Dort ist nämlich folgendes zu lesen:
Da allerdings nur die männliche Form generisch verwendet wird, deutet das Ergebnis der Studie darauf hin, dass Frauen sich von Stellenangeboten, die generische Maskulina verwenden, weniger angesprochen fühlen und deshalb von einer Bewerbung absehen.
Das möchte ich nun doch nicht haben. Wenn Jobs für Frauen geeignet sind, dann möchte ich nicht, dass sie sich durch die Formulierung des Stellenabgebots davon abgebracht werden, sich zu bewerben. Dann vielleicht doch besser Lehrkraft statt Lehrer und Müllabholende statt Müllmann.
Bei der zitierten Studie handelt es sich eigentlich um zwei Studien, die beide hier veröffentlicht wurden:
Sandra L. Bem, Daryl J. Bem: Does Sex-biased Job Advertising “Aid and Abet” Sex Discrimination? In: Journal of Applied Social Psychology. 3, Nr. 1, 1973, S. 6–18
Ich war so frei sie zu lesen.
In der Einleitung erfährt man, dass Diskreminierung wegen Rasse, Hautfarbe, Religion und Geschlecht in den USA verboten sind, und dass der Zusatz "and sex" ursprünglich als Witz aufgefasst wurde und auch so gemeint war. Nun gut
Die erste Studie
In der ersten Studie geht es um Stellenangebote, die sich gezielt und bewusst an ein Geschlecht wenden und dem Gesetz nur dadurch genüge tun, indem sie am Ende "Pacific Telephone, An Equal Opportunity Employer m/f" schreiben.
Pacific Telephone Anzeigen wurden 120 Probanten beiderlei Geschlechts vorgelegt, und zwar
- geschlechts-spezifisch (das war das Original),
- neutralisiert und
- geschlechts-spezifisch mit vertauschen Rollen
Die Studie beweist, dass wenn man gezielt nach Bewerbern eines Geschlechts sucht, sich bevorzugt Bewerber dieses Geschlechts bewerben und der "equal opportunity" Nachsatz daran nicht viel ändert. Mit dem generischen maskulinum hat diese Stude nichts zu tun und Wikipedia zitiert sie hier im falschen Kontext.
Die zweite Studie
In der zweiten Studie geht es darum, welchen Einfluss es hat, wenn man Stellenanzeigen in einer Zeitung in zwei Rubriken unterteilt, nämlich "Jobs für Männer" und "Jobs für Frauen". Der Versuch wurde mit 52 Probanten durchgeführt, alles Frauen.
Unglücklicherweise sind die Ergebnisse völlig anders dargestellt als die der ersten Studie, obwohl sie von den gleichen Leuten durchgeführt wurden. Die Frage, wie groß der Einfluss der Rubrik ist, im Vergleich zu geschlechtsspezifischen Texten lässt sich so leider nicht beantworten. Im Grunde genommen kann ich das Ergebnis nicht wirklich interpretieren, aber es sagt wohl aus, dass auch die Rubrik einen Einfluss hat.
Fazit
Im Postscript steht, das AT&T den Prozess verloren hat und sich verpflichtete, den Anteil der beschäftigten Frauen auf einen gewissen Prozentsatz zu erhöhen.
Die Studien wurden angefertigt, um ein bestimmtes gewünschtes Ergebnis zu produzieren, denn sie sollten ja in einem Prozess die eine Seite unterstützen. Das ist grundsätzlich in Ordnung. Aber über dem Auge der Wissenschaft hebt sich dabei eine Augenbraue. Anwalts-Plädoyers gelten auch dann nicht als wissenschaftliche Fakten, wenn der Prozess gewonnen wurde.
Am wichtigsten ist aber, dass beide Studien gar nichts mit dem generischen maskulinum zu tun haben, aber dennoch in diesem Zusammenhang zitiert werden.