Eigentlich harmlos
Kindern etwas zu verbieten ist eigentlich eine ziemlich sichere Sache. Kinder dürfen ja nicht wählen. Und die Erwachsenen freuen sich, dass das Verbot sie selbst nicht betrifft. Kinder spielen in diesem Zusammenhang die Rolle der "anderen", denen man ungestraft Wasser predigen darf. Wenn man den Erwachsenen etwas verbieten will, fängt man am besten mit den Kindern an und weitet später das Verbot als "logischen Schritt" auf die Erwachsenen aus.
Auch das Verkaufsverbot von e-Zigaretten an sich wird keinen großen Schaden anrichten. Die Gesundheit der Kinder wird dadurch nicht nennenswert geschädigt, denn Kinder interessieren sich ohnehin kaum für e-Zigaretten, zumindest taten sie es nicht, als sie ihnen noch nicht per Gesetz vorenthalten wurden.
Der eine oder andere jugendliche Raucher wird wohl davon abgehalten werden das Rauchen zu Gunsten der e-Zigarette aufzugeben, aber das sind nicht viele. Eine Studie in den USA fand heraus, dass ein Verkaufsverbot von e-Ziagerren die Raucherquote bei Jugenlichen um gerade mal 0,9 Prozentpunkte steigen lässt.
So gesehen ändert das Verkaufsverbot an Kinder erst einmal gar nichts. Es ist aber ein willkommener Anlass die Nachricht "raucht um Gottes Willen weiter" unters Volk zu bringen.
Profülen-Glükol
Die vielen 'Ü's verwirren |
Diktiert wurden die Texte vom Deutschen Krebsforschunginstitut (DKFZ) und vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Die beiden werden offen zitiert, als wären sie etwas Gutes. Ersteres vertritt die Pharma-Indusrie und Letzteres die Regierung. Keine dieser Organisationen hat die Befugnis in Deutschland Gesetze zu machen, so wenig wie jede andere Lobby-Organisation.
Das ist es, was viele Dampfer auf die Palme bringt: eine Handvoll Politiker tragen praktisch alle den gleichen Text vor.
Hinzu kommt, dass die gesamte Presse ebenfalls aus den immergleichen DKFZ und BfR Pressemitteilungen zitiert. Die tatsächliche Faktenlage, wie sie beispielsweise auf Wikipedia dargelegt wird, bleibt völlig unerwähnt.
Leere Sitze bei der ersten Lesung |
Bei der ersten Lesung war kaum jemand im Plenarsaal anwesend. Und hier geht es immerhin um zigtausend Menschenleben. Wenn zwei dubiose Organisationen über deren Schicksal entscheiden dürfen, was kommt dann als Nächstes?
Einstiegsdroge
Es gibt tatsächlich Jugendliche, die zuerst e-Zigaretten probiert haben und dann auf Tabakzigaretten umgestiegen sind. Es sind nicht viele, aber es gibt welche. Damit ist klar, dass der Konsum von e-Zigaretten keinen 100%igen Schutz vor einer Karriere als Raucher bietet.
Das ist nicht wirklich erstaunlich, denn es gibt nichts, das zuverlässig davor schützt, einmal Raucher zu werden. Milch tut das nicht (viele Raucher haben zuerst Milch getrunken), die Tabakrichtlinie leistet das nicht und Nichtrauchen schon gar nicht: ausnahmslos alle Raucher waren vorher Nichtraucher.
Rauchen für den Fiskus
In Deutschland gibt es rund 18 Millionen Raucher und 3 Millionen Dampfer, die praktisch alle ehemalige Raucher sind.
Die e-Zigaretten-Industrie macht jährlich einen Umsatz (nicht Gewinn!) von 200 Millionen Euro mit stark steigender Tendenz. Dennoch ist das eine winzige Industrie im Vergleich zur Tabakindustrie. Die Tabaksteuer spielt jährlich rund 14 Milliarden Euro ein und auch die Tabakindustrie kann noch ganz gut leben, wenn auch der Fiskus mit Abstand am meisten von den Rauchern profitiert.
Durch jeden Dampfer verliert der Staat gut 750 Euro im Jahr, bei 3 Millionen Dampfern sind das schon 2,3 Milliarden. Das ist nocht nicht richtig viel, aber immerhin ein Viertel des Etats des Familienministeriums (Manuela Schwesig) und ein Fünftel des Etats des Gesundheitsminiteriums (Hermann Gröhe).
Die Pharma-Industrie, die ebenfalls Nikotinprodukte vertreibt und die Tabakkontrolle finanziell unterstützt, macht in Deutschland einen jährlichen Umsatz von 42 Milliarden Euro.
Das Gerücht, dass es eine mächtige e-Zigaretten Lobby gibt fällt in Deutschland mit seiner weit verbreiteten Industriefeindlichkeit zwar auf fruchtbaren Boden, entspricht aber nicht den wahren Machtverhältnissen.
Raucher werden beruhigt
Als die e-Zigarette aufkam wurde sie von der Tabakkontrolle noch mit verhaltem Lob begrüßt. Damals glaubte man noch, die e-Zigarette würde eine Randerscheinung bleiben. Man konnte sie daher Rauchern gefahrlos empfehlen, denn die Chance, dass jemand damit tatsächlich das Rauchen aufgibt erschien eher gering.
Raucher werden ständig mit "tut dies", "lasst jenes" Befehlen bombardiert, so dass "steigt auf die e-Zigarette um" lediglich als eine weitere Gängelung verstanden wurde.
Die Kampagnen gegen die e-Zigarette wird die Dampfer nicht vom Dampfen abhalten können. Bestenfalls entsteht ein blühender Schwarzmarkt. Aber den Rauchern wird eine Ausrede fürs Weiterrauchen in die Hand gegeben. Wenn jetzt die Ehefrau daherkommt und sagt "Eugen, kauf dir doch eine e-Zigarette", dann sagt Eugen "nee, die sollen ja noch gefährlicher sein als Rauchen".
Das ist Sinn und Zweck der ganzen Aktion. Die Sache mit den Kindern ist der erste Schritt, um aus einer Kampagne Gesetze zu machen. Mehr Gesetze werden kommen und der alarmierende Rückgang der Raucherquote wird gestoppt.
Das könnte Sie auch interessieren
Wahlentscheidung
Tabakkontrolle und Finanzmark
Ich bin nicht einverstanden