Erst nahmen sie sich die Raucher vor ...

Erst nahmen sie sich die Raucher vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Trinker vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Dicken vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich mich vor. (Frei nach Martin Niemöller)

Sonntag, 10. Februar 2013

Blut klebt and den Händen der Tabakkontrolleure

Der ehemalige Gegenspieler der Tabakindustrie, die Tabakkontrolle argumentiert sich gerade um Kopf und Kragen. Ihre Kampagnen schaden der Volksgesundheit inzwischen mehr als sie nützen. Donnoch lässt man sie gewähren.

Die frühen Jahre

Erinnert ihr euch noch an diese Prozesse in den USA, wo man Tabak-Manager befragt hat, ob Zigaretten süchtig machen und einer nach dem anderen diese Frage verneinte. Dann tauchten Unterlagen auf, aus denen hervorging, dass die Tabakindustrie sehr wohl über die Gefahren des Rauchens Bescheid wusste, auch über dessen Suchtpotential.

Danach fiel die Tabakindustrie immer mehr in Ungnade. Sie und vor allem ihre Kunden wurden im Master-Settlement-Agreement zur Kasse gebeten, ihre Studien wurden nicht mehr akzeptiert und sie durfte nur noch sehr eingeschränkt für ihre Produkte werben.

Das ging so weit, dann man unliebsame Meinungen einfach dadurch vom Tisch fegen konnte, dass man behauptete, die Vertreter dieser Meinung würden von der Tabakindustrie bezahlt.

Eine neue Industrie entsteht

Solange die Tabakindustrie als böse wargenommen wurde, waren deren echte oder vermeintlichen Gegner automatisch die Guten. Dies führte zum Aufblühen einer neuen Industrie, der Tabakkontrolle. Viele dieser Gruppen bestanden anfangs aus wirklich besorgten Bürgern und Wissenschaftern. Mit den Jahren unterschied sich diese Industrie aber immer weniger von irgendeiner anderen Industrie.

Lange bemerkte die Öffentlichkeit davon nichts. Schließlich ist Rauchen wirklich ungesund. Erste Zweifel kamen auf, als die Theorie, dass Passivrauchen tausdende von Todesopfern fordern könnte, als wissenschaftlich bewiesene Tatsache verkauft wurde. Das war zwar wissenschaftlich nicht anständig, aber der Schaden hielt sich in Grenzen. Immerhin fühlen sich viele Nichtraucher durch Tabakrauch belästigt, was alleine schon Grund genug für einen gewissen Nichtraucherschutz ist.

Der Snus-Sündenfall

In schweden verdrängte Snus immer mehr die Tabakzigarette. Die Raucherquote sank und mit ihr die tabakbedingten Erkrankungen. Die Tabakkontrolleure argumentierten aber gegen Snus und tun das bis heute. Immerhin ist Snus ein Tabakprodukt, wird von der Tabakindustrie hergestellt und ließ sich so relativ leicht schlechtreden.

Hier wurden von der Tabakkontrolle erstmals Maßnahmen durchgesetzt, die sich gegen die Gesundheit der Bevölkerung richteten, denn den Bürgern der EU wird der Zugang zu Snus verweigert, er darf außer in Schweden nirgendwo verkauft werden.

Die e-Zigarette

Nach diesem Sündenfall der Tabakkontrolle fand der Rest der EU in der e-Zigarette eine weitere Alternative für die Tabakzigarette. Wieder argumentierte die Tabakkontrolle gegen diesen Produkt. Allerdings ist die e-Zigarette kein Tabakprodukt und wird nicht von der Tabakindustrie hergestellt.

Die derzeitige Argumentation gegen die e-Zigarette ist denn auch mehr als fragwürdig. Es wird immer wieder betont, dass die Gefahren der e-Zigarette noch nicht hinreichend erforscht seien und sie nicht als ungefährlichere Alternative zu Tabakzigaretten akzeptiert werden kann.  Diese Argumentation wurde auch schon im Zusammenhang mit Snus verwendet. Sie macht so wenig Sinn, wie die Feststellung, dass "Fahren mit Gurt" nicht ungefährlich ist, und daher abzulehnen ist.

Die Bevölkerung muss geschützt werden

Warum befasst sich die Tabakkontrolle überhaupt mit einem Produkt, das keinen Tabak enthält? Wieso befasst sich das Deutsche Krebsforschungszentrum mit einem Produkt, das nicht im Verdacht steht Krebs zu erzeugen? Und warum versucht die Tabakkontrolle mit aller Macht auch dieses Produkt vom Markt zu fegen? Es wird Gründe geben, aber der Schutz der Volksgesundheit kann unmöglich dazu gehören.

Die Einflusssphäre der Tabakkontrolle ist gewaltig. Bei der gerade anstehenden Novellierung der EU Tabakrichtlinie wird es eine Expertenanhörung geben, bei der sich die geladenen Experten zum großen Teil aus der Tabakkontrolle rekrutieren. Und diese Richtlinie bestätigt in der vorliegenden Fassung das Verkaufsverbot von Snus und führt ein de-facto Verbot der e-Zigarette ein, indem der Nikotingehalt auf absurd niedrige Werte beschränkt wird.

Mit der Tabakkontrolle haben wir nun noch eine Industrie, vor der die Bevölkerung geschützt werden muss. Paradoxerweise sorgt die Tabakkontrolle inzwischen dafür, dass Raucher weiterhin Zigaretten rauchen und nicht auf ungefährlichere Alternativen ausweichen können. Lediglich das Nikotin der Pharmaindustrie wird akzeptiert und sogar beworben.

Die Rolle der Gerichte

Als es noch darum ging den Machenschaften der Tabakindustrie Einhalt zu gebieten, spielten die Gerichte eine erheblich Rolle. Bis jetzt haben sich Gerichte i.d.R. auch korrekt verhalten, wenn es darum ging die Tabakkontrolleure in ihre Schranken zu weisen.

Werden in einigen Jahren die Tabakkontrolleure vor Gericht stehen, und wird man sie fragen, ob ihnen bewusst war, wieviele Menschenleben sie mit ihren Kampagnen aufs Spiel gesetzt haben? Und werden dann geheime Dokumente auftauchen, aus denen hervorgeht, dass sie sehr wohl Bescheid wussten?

Werden die Tabakkontolleure dann aussagen, dass sie von nichts gewusst hatten? Werden sie sagen, dass sie geglaubt hatten, etwas Gutes zu tun? Werden sie gar sagen, dass sie auf Befehl gehandelt haben?

Beobachtet die EU Parlamentarier!

Ein weiteres mögliches Bollwerk ist das Europäische Parlament, dass über die neue Tabakrichtline abzustimmen haben wird. Derzeit werden viele EU-Abgeordnete von gesundheitsbewussten Bürgen angeschrieben und es wird ihnen erklärt, warum diese Richtlinie abzulehnen ist. Die EU-Parlementarier werden sich nicht damit herausreden können, dass sie von nichts gewusst hatten.

Die Abtimmungen im Europäischen Parlament kann man nachvollziehen. Wer hier wie abgestimmt hat ist kein Geheimnis. Eine Partei, deren EU-Abgeordneten die Tabakkontrolleure gewähren lassen oder gar unterstützen, ist für mich nicht wählbar.

Es geht um viel.

Update 16.05.2013

Dick Puddlecote kommt in seinem Artikel über Linda McAvan ("die gefährlichste Frau in Europa") zu einem ähnlichen Schluss. Der Artikel endet mit

History will surely judge these evil ideologues to have blood on their hands.

Update 07.01.2014

Das Abstimmungsverhalten der EU Abgeordneten zum Amendment 170 habe ich hier analysiert:
Wahlentscheidung
Die Linken Fraktionen machen dabei keine gute Figur.


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4 Kommentare:

  1. Die Gründe, warum die Tabakkontrolle die E-Zigarette nicht duldet, sind doch bekannt:

    Die WHO hat einen Bericht über E-Zigaretten veröffentlicht. In dem Bericht steht folgendes:

    Elektronische Zigaretten sollen verboten werden, weil sie das Tabakrauchen in der Öffentlichkeit normalisieren (also weil sie so aussehen wie Zigaretten)

    WHO: „ENDS (Electronic Nicotine Delivery Systems = E-Zigaretten) sind Produkte, die Tabakzigaretten ähnlich sind und so die Denormalisierung von Tabakerzeugnissen unterwandern könnten.”

    Jetzt wird es ideologisch:

    WHO: „die Benutzung von E-Zigaretten könnte die Umsetzung von Artikel 8 (Schutz gegen Tabakrauch ) behindern. Da E-Zigarettennutzer fordern könnten, die E-Zigarette auch in Öffentlichten Plätzen zu nutzen, da diese keinen Tabak enthalten und/oder keinen Passivrauch erzeugen.“

    http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/75811/1/FCTC_COP5_13-en.pdf

    Es ist also kein so großes Geheimnis...

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  2. @anonym
    ....und niemand zweifelt die seltsamen Argumentationen der "Tabakkontrolle" an, denn Nikotin ist ja ein Nervengift, was man bekämpfen muss....und das kann man, denn es ist gesellschaftlich geächtet (da es ja "grossen volkswirtschaftlichen Schaden" durch Erkrankungen anrichtet und so "süchtig macht wie Kokain und Heroin").

    Beim genaueren Hinsehen stellt man verwundert fest:
    Nikotin OHNE Tabak ist weder suchtauslösend, noch war es je verantwortlich für die gesundheitlichen Folgeschäden (so kann man es nachlesen auf den Webseiten des DKFZ und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BzgA)...aber funktioniert hervorragend bei Rauchern als "Hauptdroge" ohne Rauch!
    Das merkten die E-Zigaretten-Nutzer nach dem Umstieg sehr schnell:
    Der Suchtdruck sinkt, tabakbedingte Beschwerden (wie z.B. Raucherhusten) verschwinden rasch und alle waren begeistert: Endlich viel weniger schädlicher Nikotinkonsum!Man führt den Nikotinkonsum zwar wie gewohnt fort (denn ein "Aufhören" ist bei der E-zigarette ja nicht das Ziel), aber man hat erfolgreich den giftigen Rauch durch tausendfach weniger schädlichen Dampf ersetzt!

    Dann geschah etwas Merkwürdiges:
    Die "Tabakkontrolle" machte Umfragen in einschlägigen Foren, befragte die Teilnehmer nach ihren Rauchgewohnheiten nach dem Umstieg auf E-Zigaretten....und "deklarierte" (das natürlich sehr gute Ergebnis) als "Rauchentwöhnung" im medizinischen Sinne:
    "Die in dieser Studie befragten Nutzer setzen diese Produkte
    also häufig so ein wie Nikotinersatztherapie (NET): zur
    Vermeidung eines Rückfalls, als Unterstützung bei der
    Konsumreduktion oder einem Ausstiegsversuch."
    Insbesondere der Befund, dass 79% der
    ehemaligen Rauchern noch mehr als drei Monate nach
    dem Rauchstopp einen Rückfall befürchteten, wenn sie
    die e-Zigarette absetzen, lassen erhebliche Zweifel an ihrer
    Eignung als empfehlenswerte Ausstiegshilfe aufkommen."
    (Quelle: http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/Newsletter/Newsletter2011/Newsletter_Juli_2011.pdf )

    Ja natürlich "befürchten" die Nutzer einen "Rückfall".....denn sie WOLLEN ja weiterhin ihr legale Droge Nikotin!
    Aber warum nicht, wenn das Genussmittel "Nikotin durch Dampf ohne Tabak" keine grösseren Risiken beinhaltet wie die Genussmittel Kaffee oder Alkohol?
    Der giftige Rauch ist weg und neue Abhängige wird es nicht geben!
    DIE E-ZIGARETTE WÄRE DER ANFANG VOM ENDE DES TABAKSCHRECKENS!

    Wenn man dann gezielt recherchiert, was die "Tabakkontrolle" bei E-Zigaretten über Nikotin (ohne Tabak) verbreitet...ist die Verwunderung perfekt:
    Bei E-Zigaretten schreiben sie fast nur über andere Bestandteile der E-Zigaretten....nie gehen sie auf die wundervoll genialen Eigenschaften von Nikotin ohne Tabak ein:
    Dass es eben praktisch nicht süchtig macht und kaum für KÖRPERLICHE Gesundheitsschäden verantwortlich ist, aber den Rauchern absolut reicht von der Wirkung und vom Handling her, um auf den Rest vom Tabak zu VERZICHTEN!
    Im Gegenteil: Sinngemäß "schmuggeln" sie ihre "Weisheiten" vom "Tabaknikotin" mit in ihre Publikationen über E-Zigaretten und zwar so, dass das niemand merkt! (...ausser wir Dampfer)
    Will die Tabakkontrolle vor der Öffentlichkeit VERHEIMLICHEN, wie wenig Nikotin in den normal üblichen Mengen schadet und nicht mal süchtig macht?

    Es hätte zumindest Methode....seit mindestens 40 (!) Jahren wird der Fokus bei der allgemeinen Tabakaufklärung auf das "Nervengift Nikotin" gelenkt!
    Um das Werk "perfekt" zu machen, benannte es die WHO 1988 dann auch noch um:
    Von "Tabakkonsum" zu "NIKOTINabhängigkeit"...aber schon damals wussten sie, dass da Nikotin selbst nicht körperlich schadet...jedoch soll scheinbar mit allen Mitteln versucht werden, das Bild vom "pösen Nikotin" in der Öffentlichkeit aufrecht erhalten werden...auch bei der E-Zigarette!
    Zeit das zu ändern...deswegen sind Blogs wie dieser hier so unglaublich wertvoll!
    LG, Megan

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  3. @Megan

    Zitat: "benannte es die WHO 1988 dann auch noch um: Von Tabakkonsum zu NIKOTINabhängigkeit".

    Aber wenn dann nur "nach außen". Im inneren arbeiten sie (wie auch Wissenschaftler) mit dem korrekten Begriff "Tabaksucht".
    Siehe auch "Klassifikation nach ICD-10: F17 - Psychische und Verhaltensstörungen durch TabakTabaksucht".

    http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-who/kodesuche/onlinefassungen/htmlamtl2013/

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