Erst nahmen sie sich die Raucher vor ...

Erst nahmen sie sich die Raucher vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Trinker vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Dicken vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich mich vor. (Frei nach Martin Niemöller)

Mittwoch, 27. Juli 2016

Der tiefe Traum der Medien

Über die Medien zu schimpfen ist momentan ziemlich angesagt. Dabei tun sie nichts weiter, als zu liefern was die Leute wollen. Beispiele aus Physik und Informatik erklären was da genau abgeht.

Wenn man ein Mikrofon über einen Verstärker mit einem entfernten Lautsprecher verbindet, dann kann man am Lautsprecher hören, was in der Nähe des Mikrofons gesprochen wird. So stellt man sich die Medien gemeinhin vor. Wir, die Konsumenten sind der Lautsprecher, die Medien sind das Mikrofon und die Umgebung des Mikrofons ist die Welt, über die wir so etwas erfahren.

Aber so einfach ist die Sache nicht. Auch wir sind ein Teil der Welt, auch wir werden von den Medien beobachtet. Für die Medien ist das Konsumverhalten von Unsereinem von Interesse und sie justieren ihr Programm so, dass unsere Konsumwünsche möglichst gut erfüllt werden.

Um bei dem Beispiel von oben zu bleiben bedeutet das, dass das Mikrofon auch Signale von Unsereinem empfängt. Man kann so eine Situation leicht herstellen, indem man das Mikrofon in die Nähe des Lausprechers stellt. Dann gelangen auch Signale, die aus dem Lautsprecher herauskommen in das Mikrofon.


Bei hinreichend großer Verstärkung kommt es so zu einer akustischen Rückkopplung. Man hört einen ziemlich lauten und unangenehmen Pfeifton. Welchen Ton man genau hört hängt von der gesamten Anordung ab, dem Mikrofon, dem Raum, den Abständen etc. Aber von einer Sache hängt er praktisch nicht ab: von dem was in der Nähe des Mikrofons gesprochen wird. Bestenfalls kann man sagen, dass das was in der Umgebung des Mikrofons passiert bis zur Unkenntlichkeit gefiltert und verstärkt wird.

Was wir aus den Medien erfahren verhält sich ähnlich. Es spiegelt das System aus Medien, Konsumenten und der Rückkopplung der Konsumentenmeinung zurück zu den Medienschaffenden wieder. Bei hinreichend starker Rückkopplung kann man nicht mehr erwarten von einem solchen System etwas über die Welt zu erfahren. So ein System gibt nur noch Auskunft über sich selbst


Optische Rückkopplung

Ein ähnliches Phänomen kann man erzeugen, indem man eine Kamera vor einen Monitor stellt oder Spiegel so anordnet, dass man den einen Spiegel in dem anderen sehen kann. Es entsteht dann eine unendliche Folge von Spiegelbildern.



Aber es geht noch besser. Nimmt man statt eines simplen Spiegels ein intelligentes System, das Dinge erkennen kann und schafft eine Anordnung, wo das System seinen Drang Dinge zu erkennen ausleben kann, dann kann man aus harmlosen Bildern solche erzeugen in denen Dinge zu sehen sind, die eigentlich nicht da sind. Diese Technich ist auch as "deep dream" bekannt. Auch hier haben wir es mit einer Konsequenz von Rückkopplung zu tun.



So in etwa kann man sich das Bild der Welt (oder einer Pizza) vorstellen, das von Medien, Konsumenten und deren Interaktion geschaffen wird.

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