Erst nahmen sie sich die Raucher vor ...

Erst nahmen sie sich die Raucher vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Trinker vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Dicken vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich mich vor. (Frei nach Martin Niemöller)

Mittwoch, 27. Juni 2012

Der Selbstmut-Effekt


Warum es eine Gesundheitslobby gibt.

Lange habe ich mich gefragt, wie Menschen solch unsinnige Veröffentlichungen hervorbringen können, wie das DKFZ, das BfR oder ASH. Ich glaube nicht daran, dass die Leute, die dort arbeiten grundsätzlich böse Menschen sind. Es müssen Sachzwänge sein, die sie in ihre demagogische Ecke getrieben haben. Aber welche könnten das sein, und wie könnte man helfen?

Sie müssen handeln

Angenommen jemand macht Sie zum Minister für für Selbstmut. Kein Mensch hat je Probleme mit Selbstmut gehabt, genaugenommen wissen die meisten nicht einmal, was das bedeuten sollte. Ein Jahr verstreicht und Sie, als Minister verkünden stolz: "mit Selbstmut ist alles in Ordnung". "Fein" sagen alle, der hat seinen Laden im Griff.

Nun verstreicht noch ein Jahr und Sie verkünden wieder (wahrheitsgemäß): "immer noch alles in Ordnung mit  Selbstmut". Da werden langsam einige Leute nervös. "Wieso", fragen sie, "brauchen wir eigentlich ein Ministerium für Selbstmut, da gibt es doch gar nichts zu tun?".

Nun ist ihr Job in Gefahr. Sie müssen handeln. Sie haben zwei Alternativen: entweder Sie verkünden, dass Selbstmut eine tolle Sache ist, und dass wir noch mehr davon brauchen, oder Sie sagen, dass Selbstmut höchst gefährlich ist, und sein Risiko stark unterschätzt wird. Nur "alles in Ordnung" dürfen Sie nicht sagen.

Warnen ist ungefährlich

Ersteres ist eine riskante Sache. Früher oder später wird jemand kommen und sagen: "Selbstmut verursacht Krebs", oder "Selbstmut ist für Kinder attraktiv". Da würden Sie schön blöd darstehen. Da hat man schon ein ganzes Ministerium für  Selbstmut, und die merken nicht einmal, dass Kinder davon Krebs kriegen. Nein, das ist viel zu riskant.

Wenn Sie auf der sicheren Seite segeln wollen, dann müssen sie allen "Gefahren" zuvorkommen. Also behaupten Sie selbst frech: "Selbstmut fordert jährlich 3000 Tote". Wenn dann noch mal jemand kommt mit Kindern und Krebs, dann sagen Sie einfach: "hab ich doch gleich gesagt".

Aber es kommen auch die Zweifler auf den Plan. Sie sagen: "es gibt doch gar kein Problem mit  Selbstmut". Diese Art des Widerspruchs ist viel harmloser, denn schwupps haben Sie die nächste Presse-Erklärung serviert bekommen: "viele unterschätzen die Gefahren von Selbstmut". Und Sie sind wieder im Gespräch.

Beweise lassen sich beschaffen

Schließlich kommen die ganz Harten und verlangen wissentschaftliche Beweise. Jetzt müssen sie wohl oder übel ein Geschäft eingehen. Sie können diese Ergebnisse ja schlecht selbst liefen, denn erstens haben Sie die (natürlich) nicht, und zweitens würde Ihnen keiner glauben. Sie brauchen jemand "Unabhängigen".

Für unsereinen wäre das eine unlösbare Aufgabe, aber Sie leiten ja ein Ministerium und Sie haben ein Budget. Also: bevor es zu spät ist beauftragen Sie einen Joe, eine Studie zu erstellen. Der kann abliefern was er will, solange im Abstract etwas steht wie: "Selbstmut - die Unterschätzte Gefahr". Natürlich wäre es besser, wenn danach eine Studie käme, die die Gefahren von Selbstmut tatsächlich beweisen würde, aber wirklich nötig ist das nicht, dann das liest ohnehin keiner.

Das klappt gut. Aber jetzt haben Sie da ein Feuer, das sie am brennen halten müssen. Immer wieder tauchen diese Leute auf, die "alles Quatsch" rufen und sie müssen mit einer Horrormeldung oder einer Studie parieren. Sonst ist ihr Budget oder sogar ihr schöner Ministerposten futsch. 

Strumpfpuppen kämpfen um ihr Budget

Zur Sicherung ihrer Existienz kommen sie auf die Idee, Joe permanent zu finanzieren. Wenn der von Ihrem Geld lebt, wird er sich hüten sowas wie "Selbstmut - alles Quatsch" zu rufen. Ein paar Joes mehr können auch nicht schaden. Sie träumen davon eine ganze Armee von Strumpfpuppen zu kontrollieren, die das sagen, was sie verlangen, dabei aber so tun, als handle es sich um unabhängige Meinungen.

Aber ihr Budget wird knapp. Was tun?

Sie fangen an, einen heroischen Kampf gegen die Gefahren des Selbstmuts zu führen und für ein größeres Budget zu kämpfen und hin und wieder wird ihnen tatsächlich ein höheres Budget zugeteilt. Wann ist ihr Budget hoch genug? Niemals!

Ein größeres Budget ist immer besser, egal wie groß es bereits ist. Das Selbe gilt für alle anderen Sachen, die sie durchgesetzt haben: es ist niemals genug. Die Gesetze sind noch nicht ausreichend, die Öffentlichkeit ist noch nicht genügend alarmiert und mehr Forschung wird benötigt. Denken Sie immer daran: sobald sie sagen: "jetzt ist es gut", sind Sie weg vom Fenster.

Verrlangen Sie eine Selbstmut-Steuer und erheben Sie Anspruch auf einen Teil der Steuereinnahmen. Geben Sie dem Finanzminister aber auch etwas davon ab, damit er auf Ihrer Seite bleibt. Dieses Mittel ist ausgeschöpft, wenn weitere Steuererhöungen zu geringeren Steuereinnahmen führen. Aber auch dann fordern Sie weitere Erhöhungen, nur diesmal werden sie am Finanzminister scheitern. Aber Sie bleiben im Gespräch.

Steuergelder sind aber nicht die einzig mögliche Einnahmequelle. Sollte es eine Industrie geben, die ein Interesse daran hat, Selbstmut zu bekämpfen, dann versuchen Sie sich von denen fördern zu lassen.

Gesellschaftliche Spaltung

Bei Ihrem Kampf um ein höheres Budget ist es nützlich, wenn es gelingt die Bevölkerung in zwei Gruppen zu spalten. Die Einen halten Sebstmut für ungefährlich und bangen um ihre bürgerlichen Freiheiten, während die Anderen höllische Angst vor Selbstmut  haben und am liebsten ein generelles Verbot sehen würden.

Beide Gruppen sind letztlich nützlich für Sie, was Sie nicht brauchen können sind die Gleichgültigen. Also sorgen Sie dafür, dass sich die beiden Gruppen ordentlich bekriegen. Um die Sache in Schwung zu kriegen gründen Sie selbst ein paar Initiativen, die "Selbstmut-Kontrolle" oder so ähnlich heißen. Notfalls gründen Sie auch ein paar Initiativen "Pro-Selbstmut", sollten die nicht von alleine entstehen.

Prangern Sie die Selstmut-Industrie an. In dieser Phase ist es von entscheidender Bedeutung den Menschen klar zu machen, dass sie sich dem Selbstmut-Problem nicht entziehen können. Machen Sie klar, dass auch Leute, die mit Selbstmut gar nichts zu tun haben, indirekt doch unter den Folgen zu leiden haben. Machen Sie den Selbstmut-Gegnern klar, dass sie Opfer der Selbstmut-Industrie sind. Lassen Sie Joe ein paar Studien dazu erstellen.

Moralische Überlegenheit

Machen Sie auch deutlich, dass die Selbstmut-Gegner grundsätzlich die Guten sind. Damit gehören Sie und ihr Ministerium automatisch auch zu den Guten. Zu den Bösen gehört die Selbstmut-Industrie and all Ihre Kritiker. Behaupten Sie, dass Ihre Kritiker von der Selbstmut-Industrie bezahlt werden.

Scheuen Sie auch nicht davor zurück, zu lügen dass sich die Balken biegen. Es macht nichts, wenn man Sie postwendend widerlegt. Das verschafft ihnen zusätzliche Gelegenheiten ihre Gegner ins moralische Abseits zu stellen.

Argumentieren Sie so: alleine an der Tatsache, dass ihre Gegner Sie kritisieren, erkennt man was für Schurken das sind. Wenn sie von verschiedenen Gruppen attackiert werden, dann argumentieren Sie, dass die eine Gruppe offenbar ähnliche Ziele verfolgt wie die andere, und dass die andere Gruppe aus Schurken besteht ist eh klar.

Gesetze

Fordern Sie neue Gesetzte. Damit bleiben Sie im Gespräch. Das schöne daran ist, dass es überhaupt nicht darauf ankommt, dass die Gesetze einen Nutzen bringen. Sollten sie das tun, dann behaupten Sie, dass dank ihrer Gesetze das Sebstmut-Problem zurückgegangen ist. Haben die Gesetze keinen, oder gar einen gegenteiligen Effekt, dann sagen Sie, dass die vorhandenen Gesetze noch nicht ausreichen.

Besonders nützlich ist es, wenn ihre Gesetze Schaden an anderer Stelle anrichten. Wenn Sie z.B. damit anfangen, Jungendliche wegen Selbstmut-Vergehen in den Knast zu stecken, dann vernichten Sie Existenzen und züchten neue Kriminelle. Das kann ihnen aber nur recht sein. Sie sagen einfach: "Selbstmut führt zu Kriminalität" und können das ausnahmsweise sogar mit Statistiken belegen. Ha!

Konkurrenz

Gefahr droht Ihnen nicht so sehr von Ihren Gegnern, als von Produkten, die das Zeug dazu haben Selbstmut vom Markt zu verdrängen. Diese Produkte müssen sie unbedingt bekämpfen. Argumentieren Sie so: da diese Produkte Selbstmut ersetzen, sind sie offenbar ähnliches Teufelszeug wie Selbsmut. Sagen sie dass Kinder davon Krebs bekommen.

Internationalisierung

Es schadet auch nicht, das Problem auf die internationale Bühne zu heben. Halten sie eine internationale Konferenz ab, zu der sie Leute aus anderen Ländern einladen, die sich nach mehr öffentlicher Wahrnehmung sehnen. Vielleicht gründen sie im Anschluss sogar eine "Welt-Selbstmut-Organisation". Wenn sie die bei der UNO plaziert kriegen, sollten ihre Budgetproblem endgültig der Vergangenheit anghören. Nun können Sie soviele Joes bezahlen, dass Sie vor Kritikern keine Angst mehr zu haben brauchen.

Sie können dann internationale Verträge abschließen. Sie können beispielsweise, die von vielen geforderten wissenschaftlichen Beweise einfach per Vertrag "als in überwältigen Maße vorhanden" deklarieren.  Lassen sie alle Mitglieder unterschreiben, und wenn wieder jemand Beweise sehen will, zeigen Sie ihm den Vertrag und sagen: "da steht's doch". Das ist noch einfacher als Joe zu bezahlen.

Wenn in mehreren Ländern das Selbstmut-Problem in der Öffentlichkeit diskutiert wird, haben Sie ferner den Vorteil, dass Sie aus den  subtilen Unteschiede in den verschiedenen Ländern Kapital schlagen können. Vielleicht gibt ein Land mehr Geld für Selbstmut-Kontrolle aus als ihr eigenes, oder es gibt härtere Strafen bei Selbstmut Vergehen. Also prangern sie das an: "Deutschland hinkt im internationalen Vegleich hinterher".


So, oder so ähnlich könnte die Sache gelaufen sein.












Montag, 25. Juni 2012

Grüne bekämpfen die e-Zigarette

Wer (wie ich) mal gerne eine e-Zigarette ausprobieren möchte, sollte sich damit beeilen. Wer sich das Rauchen mit Snus abgewöhnen möchte ebenfalls.

Dass die e-Zigarette in Bayern und in NRW verboten ist, konnte ich noch verschmerzen. Ich wohne woanders, und wenn lediglich zwei Bundesländer unsinnige Gesetze erlassen ist das immer noch kein schlechter Schnitt. Aber nachdem ich all diese merkwürdigen Veröffentlichungen des DKFZ und des Bundesinstituts für Risikobewertung gelesen hatte, war mir klar: hier braut sich etwas zusammen.

Es ist auch nur konsequent: warum sollte man Snus verbieten, wenn die Raucher ohnehin massenweise auf e-Zigaretten umsteigen. Die Kampagnen gegen Snus und e-Zigaretten sind sich ziemlich ähnlich. Ihnen ist gemeinsam, dass mir die vorgebrachten Agumente einfach nicht in den Kopf wollen, und ich das Gefühl nicht loswerde: da will mich jemand für dumm verkaufen.

Schaut man sich in einschlägigen Foren um, so findet man dort immer wieder die Ansicht, es sei die Tabakindustrie, die das Verbot von Snus und e-Zigarretten vorantreibt. So tief verwurzelt ist der Glaube, dass die Industrie im Allgemeinen und die Tabakindustrie im Speziellen für Geld einfach alles tut, ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Bürger.

Nein, diesmal ist es nicht die Tabakindustrie, es sind Bundesbehörden oder andere Interessengruppen, die vorgeben sich um die Gesundheit der Bürger zu sorgen.

Im Februar war es dann soweit: die Nikotinhaltingen Liquids sind als Medikamente einzustufen und dürfen nur in Apotheken verkauft werden.  Der Konsum von e-Zigarretten bleibt weiterhin erlaubt, allerdings nicht an allen öffentlichen Orten, denn diese gebiete der Nichtraucherschutz, auch wenn Rauch hier eigentlich nicht im Spiel ist.

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) sah sich in ihrem strikten Kurs gegen die E-Zigarette bestärkt: "Unsere Linie ist damit ein weiteres Mal klar bestätigt worden", sagte ein Sprecher am Mittwoch.

Aber ganz so einfach war es denn doch nicht. Ein Hersteller nikotinhaltiger Liquids klagte und bekam vorm OVG Recht. Nikotinhaltige Liquids sind also doch keine Medikamente, egal was Barbara Steffens sagt. Hier kann man das Urteil im Original nachlesen.

Die Sachlage ist aber paradox. Wäre die e-Zigarette ein Mittel zur Raucherentwöhnung, könnte man die Liquids als Medikament einstufen und sie würden vom Markt verschwinden. Die Dampfer tun also gut daran, nicht öffentlich zu verkünden, dass sie mit Hilfe der e-Zigarette vom Nikotin loskommen wollen.

NRW ist schon einmal unangenehm aufgefallen, als besagte Barbara Steffens sich daransetzte in NRW ein generelles Rauchverbot im bayrischen Stil duchzusetzen. Dazu kam es erstmal nicht, denn der Landtag wurde aufgelöst und am 13.Mai waren Neuwahlen. Erfreulich ist, dass die Piraten erstmals in den Landtag einzogen, wenn auch mit weniger Sitzen als die Grünen. Die Günen mussten nur geringe Verluste hinnehmen und Barbara Steffens ist wieder Gesunheitsministerin (Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter).

Ähnliche Entwicklungen gibt es in den USA. Dort hatte man ebenfalls versucht die Liquids zum Medikament umzudefinieren, scheiterte aber damit. Nun will die FDA die Liquids als Tabakprodukte regulieren. Der Normalbüger staunt, denn die Liquids sind doch offensichtlich weder Medikamente noch Tabakprodukte. Die Schweden sind hier vernünftiger: Snus wird dort wie ein Lebensmittel behandelt und muss entsprechende Standards einhalten. Dagegen ist nichts einzuwenden.

Derweil kam es in Schweden zu einem Prozess, in dem ein Internetanbieter von Snus angeklagt wurde, weil er Snus in die EU verkauft hatte. Er wurde zwar freigesprochen, weil die Gesetzeslage nicht 100%ig klar war, aber nach diesem Urteil ist die Gesetzelsage klar. Snus aus Schweden wird knapp. Bei den wenigen Snusern, die es in Deutschland gibt, wird dies aber kaum zu einem Aufschrei der Bevölkerung führen. Bei der e-Zigarette könnte das aber anders ausgehen.

Wer bei den nächsten Wahlen verspricht, mit diesem Unfug aufzuhören, hat die ersten paar Millionen Stimmen sicher.




Sonntag, 24. Juni 2012

Das DKFZ, Snus und die E-Zigarette

Wer die Studie des Deutschen Krebsforschungzentrums in Heidelberg gelesen hat, in der suggeriert wurde, es gäbe in Deutschland jährlich 3300 Todesfälle durch Passivrauchen, fragte sich: was hat das denn noch mit Forschung zu tun? Die Äußerungen des DKFZ zu den Themen Snus und e-Zigratette sind ähnlich schwer verdaulich.

Das Snus-Verbot in der EU war einer der Gründe, warum ich mit diesem Blog überhaupt angefangen habe. Dieses Verbot ist so abstrus, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass es hier um den Schutz der Volksgesundheit geht. Es muss um etwas anderes gehen, aber was?

Bis heute habe ich darauf keine klare Antwort. Ich konnte nur einige sich wiederholende Muster erkennen:
  • Die WHO ist oft im Spiel
  • Die Phama-Industrie ist oft im Spiel 
  • Die Forderung nach Verboten und Regulierungen wird oft mit extrem geringen oder völlig unbekannten Risiken begründet. Dagegen werden Verbote selbst als absolut risikofrei dargestellt.
  • Gegen Zigraretten als nikotinhaltige Droge wird zwar gewettert, aber es wird darauf geachtet, dass Raucher weiter rauchen können,
  • Für alle anderen nikotinhaltigen Drogen gilt: nur wenn sie von der Pharma-Industrie kommen enthalten sie gutes Nikotin, sonst  enhalten sie schlechtes Nikotin.
  • Im Netz sind die meisten Meinungsäußerungen gegen das schlechte Nikotin, entweder in einer einheitlichen Spache verfasst, als kämen sie von einer einzigen Pressestelle, oder sie sind in unglaublich schlechtem Deutsch geschrieben und wimmeln von Beleidigungen und hasserfüllten Äußerungen (die Nikotinsüchtigen kozen mich total an, ich haße die)
Was Frau Pötschke-Langer zum Thema e-Zigarette zu sagen hat, überrascht denn auch nicht: In einer Veröffentlichung des DKFZ findet man u.a. Folgendes (Hervorhebungen von mir):
  • [es ist] nichts darüber bekannt, ob und wie sich die Inhalation der von den elektrischeZigaretten erzeugten Dämpfe langfristig auf die Gesundheit auswirkt.
  • Elektrische Zigaretten sind möglicherweise ein Einstiegsprodukt in den Tabakkonsum.
  • [es gibt] Medikamente, für die eine Wirksamkeit in der Tabakentwöhnung wissenschaftlich nachgewiesen ist
  • Die Nutzung elektrischer Zigaretten in Rauchverbotszone kann nicht unterstützt werden. Es ist [..]derzeit nicht möglich, abzuschätzen, inwieweit elektrische Zigaretten die Innenraumluft belasten
Und als Fazit liest man:  Aufgrund des Nikotingehalts ist eine Regulierung der elektrischen Zigarette als Arzneimittel angezeigt. Ein Verbot als Nachahmerprodukt von Tabakprodukten auf der Basis einer entsprechenden Gesetzesgrundlage wird empfohlen.

Wer mag, kann sich noch die entsprechende Veröffentlichung des DKFZ zum Thema Snus durchlesen. Auf der letzten Seite findet man zwei  kleine Mathematikaufgaben. Es wird gesagt (Anmerkungen und Hervorhebungen von mir):
  • Dank zunehmender Tabakkontrollmaßnahmen [Nachweis fehlt] ist in den letzten Jahren [von 2006 bis 2009] in vielen Ländern, in denen der Verkauf rauchloser Tabakprodukte verboten ist, die Raucherprävalenz gesunken. So sank der Raucheranteil beispielsweise in Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Italien und Finnland im Zeitraum von 2006 bis 2009 jeweils um fünf Prozentpunkte. In Schweden nahm der Raucheranteil im gleichen Zeitraum weniger deutlich ab34 (Abb. 3).
 Beantworten Sie folgende Fragen:
  • welcher Effekt ist stärker: ein Rückgang der Raucherquote von 32% auf 29% (EU-Durchschnitt, wo Snus verboten ist) oder ein Rückgang von 18% auf 16% (Schweden, wo Snus erlaubt ist)?
  • Wo wird weniger geraucht: in Schweden oder in der EU?
Wer den Effekt von Snus auf die Raucherquote statt über die willkürlich herausgegriffenen Jahre 2006-2009 lieber über einen größeren Zeitraum sehen möchte, dem sei die Sudie von Foulds, Ramstrom, Burke und Falderstöm ans Herz gelegt. Dort findet man folgende Grafik:

Ich kann den Argumenten, die in diesen beiden Veröffentlichungen vorgetragen so wenig folgen, dass sie mir schon fast wie gezielte Desinformation erscheinen. Und das DKFZ ist mit der WHO verbandelt. Macht das nun das DKFZ glaubwürdiger oder die WHO unglaubwürdiger?

Die nächsten Jahe werden interessant. Die schleichende Prohibition von Zigaretten und e-Zigaretten, sowie die offene Prohibition von Snus werden uns sicher noch viele neue nikotinhaltige Drogen bescheren. Momentan gibt es einen immer stärkeren Schwarzmarkt für Zigaretten. Wann kommt der Schwarzmarkt für e-Zigaretten?

Es geht nicht um die Volksgesundheit. Aber worum geht es dann?




Freitag, 15. Juni 2012

Real existierende Demokratie

Zu glauben, dass man durch Wahlen das politische Geschehen beeinfussen kann ist nicht mehr jedermanns Sache. Dennoch besser als nichts ist das allemal. Wirksamer als Wahlen sind jedoch Kaufentscheidungen. Aber auch dieses Mittel der Willensäußerung lässt sich außer Kraft setzen, wie Christopher Snowdon vom Institute for Economic Affairs  berichtet.

Gemeinnützige Organisationen in den USA dürfen sich nur geringfügig an politischen Kampagnen beteiligen. Anders in England: dort reicht es aus, wenn eine Organisation zuminindest einen kleinen Teil ihrer Aktivitäten nicht der Lobby-Arbeit widmet, um ihren gemeinnützigen Status zu behalten
.

 Dass private Konzerne gerne Lobby-Organisationen gründen, die sich den Anschein geben, unabhängige Interessensgruppen zu sein (Astroturfing) spricht sich langsam herum. Immerhin 75% der Britischen Bevölkerung betrachten gemeinnützige Organisationen als vertrauenswürdig. Beamten trauen  nur 44% über den Weg und gerade mal 13% trauen den Politikern.

Inzwischen erhalten in England mehr als 20% der gemeinnützigen Oganisationen Geld vom Staat. 27.000 Organisationen finanzieren sich zu mehr als 75% aus Steuergeldern. Ingesamt kosten diese Organisationen den Steuerzahler jährlich 12 Milliarden Britische Pfund.

Der Kuchen ist groß

Das ist ein beachtlicher Kuchen. Zwar leisten viele dieser Organisationen sinnvolle Arbeit, aber es wäre naiv anzunehmen, dass dieser Batzen Geld nur wohlwollende, menschenfreundliche Individuen anlockt. Guido Fawkes umschrieb diese Situation folgendemaßen: eine Organisation die hauptsächlich von Steuegeldern lebt ist so wenig gemeinnützig, wie eine Prostituierte deine Freundin ist.

Solche Fake Charities redefinieren Lobby-Arbeit gerne als "ins öffentliches Bewustsein rücken" und befassen sich bevorzugt mit Themen wie
  • Umweltschutz und Klimawandel
  • Gesundheit
  • Soziale Gerechtigkeit
  • Frauenrechte
 Für den Staat ergibt sich die Möglichkeit solche Organisationen finanziell zu unterstützen, die die gleichen Ziele verfolgen, wie er selbst. Besser noch, wenn die unterstützen Organsiationen einen zwar ähnlich gerichteten, aber extremeren Standpunkt einnehmen, als der Staat. So können unpopuläre Gesetze erlassen werden, und der Gesetzgeber kann sich immer noch damit schmücken, den extremen Forderungen nicht nachgegeben zu haben.

Strumpfpuppen


Einer der großen "Arbeitgeber" ist laut IEA das englische Gesundheitsministerim (das Department of Health, kurz DH) und ASH (actions on smoking and health) ist eine ihrer "Strumpfpuppen". ASH bekommt außerdem noch von dem Pharma-Riesen Pfizer Geld. Die Mitglieder dieses Triumvirats machen sich gegenseitig wichtig. Das stärkt die Position des DH und die von ASH gleich mit. Die Motivation der Pharma Industrie ist weniger offensichtlich. Klar verkauft Pfizer Nikotinpräparate, und das Geschäft könnte noch besser laufen, wenn es keine konkurierenden Nikotinanbieter auf dem Markt gäbe, aber deshalb gleich in ein so schmutziges Geschäft einzusteigen?

Diese Situation ist für die wirklich gemeinnützigen Organisationen unerfreulich, denn sie laufen Gefahr, mit den "fake charities" in einen Topf geworfen zu werden. Für den Büger ist diese Konstellation ebenfalls höchst unbefriedigend. Parteien kann man abwählen, Produkte kann man boykottieren, aber gegen dieses Kartell kommt man schwer an. Letztlich bezahlt der Bürger diese Oganisationen mit seinen Steuergeldern, damit seine Stimme bei der politischen Willensbildung ignoriert wird.

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