Erst nahmen sie sich die Raucher vor ...

Erst nahmen sie sich die Raucher vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Trinker vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich die Dicken vor und ich habe den Mund gehalten. Dann nahmen sie sich mich vor. (Frei nach Martin Niemöller)

Sonntag, 20. Mai 2012

Benzinpreise

Nun soll also eine neue Behörde die Benzinpreise bändigen. Mehr Bürokratie für niedrigere Preise - das klingt nach einem Ablenkungsmanöver. Aber wovon soll hier abgelenkt werden. Doch nicht etwa davon, dass der Staat weit mehr am Sprit verdient als die Mineralölkonzerne? 

Die Steuern auf Benzin setzen sich aus zwei Anteilen zusammen. Die Mineralölsteuer und der Mehrwertsteuer. Die Mineralölsteuer ist ein konstanter Betrag, der lediglich hin und wieder erhöht wird. Diese Steuer folgt dem Beninpreris nicht. Wenn die Benzinpreise steigen bleibt dieser Betrag konstant, d.h. der Steuer-Anteil sinkt.

Die Mehrwertsteuer verhält sich anders. Hier ist der Steuer-Anteil konstant. Wenn die Benzinpreise steigen, verdient der Staat auch mehr. Allerding sind die 19% Mehrwertsteuer immer noch der kleinere Teil der Abgaben.


Die Grafik oben ist zwar nicht mehr ganz aktuell, verdeutlicht aber die Größenordungen recht anschaulich. Die beiden dunkelroten Flächen unten entsprechen dem, was der Staat kassiert. Hier gilt im wesentlichen brutto gleich netto, denn der Staat muss nichts einkaufen und keinerlei Leistungen erbringen um diesen Anteil zu kassieren.

Man sieht, dass bei hohen Spritpreisen der Steuer-Anteil sinkt. Im Jahr 2008 sieht man vergleichsweise viel rosa, bei etwa konstantem rot-Anteil. Bei dem hohen Spritpreis von heute EUR 1,60 liegt der Steueranteil  bei etwas über 57% oder 91 Cent pro Liter, also vergleichsweise niedig.

Die Mineralölkonzerne kassieren den Betrag vom Kamm des Gebriges von ihren Kunden. Davon müssen sie mehr als die Hälfte an den Staat abführen und das Benzin in Rotterdam bezahlen. Der schmale rosa Streifen oben ist das, was ihnen bleibt. Von diesem Rest müssen sie ihre Tankstellen untehalten und das Benzin dorthin transportieren. Was dann noch übrig bleibt ist ihr Gewinn.

Der hohe Steueranteil erklärt auch, wieso der Benzinpreis dem Preis in Rotterdam nicht folgt. Ein Verdoppelung des Großhandels-Einkaufpreises zieht keineswegs eine Verdoppelung des Preises an den Tankstellen nach sich, denn die Mineralölsteuer bleibt dabei mit ihren rund 65 Cent pro Liter konstant.

Das Bundesfinanzministerim bestreitet dennoch an den hohen Spritpreisen mitverantwortlich zu sein, oder gar davon zu profitieren. Über das Ziel hinaus schießen sie allerdings mit dem Satz: Aber es ist falsch, daraus zu schließen, dass der Staat deshalb insgesamt mehr Umsatzsteuer einnehmen würde. Die Rechnung ist einfach: Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Was die Verbraucher mehr an Umsatzsteuer an der Tankstelle bezahlen, geben sie an anderer Stelle weniger für den Konsum aus.

Wenn das so einfach wäre, dann könnte man doch  die Mehwertsteuer auf Benzin senken. Für den Staat scheints  ja egal zu sein, und die Verbraucher würde es freuen. Damit niemand auf solche Ideen kommt muss jetzt eine neue Behörde her.

Ähnliches gilt übrigens für die hohen Stompreise, die auch zu einem erheblichen Anteil durch gestiegene Abgaben erklärt werden können. Und natürlich verdient der Staat auch weit mehr an Zigaretten als die Tabakkonzerne.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen