass sie geglaubt hatten, etwas Gutes zu tun? Werden sie gar sagen, dass sie auf Befehl gehandelt haben?

Beobachtet die EU Parlamentarier!

Ein weiteres mögliches Bollwerk ist das Europäische Parlament, dass über die neue Tabakrichtline abzustimmen haben wird. Derzeit werden viele EU-Abgeordnete von gesundheitsbewussten Bürgen angeschrieben und es wird ihnen erklärt, warum diese Richtlinie abzulehnen ist. Die EU-Parlementarier werden sich nicht damit herausreden können, dass sie von nichts gewusst hatten.

Die Abtimmungen im Europäischen Parlament kann man nachvollziehen. Wer hier wie abgestimmt hat ist kein Geheimnis. Eine Partei, deren EU-Abgeordneten die Tabakkontrolleure gewähren lassen oder gar unterstützen, ist für mich nicht wählbar.

Es geht um viel.

Update 16.05.2013

Dick Puddlecote kommt in seinem Artikel über Linda McAvan ("die gefährlichste Frau in Europa") zu einem ähnlichen Schluss. Der Artikel endet mit

History will surely judge these evil ideologues to have blood on their hands.

Update 07.01.2014

Das Abstimmungsverhalten der EU Abgeordneten zum Amendment 170 habe ich hier analysiert:
Wahlentscheidung
Die Linken Fraktionen machen dabei keine gute Figur.


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